Oberhausen. Aufbruchstimmung in Essen und Mülheim: Die beiden Verkehrsgesellschaften fusionieren – doch Oberhausen will da nicht mitmachen. Überzeugen die Gründe?

  • Die Fusion der Essener Evag und der Mülheimer MVG sieht die Stoag skeptisch
  • Weder werden Einsparpotenziale der Verwaltung noch bessere Einkaufspreise erwartet
  • SPD-Fraktionschef hält allerdings eine einzige Gesellschaft fürs Ruhrgebiet für sinnvoll

Oberhausen wird sich mittelfristig nicht an dem neuen gemeinsamen Nahverkehrsunternehmen von Essen und Mülheim beteiligen. Weder Lokalpolitiker noch Rathaus-Spitze oder örtliche Fachleute sehen in der Fusion mit der Essener Evag und der Mülheimer MVG einen Gewinn für Bus- und Bahnkunden oder eine Kostenersparnis für Oberhausen. Die beiden Nachbarstädte wollen ihre Verkehrsunternehmen bis Ende 2016 verschmelzen, nachdem der Verbund mit der Duisburger DVG namens Via gescheitert war.

Stoag hat bereits gespart - durch Kooperation mit der EVO

„Ich bin zwar ein erklärter Befürworter verstärkter Kooperationen zwischen den Ruhrgebietsstädten, doch bei der von Essen und Mülheim angestrebten Vollfusion der beiden Unternehmen liegt für uns die Frage, ob wir da nicht mitmachen wollen, noch nicht auf dem Tisch“, sagt der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). „Die beiden Städte haben sich auf diesen Weg gemacht, um einen Restrukturierungsprozess einzuleiten. Diese Restrukturierung hat die Stoag aber in den vergangenen Jahren schon intensiv betrieben. Wenn wir auf dem gleichen Level sind, dann ist der richtige Zeitpunkt, über eine Teilnahme an der Fusion noch einmal zu reden.“

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Stoag-Vorstandschef Werner Overkamp verweist auf die andere Struktur des Oberhausener Betriebes. „Die anderen zielen auf Einsparungen im Verwaltungsbereich. Bei uns werden jedoch schon Personalabrechnung, Finanzbuchhaltung günstig vom Oberhausener Energieunternehmen EVO gemacht. Der Verkehrsverbund VRR kümmert sich zudem maßgeblich um Marketing und einheitliche Kundenansprache. Wir würden also von einer Fusion nicht profitieren.“

Gemeinsamer Einkauf von Bussen hätte keinen Preiseffekt

Aber wird denn nicht der Einkauf von mehr Bussen bei größeren Nahverkehrsunternehmen viel billiger? „Wir bekommen die gleichen Preise wie andere – ob da zehn oder fünfzig Busse gekauft werden, das erzielt keinen Preiseffekt.“

Selbst eine Verbesserung des heute mageren Buslinien-Angebots zwischen den Städten sieht Overkamp durch eine Fusion nicht. „Da müssen sich die Kommunen auf einen gemeinsamen Nahverkehrsplan einigen – und dabei wissen, dass mehr Angebot mehr Geld kosten wird.“

SPD-Ratsfraktionschef Wolfgang Große Brömer hält am Ziel eines gemeinsamen Nahverkehrsbetriebs fürs gesamte Ruhrgebiet fest – und sieht hier das Land in der Pflicht. „Essen und Mülheim starten jetzt bereits den dritten Versuch, die Vorläufer Via und Meo sind gescheitert. Deshalb sollten wir vorsichtig sein und abwarten. Ein Betrieb fürs ganze Ruhrgebiet geht nur, wenn das Land handelt.“

Betriebsrat befürchtet Personalkürzungen und knappere Angebote

Indes steigt der politische Druckauf Nahverkehrsunternehmen, sich zusammenzuschließen. So hat NRW-Verkehrsminister Michael Groschek die Fusion zwischen der Essener Evag und der Mülheimer MVG ausdrücklich gelobt. Er würde weitere Schritte begrüßen.

Stoag-Betriebsratschef Michel Stemmer wendet sich seit Jahren gegen Zusammenschlüsse der Stoag mit anderen Verkehrsbetrieben. Er befürchtet, dass nur durch Personalkürzung und Angebotsverknappung Kosten eingespart werden können – also zu Lasten von Kunden und Arbeitnehmern.

Im Übrigen zeigen nach Ansicht von Stemmer nicht die Verkehrsbetriebe Kirchturmsdenken, sondern die Politiker der Städte. Sie seien für die Nahverkehrspläne verantwortlich.