Essen. . Krise beim Verkehrsbündnis Via in Essen: Politiker fordern Gespräche mit potenziellen Partnern in Oberhausen, Bochum und Gelsenkirchen.

Nach der Ankündigung des Duisburger OB, aus dem Via-Bündnis der drei Verkehrsgesellschaften von Essen, Duisburg und Mülheim auszusteigen, schaut sich die Essener Politik bereits nach einem oder mehreren Nachfolgern um.

CDU-Fraktionsvorsitzender Jörg Uhlenbruch hofft, schon bald „neue und zuverlässige Partner für die gemeinsame Verkehrsgesellschaft“ zu finden. Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen aus Essen und Mülheim, Hiltrud Schmutzler-Jäger und Tim Giesbert, fordern konkret Gespräche mit Oberhausen, Gelsenkirchen und Bochum und verweisen u.a. auf das Straßenbahnnetz, das Mülheim, Essen, Bochum und Gelsenkirchen verknüpft.

Oberhausen signalisierte bereits Gesprächsbereitschaft. Die Essener Linken-Fraktion sehen in Oberhausen einen möglichen Partner, setzen vor allem aber auf die Bochum-Gelsenkirchener Verkehrsgesellschaft Bogestra.

Erst lesen und bewerten

Wer zum jüngsten Eklat bei Via kaum etwas sagt, ist die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Anne Lütkes, die den Stein ja erst ins Rollen brachte. Schließlich hatte sie eine noch engere Kooperation gefordert, ja eine Verschmelzung der drei Verkehrsgesellschaften vorgeschlagen, um Kosten zu sparen. Doch eine solche Fusion, die jetzt von externen Gutachtern empfohlen und nur von den Oberbürgermeistern von Essen und Mülheim „als tragbar“ gewertet wurde, hat nun das Ausscheiden von Duisburg ausgelöst.

Die Reaktion von Lütkes bleibt knapp und kühl: „Ich erlaube mir, das Gutachten zunächst einmal zu lesen und zu bewerten. Danach wird sich die Aufsichtsbehörde dazu äußern.“ Wie berichtet, schlugen die Gutachter von Deloitte vor, das gesamte Nahverkehrsgeschäft der drei Verkehrsbetriebe auf eine Via GmbH zu übertragen. Die Städte wären in einem Zweckverband vertreten. Die einzelnen Verkehrsbetriebe behalten die Konzessionen für die Linien und die Infrastruktur.

„Es wird keine schnelle Scheidung geben"

Der Via-Aufsichtsratsvorsitzende Friedhelm Krause will zwar bei einem Ausstieg von Duisburg weiter mit dem dortigen Verkehrsbetrieb zusammenarbeiten. Eine Kooperation sei aber dann nur in dem Maße möglich, dass der Beitritt anderer Verkehrsunternehmen in den Via-Verbund „nicht gefährdet“ werde.

Rolf Fliß von der Grünen-Fraktion warnt vor falschen Erwartungen: „Es wird keine schnelle Scheidung mit Duisburg geben, weil erst viele Fragen geklärt werden müssen. Wer übernimmt was? Und wer bekommt was?“ Auch dürfe eine Trennung von der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG ) nicht zu höheren Kosten bei der Essener Evag führen. Fliß: „Das wäre absurd.“ In Duisburg befindet sich die zentrale Fahrtreppen-Werkstatt. Und fast alle für den Gleisbau zuständigen Ingenieure und Techniker kommen aus Duisburg.

Zahlen und Fakten:

An der Via ist die Evag mit 49 % und die MVG (Mülheim) mit 17 % beteiligt. Die Duisburger DVG hält (noch) 34% – die DVG befördert pro Jahr rund 60 Millionen Fahrgäste in 123 Bussen und 65 Bahnen und beschäftigt etwa 660 Mitarbeiter.

Trennt sich Duisburg von der Via, bleiben Evag und MVG ohne neuen Partner ein Duo: Die Evag (1700 Mitarbeiter) befördert jährlich über 120 Millionen Fahrgäste in 45 U-Bahnen, 95 Straßenbahnen und 186 Bussen, die MVG (460 Mitarbeiter) 27 Millionen Fahrgäste in 48 Bussen, 27 Bahnen.

Potenzielle Partner wären die Bogestra (Bochum/Gelsenkirchen): über 144 Millionen Fahrgäste im Jahr, 2260 Mitarbeiter, 252 Busse,127 Bahnen. Und die Stoag (Oberhausen): 36 Millionen Fahrgäste pro Jahr, 390 Mitarbeiter, sechs Straßenbahnen, 121 Busse.