Mülheim. Keine Fusion, aber Ruhrbahn und Bogestra sollen im Nahverkehr zusammenarbeiten. Welche Vorteile hat Mülheim davon? Skepsis ist weiterhin groß.

Jetzt soll für die Nutzer des Mülheimer Nahverkehrs alles besser werden: Günstige und einfache Tarife, die über die Stadtgrenzen hinaus gelten, optimierte Verbindungen in andere Städte, schadstoffarme E- und Wasserstoffbusse, mehr Rad- und Auto-Leihsysteme, und noch eine gemeinsame App, die das alles einfach bedienen lässt. Dafür soll die Ruhrbahn mit der Bochumer Bogestra künftig enger zusammenarbeiten, wenn die Politik zustimmt. Mancher mag an goldene Zeiten nicht recht glauben.

Der neue Kooperationsvertrag für die vier Städte Mülheim, Essen, Bochum und Gelsenkirchen - die hinter den Verkehrsunternehmen stehen - ist zwar nur eine kleine Variante der ursprünglich erdachten Zusammenarbeit. Doch wirtschaftlich soll es sich für die Betriebe lohnen: So sieht man bessere Chancen durch gemeinsame Anträge bei Landes- und Bundesförderungen, Kostenersparnisse etwa bei der Beschaffung von Fahrzeugen oder IT-Systemen und digitalen Kundeninformationen. Oder durch gemeinsame Betriebshöfe, ein gemeinsames Marketing und vereinheitlichte Kundenkommunikation.

Mülheims Rat soll Ende Februar das Okay geben

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Auch das große Problem Fachkräftemangel glaubt man durch Bündelung von Know-how und „Kapazität“ mildern zu können. Und nicht zuletzt betrachten die Verkehrsunternehmen ihre Zusammenarbeit als ersten Schritt zum großen Ziel: den Zusammenschluss aller zwölf Verkehrsbetriebe in der Metropole Ruhr.

Schon Ende Februar will sich die Ruhrbahn dafür das Okay von der Politik im Rat der Stadt einholen. Denn noch im vergangenen September gab es offene Ablehnung gegen eine teilweise Fusion beider Betriebe. Man traute es vor allem der Ruhrbahn nicht zu. So wurde aus dem großen Schritt zu weniger Kleinstaaterei nun ein Schrittchen, das inhaltliche Kooperation, aber keine strukturelle Vermischung vorsieht.

Mülheims Politik begrüßt Zusammenarbeit, aber...

Timo Spors, grüner Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, hält die neue Variante auch erst einmal für die bessere. Denn inhaltliche Standards zwischen den Kommunen seien dringend notwendig, etwa um Takte abzustimmen, dem Fahrermangel zu begegnen, die Verkehrswende zu schaffen. Und im Zusammenschluss habe man auch eine stärkere Stimme, um im Land und Bund gehört - und hoffentlich gefördert - zu werden.

Über die Zielsetzung der interkommunalen Zusammenarbeit gebe es keine Differenzen, sagt Daniel Mühlenfeld, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, zum zweiten Anlauf. Doch wie Mülheim ohne direkte Stadtgrenze an Bochum davon profitiere, sei unklar.

Auch Zweifel am Können der Ruhrbahn hatte die Umsetzung des neuen Nahverkehrs genährt. Die Ruhrbahn müsse sich dringend intern besser aufstellen: „Zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer“, heißt es aus der Mülheimer Politik hinter vorgehaltener Hand. Auf den Verkehrsbetrieb sollen schon bald Veränderungen zukommen.

Skepsis: Ohne Fusion kein Ende der Kleinstaaterei

Ob man aber die Ziele ohne Zusammenschluss der Verkehrsbetriebe umsetzen könne? Mühlenfeld hat Zweifel und fühlt sich an das Projekt VIA erinnert. Aus der großen Fusionsidee von vier Städten stieg 2016 erst die Duisburger DVG, dann die Oberhausener Stoag aus. Am Ende blieben nur noch Mülheims MVG und Essens Evag übrig - die heutige Ruhrbahn.

Die Kleinstaaterei im Eck von Mülheim, Oberhausen, Duisburg blieb - mit spürbaren Folgen: Ob es um die mühsame Umsetzung einer Verbindung für Speldorfer Jugendliche zu einem Oberhausener Gymnasium geht oder um die Frage, wann neue Duisburger Bahnen auf der gemeinsamen Linie 901 zum Einsatz kommen. Ohne Fusion fehle die Verbindlichkeit, am Ende womöglich auch zwischen Bogestra und Ruhrbahn, glaubt Mühlenfeld, „dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert“.

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