Mülheim/Essen. Das Rhein-Ruhr-Zentrum Mülheim soll spannender werden, auch für junge Kunden. Topmanager Ian Sandford erläutert den geplanten Umbau ab Juni.
Der ersehnte Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums (RRZ) soll in Kürze starten - die Fäden laufen bei Ian Sandford zusammen, Chef der Eurofund Group, die das Center gekauft hat. Mit der Aufwertung bestehender Einkaufszentren durch Freizeit-, Event- und Gastronomieangebote hat Eurofund reiche Erfahrung. Die Entwicklung solcher „Shopping Resorts“ bildet das Kerngeschäft, bislang gibt es Referenzobjekte in Spanien, Portugal, Großbritannien, Italien.
Erstes Deutschland-Projekt soll das RRZ werden. Warum das glanzlose Center in seinen Augen erste Wahl ist, erläutert Ian Sandford im Interview.
Mr. Sandford, Sie sind gebürtiger Engländer, leben in Madrid, fliegen aber neuerdings häufig nach Mülheim. Wie oft ungefähr?
Alle zwei bis drei Wochen. Meist bleibe ich für mehrere Tage. Am Wochenende zieht es mich zurück - wegen meiner Familie.
Es gibt hier in der Region etliche Shopping-Center, auch solche, die eine Erneuerung nötig hätten. Warum hat sich Eurofund ausgerechnet für das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim entschieden?
Es gab mehrere Schlüsselfaktoren. Einer ist die Bevölkerungsstruktur: In der unmittelbaren Umgebung des Centers, inklusive der Großstädte Essen, Oberhausen, Duisburg und Düsseldorf, leben mehr als zehn Millionen Menschen. Eine einkommensstarke Bevölkerung. Das ist fundamental. Zweiter wichtiger Faktor ist die gute Erreichbarkeit. Wir haben Deutschlands meist befahrene Autobahn gleich vor der Tür und eine A40-Abfahrt führt direkt zu unseren Parkhäusern. Außerdem gibt es eine eigene Umgehungsstraße rund um das RRZ und direkte Anbindung an Busse und Bahnen. Die Infrastruktur ist unglaublich gut. Deutschlandweit finden Sie kein vergleichbares Grundstück.
Das RRZ aktuell - wie würden Sie es beschreiben?
Einige Bereiche sind dunkel und sehr alt. Wir werden jetzt schauen, wie wir daraus ein hochwertiges Center machen. Alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Investment sind gegeben. Was wir jetzt brauchen, sind eine Vision und großartige Designer.
Das Center soll in mehreren Abschnitten grundlegend umgestaltet werden. Wann geht es los? Was wird der erste sichtbare Schritt sein?
Im Juni wird man erste Veränderungen sehen. Beispielsweise werden die öffentlichen Bereiche in der Mall neu gestaltet, es wird Grünpflanzen und Sitzgelegenheiten geben. Außerdem beginnen wir mit der Renovierung der Toilettenanlagen.
Kosmetische Veränderungen, Dinge, die wir schnell umsetzen können, und die für unsere Besucherinnen und Besucher sofort sichtbar sind. Wegen der vielfältigen gesetzlichen Vorschriften geht leider nicht alles so schnell, wie wir es uns wünschen würden.
Die notwendigen Baugenehmigungen für den Umbau sollen nach und nach beantragt werden, um das Ganze zu beschleunigen. Wann rechnen Sie mit der ersten Genehmigung?
Der erste Antrag soll im April eingereicht werden. Wir rechnen mit zwei bis drei Monaten, dann können wir mit dem eigentlichen Umbau starten. Die Neukonzeption des Centers ist extrem kompliziert. In vielen Meetings mit Verantwortlichen der Mülheimer Verwaltung haben wir beschlossen, dass es am besten ist, das Ganze aufzuteilen in kleine Päckchen. So machen wir es jetzt. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Mülheim ist fantastisch. Vom Oberbürgermeister bis hin zum technischen Team.
Das Center hat eine Gesamtfläche von 140.000 Quadratmetern. In welchem Bereich wird der Umbau starten?
Wir verlegen als Erstes den Westeingang bei McFit und schaffen einen neuen, direkten Zugang zum Parkplatz sowie zusätzliche Parkflächen. Die Baugenehmigung hierfür soll im April beantragt werden, so dass wir im Juli mit den Arbeiten beginnen können.
Eurofund hat angekündigt, dass es am Westeingang künftig einen Supermarkt und einen weiteren Discounter geben soll. Können Sie schon Namen nennen?
