Mülheim. Unpünktliche Busse, schlechte Verbindungen: Vieles lief schief beim Neustart des Mülheimer Nahverkehrs. So soll‘s besser klappen mit Bus und Bahn.

Holprig ist der Start des neuen Nahverkehrs im August vergangenen Jahres verlaufen: Gewohnte Verbindungen und Haltestellen fielen weg, Schüler kamen zu spät zum Unterricht, Anschlüsse zwischen Bus- und Straßenbahnlinien klappten nicht. Jetzt hat der Arbeitskreis aus Politik, Stadt und Ruhrbahn nachgebessert: Doch sind es die richtigen Stellschrauben?

Ab Juni 2024 sollen die neuen Pläne gelten. Auf lang geforderte Bürgerwünsche gehen Ruhrbahn und Stadt endlich ein: So soll der Speldorfer Westen mit dem Bus 125 besser an den Ringbus 139, an die Straßenbahn 901 und auch die Speldorfer Mitte mit seinem Geschäftszentrum angeschlossen werden.

Das soll sich verbessern: Anschlüsse im Mülheimer Süden

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Jede zweite Fahrt der Linie 125 soll dann ab Speldorf Friedhof über Blötter Weg, Saarner Straße bis zur Duisburger und Ruhrorter Straße führen, wo eine neue Endhaltestelle eingerichtet würde. Ginge es nach den Grünen, so verrät deren verkehrspolitischer Sprecher Axel Hercher, ließe sich die Strecke noch bis zur Speldorfer Mitte, Hansastraße und Weseler Straße erweitern.

Verbesserungen erwartet auch Selbeck: Die Abfahrtszeiten der Buslinie 131 werden so verschoben, dass sich im Einklang mit den Linien 752 und 753 zumindest nach Saarn ein 15-Minuten-Takt ergibt. Zudem soll jede zweite Fahrt des 131er in Gegenrichtung bis nach Ratingen Mitte verlängert werden.

Entlastung auf der verkehrsreichen Kölner Straße aber verspricht sich Mülheim davon, den Bus 753 nach Ratingen-Hösel zu verlängern und somit Selbeck und Saarn direkt mit der S-Bahn-Linie S6 nach Düsseldorf oder auch Kettwig zu verbinden. Zuletzt hatte sich dafür der Selbecker Bürgerverein starkgemacht.

Mülheim: Bessere Takte zwischen Stadtmitte und Schulen

Auf die zum Teil desaströsen Zustände während der Schulverkehrszeiten reagiert die Politik nun mit Takt-Verstärkungen auf bestimmten Linien. So soll die Linie 135 zwischen Gesamtschule Saarn (Saarner Kuppe) und Hauptbahnhof auch von 13 bis 16 Uhr im 7,5-Minuten-Takt fahren.

Die LInie 125 zum Heidkamp und damit zur Gustav-Heinemann-Gesamtschule soll von 6.30 bis 8.30 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr alle siebeneinhalb Minuten starten – bislang galt hier ein 15-Minuten-Takt. So ließe sich möglicherweise auch der Einsatz von gesonderten Schulbussen reduzieren.

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Mehr Haltestellen schließen Lücken im Liniensystem

Zwei Lücken im Liniensystem will die Stadt außerdem schließen: Wer zwischen Saarner Kuppe und Nachbarsweg wohnte, musste bisher entweder zur Brüsseler Allee oder zum Lindenhof tapern. Mit einer neuen Haltestelle Selma-Lagerlöf-Straße rückt die Linie 139 und der Nachtexpress NE10 näher heran.

Ähnlich gilt das auch für die Broicher Siedlungen rund um die Langensiepenstraße, denen mit einer eigenen Haltestelle für die Linie 134 die langen Wege zum Wohnstift Uhlenhorst oder zum Uhlenhorst erspart bleiben.

