Seit Montag kommen in der Stadt keine Streusalz-Lieferungen mehr an. Ab heute verteilt die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) überwiegend Granulat auf den Straßen.

Laut Geschäftsführer Jürgen Jeppel werden nur noch besonders gefährliche Stellen, etwa an Steigungen oder Brücken, mit dem effektiveren Salz vor Glatteis geschützt.

„Polizei und Verkehrsbetriebe sind informiert”, sagt Jeppel. „Doch wenn es einen weiteren Wintereinbruch mit Schneefall und eisigen Temperaturen gibt, kann der Dienst nur noch eingeschränkt durchgeführt werden.” Sollten die Lieferengpässe beim Streusalz weiter bestehen, müsse mit erheblichen Verkehrsbehinderungen in den Ruhrgebietsstädten gerechnet werden. Dabei sah sich die MEG noch Mitte Dezember gut auf den Wintereinbruch vorbereitet. Reichlich Salz lagerte in den Silos auf dem Betriebshof. „Im Moment haben wir noch 250 Tonnen”, so Jürgen Jeppel. „Etwa 1400 sind schon verbraucht. Mit dieser Menge kamen wir in anderen Wintern komplett aus.” Die 250 Tonnen müssen nun für die „Gefahrenpunkte” reichen.

Neben Mülheim drohe auch Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Oberhausen die Einschränkung im Winterdienst. Alle Städte bekommen ihr Salz normalerweise vom Deutschen Straßendienst (DSD) in Hannover.

„In unserem Vertrag steht eine Liefergarantie innerhalb von 24 Stunden”, so Jürgen Jeppel. „Darauf konnten wir uns bisher immer verlassen.” Seit Anfang der Woche läuft dieser Vertrag nun jedoch nicht mehr so glatt wie in den vergangenen Jahren. „Es ist das erste Mal, dass Mülheim nicht mehr beliefert wird.” Der Geschäftsführer erklärt die drastische Entwicklung damit, dass es zurzeit eine Prioritätenliste der Salzlieferanten gebe, die vorsehe, dass in Nordrhein-Westfalen nur noch der Landesbetrieb Straßen.NRW mit Salz beliefert werde.

So solle zunächst die Versorgung der Autobahnen und Bundesstraßen gesichert werden. Die Bestellungen der Städte beziehungsweise ihrer Entsorgungsunternehmen würden trotz Liefergarantie zurzeit nicht mehr abgewickelt. „Wir können nicht absehen, wann und in welchen Mengen wir wieder Streusalz bekommen”, sagt Jeppel.

Deshalb greift nun Plan B: Um den Vertrag mit einem Unternehmen aus der Eifel, das Mülheim nun Granulat (Split in Form von kleinen Steinen) liefert, macht sich Jürgen Jeppel keine Sorgen. „Da gibt es keine Engpässe.” 300 Tonnen sind der Stadt schon sicher, 300 weitere geordert. „Wenn das nicht reicht, können wir auch noch kurzfristig nachbestellen.”

Matthias Stamm, Geschäftsführer des Deutschen Straßendienstes, bestätigt die Notlage des Ruhrgebietes. „Hier hat der Winter besonders zugeschlagen.” Und bestätigt auch, dass es für die Kommunen zur Zeit kein Salz gibt. Der Grund: die „enorme Nachfrage der letzten Tage”. Nicht nur den Geschäftsführern ist der Winter gründlich versalzen. Auch das Lager beim Hagebaumarkt ist leergefegt. „8000 Säcke sind vorbestellt, 2000 bekommen wir in den nächsten Tagen noch”, sagt Mitarbeiter Jürgen Kierdorf. Danach heißt es auch hier: Lieferstopp.