Noch nicht. Wir haben zwar schon grundsätzliche Vereinbarungen mit Einzelhändlern, aber die Verträge sind noch nicht unterschrieben. Wir stehen kurz davor, ich hoffe, nächsten Monat ist der erste Vertrag fix. Im Sommer können wir wahrscheinlich die wichtigsten neuen Mieter des Rhein-Ruhr-Zentrums nennen.
Ist es denkbar, dass die neuen Lebensmittelgeschäfte schon 2024 eröffnen?
Nein. Ende 2025, Anfang 2026. Wir haben aufwändige Bauarbeiten vor uns. Und wir investieren in dieses Gebäude eine riesige Menge Geld, fünf Millionen Euro pro Monat.
Das Gesamtprojekt soll 180 Millionen kosten - nach bisherigem Stand. Sind Sie sicher, dass Sie damit auskommen?
Falls wir mehr ausgeben müssen, dann für Maßnahmen wie die Erweiterung der Parkflächen. Wir und unsere Partner sind bereit, viel zu investieren, wenn es für den Erfolg des Projektes notwendig ist.
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Ist auch geplant, das RRZ für Radfahrer besser erreichbar zu machen? Die Grugatrasse führt dicht daran vorbei, doch die Anbindung ist schlecht...
Ja, absolut. Wir sind im Gespräch mit der Stadt Mülheim über eine bessere Verbindung, das betrifft alle Verkehrswege.
Schauen wir in die Zukunft: Was wird in einigen Jahren die größte Attraktion im Rhein-Ruhr-Zentrum sein? Der Magnet für Besucher aus dem ganzen Ruhrgebiet?
Eines unserer Projekte, auf das ich sehr stolz bin, ist das Shopping Center Ubbo in Lissabon, das dem RRZ sehr ähnelt. Wir haben es 2015 gekauft. Es hatte anfangs zwölf Millionen Besucher jährlich, inzwischen sind es 21 Millionen. Wir haben es komplett verändert. Vor zwei Monaten haben wir dort eine Kundenbefragung durchgeführt, um zu erfahren, warum die Leute ins Center kommen. Was ist für sie am wichtigsten? Zara? Primark? Das Kino? Die Antwort war: Die Leute kommen, um Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden zu verbringen. Das wollen wir auch mit dem RRZ erreichen.
Was heißt das konkret für den Umbau des RRZ, aus dem ein „Shopping Resort“ werden soll?
Menschen werden kommen, um einzukaufen, Filme zu sehen oder die neuen Freizeitaktivitäten zu nutzen, die wir hierhin bringen werden. Wir wollen, dass sie Zeit mit uns verbringen, wir schaffen eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlen, glücklich sind. Und wir müssen unser Publikum, unseren Besucherkreis erweitern. Wir planen mehr Freizeitangebote, ganz unterschiedliche Aktivitäten, mehr Mode, junge Mode, mehr Lebensmitteleinzelhandel oder Drogeriemärkte, damit die Leute täglich hier einkaufen. Man wird künftig ganz leicht hinein und heraus kommen, ohne dass man gleich das ganze Center besuchen muss.
Momentan kommen eher ältere Besucher zum Shoppen ins RRZ, junge Leute nutzen allenfalls die Freizeitangebote. Wie wollen Sie das ändern?
Immerhin kommen sowohl Junge als auch Ältere ins Center. Aktuell gibt es allerdings kaum interessante Läden für junge Leute. Aber wir arbeiten dran, wir brauchen einen Mietermix für alle. Unsere treue Stammkundschaft ist relativ alt. Wir wollen sie nicht vergraulen, nicht verlieren, aber jüngere Shoppingkunden müssen hinzukommen. Dafür wollen wir angesagte Marken ins Center holen.
Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung über die Zukunft des Karstadt-Hauses im Rhein-Ruhr-Zentrum?
Es ist nicht unsere Entscheidung, sondern die von Galeria. Die Frist für Kaufangebote soll am 22. März ablaufen. Danach können wir hoffentlich bald in Gespräche gehen. Es ist eine gute, profitable Filiale. Sie braucht allerdings Investment. Wir sind bereit, uns zu beteiligen, doch dafür benötigen wir bei Galeria stabile Verhältnisse.
Ihre Prognose: Wann wird das neue Rhein-Ruhr-Zentrum an der A40 stehen?
In vier oder fünf Jahren wird alles fertig sein. Aber, wie gesagt, ab Juni werden Sie die ersten kleinen Veränderungen sehen.
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