Im Mülheimer Norden dreht man das Rad am Wenderfeld zum Vorteil des Seniorenquartiers zurück: Die Haltestelle Frintroper Straße (Buslinie 136) wandert vom Wenderfeld wieder zurück an die Oberheidstraße und vor das Seniorenheim. Im Wenderfeld entstehen deswegen künftig neue Haltepunkte auf Höhe der Bonnemannstraße, die Anne-Frank-Platz heißen werden. So muss die Buslinie 136 in Zukunft einen leicht veränderten Weg nehmen und fährt über Anne-Frank-Platz erst zur Haltestelle Neuer Friedhof, dann Frintroper Straße und schließlich Heidkamp an.

Ringbus nach Styrum: Ruhrbahn verspricht bessere Anschlüsse

Einige Veränderungen erwartet die gerade erst eingeführten Ringbus-Linien. Aufreger Nummer eins war die Tatsache, dass der nördliche Halbring (129) nicht nur zu lang ausgefallen ist, sondern offenbar auch besonders schlecht das erfüllt, wofür er eigentlich konzipiert war: die Verbindung der Stadtteile untereinander und zu den schnellen Bahnlinien.

Das ließ den Grünen Experten Hercher im Ausschuss schließlich aus der Haut fahren. Was ihn stört: Dass zwar in Styrum alle paar Minuten eine Linie nach Oberhausen fahre, der Ringbus aber offenkundig auf keine einzige abgestimmt worden sei. Durch eine Verschiebung im Fahrplan von etwa 14 Minuten sollen Anschlüsse verbessert werden.

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Ringbusse: Sinnvolle Abstimmung von Strecken und Haltestellen

Auch die Linie 122 von Hauptbahnhof nach Styrum soll nicht nur bald in Linie 130 umbenannt werden, sondern auch der Weg so verändert werden, dass ein guter Anschluss an den Ringbus über die Haltestellen Friesenstraße und Hauskampstraße/Bahnhof Styrum möglich sein wird.

Und durch wegfallende Haltestellen (Folkenbornstraße und Hinnebecke) auf der Strecke sowie einen Tausch mit dem Ringbus 139 - der ab Heißen Kirche nach Frohnhausen fährt, während der 129 nach Essen-Erbach düst -, wird auch die gesamte Fahrzeit der Linie kürzer.

Nicht zuletzt wird auch das scheinbar Unmögliche wahr gemacht: Die Ringbusse haben am Broicher Friedhof eine gemeinsame Haltestelle, die es nicht mehr notwendig macht, eiligst über die Hauptverkehrsstraße wieseln zu müssen, um den Anschluss zu bekommen.

Straßenbahnen: „Harmonisierung“ erkauft über Einsparungen

Nach wie vor jedoch hängt der Nahverkehr an den Mülheimer Finanzen, so muss nahezu jede Verbesserung mit einer Verschlechterung anderswo oder zumindest mit Kostenneutralität erkauft werden. So soll etwa ein 15-Minuten-Takt für alle Straßenbahnlinien auf Mülheimer Gebiet am Samstag schon ab 7 statt 8 Uhr beginnen, am Sonntag sollen die Straßenbahnlinien 104 und 901 ab 12 Uhr alle 15 statt alle 30 Minuten fahren.

Doch um dafür die notwendigen Mittel freizumachen, dürfen die Bahnen von Montag bis Freitag zwischen 4 und 6 Uhr nur noch im Halbstundentakt unterwegs sein, statt wie in manchen Fällen viertelstündlich.

Ziehen Mülheims Nachbarstädte mit?

Und auch mit der Straßenbahn verknüpfte Buslinien wie etwa die 125 und 135 werden an die Bahntakte angepasst. Darum sollen sie etwa sonntags ebenfalls ab 12 Uhr im 15-Minuten-Takt fahren, statt wie bisher schon ab 10 Uhr. „Harmonisiert“ nennen sich diese Kürzungen und Verbesserungen im Sprech von Ruhrbahn und Stadt.

Allerdings sind die meisten Änderungen der Straßenbahntakte noch mit den Nachbarn Duisburg, Essen und Oberhausen abzustimmen. Ob diese mit dem jeweils eigenen System „harmonieren“, ist noch nicht geklärt, politisch aber geht man davon aus, dass zumindest die Aussicht auf Einsparungen auch den Nachbarn ins Konzept passen werden.

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