Mülheim. Noch rätselt die Naturschutzbehörde darüber, wie Mülheims einziges Heidemoor erhalten werden kann. Ein Experte hat einen innovativen Vorschlag.
Soll Mülheims Moor am Oemberg erhalten werden? In der Frage hat die Tonlage inzwischen eine Kehrtwende vollzogen: „Mit Akribie“ verspricht die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Gabriele Wegner, nunmehr Wege zu finden, wie man die kleine, aber für die Stadt einzigartige Fläche vor dem Austrocknen und Verbuschen retten kann. Dabei könnte ein Mülheimer Nutztier eine ganz besondere Rolle spielen.
Unumstritten ist der Wert des Gebietes im Eck von Oemberg, Großenbaumer Straße und Nachbarsweg: „Das ist ein Schatz, den wir vor Ort haben“, machte sich Peter Keil, Leiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, im Umweltausschuss ohne Frage für erhaltende Maßnahmen stark. „Die Kraft lohnt allemal“, denn die Artenvielfalt von an einen moorigen Standort gebundenen Pflanzen wie das Torfmoos, ebenso an Pfeifengras - von denen zumindest einige Arten gefährdet sind - sowie an gefährdeten Tierarten wie die Waldeidechse oder auch Mooreidechse sowie anderen Amphibien seien für den Experten gute Gründe.
Historische Fotos zeigen, wie sich Mülheims Moor entwickelte
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Und dann gibt es noch die wichtige CO2-Speicherqualität von Mooren. Nicht von ungefähr, also, hat es der Erhalt des Oembergmoors schlagartig in die Spitze der kommunalen Maßnahmen geschafft, damit Mülheim bis 2035 klimaneutral werden kann. Allerdings muss es nass bleiben, damit sich der Speicher „Torf“ an der Luft nicht zersetzt - und Kohlendioxid wieder frei wird.
Wie das geht, ist noch nicht ausgeklügelt. Vor allem könnte die Form, wie genau das gut 2300 Quadratmeter große Feuchtgebiet erhalten bliebe, das zum Naturschutzgebiet Gebiet „Wambachtal und Oembergmoor“ (194,6 Hektar) zählt, der Schlüssel sein: Als freie Fläche? Als Moorwald? Denn wie die Behörde anhand historischer Fotos des Gebietes zeigen kann, fiel dies in den vergangenen Jahrzehnten durchaus unterschiedlich aus.
Vor gut hundert Jahren ließen sich die Grenzen des Moores gar nicht recht bestimmen - zumindest von oben. Ein Teil war Wald, wie die Naturschutzbehörde der Stadt ausführt, der überwiegende Teil wurde noch 1926 offenbar als Weide genutzt. Damals, übrigens, galt hier noch kein Naturschutz wie heute.
Der Anteil des Waldes allerdings nahm in den folgenden Jahrzehnten weiter zu, so dass man um 1969 von einer „Vollbewaldung“ sprechen konnte. Als Waldmoor habe das Oembergmoor weiter fortbestanden, so die Behörde, bis man zwischen 1969 und 1986 allmählich wieder eine Lichtung herstellte. Die wuchs bis 2002 in Teilen wieder zu, seit 2006 aber hatte man mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet die Fläche als Heidemoor freigestellt, beobachtet und auch bearbeitet.
Naturschützer warnen: Oembergmoor droht zu sterben
Neben dem heute weitgehend mit dem bloßen Auge erkennbaren Heidemoor, ist ein sogenannter Bruchwald (Bruch oder Broich meint Feuchtgebiet) an den Rändern noch vorhanden. Allerdings sind nunmehr wieder Büsche auf die Heide eingekehrt, und hat sich der Zustand des freiliegenden Moores in den vergangenen Jahren derart verschlechtert - sprich es trocknete aus. Naturschützer im Sommer 2023 gingen deshalb mit einer deutlichen Warnung an die Öffentlichkeit: Das einzige Mülheimer (Heide-)Moor drohe zu sterben.
Eine Lösung hatte die davon aufgeschreckte Verwaltung zunächst einmal nicht im Gepäck, wehrte sogar die Idee einer sofortigen Pflege etwa durch gezielte Bewässerung zunächst ab. Externes Wasser habe womöglich einen zu hohen und damit schädlichen Kalkgehalt.
Naturschutzbehörde: Wälle reichen nicht aus, um Wasser zu halten
Wie man wieder mehr Wasser ins Moor bekommt und auch dort hält - immerhin fließt der Wambach durch das Gebiet -, bleibt weiterhin die Frage. Denn ein kleiner Wall im südlichen Bereich, den man vor Jahren errichtete, um Wasser auf der Fläche zurückzuhalten, fiel 2023 ebenfalls trocken.
Es reiche also nicht, wenn man im Umfeld Wälle anlege und anderswo (Entwässerungs-)Gräben zuschütte, um die Wasserhaltung im Moor zu verbessern, macht Gabriele Wegner als Leiterin der städtischen Naturschutzbehörde deutlich. Auch müsse man die Auswirkungen von Bewässerungsmaßnahmen auf den übrigen Moorwald miteinbeziehen, glaubt Wegner. Dazu sei eine hydrologische wie ökologische Studie notwendig, die man beauftragen wolle - im Gespräch für die Analyse ist der bisherige Partner: die Biologische Station und Leiter Peter Keil.
Denkbar wären am Ende auch eine Wiederbewaldung der Heidemoor-Fläche wie in der Vergangenheit. Denn dort sackt das Wasser schnell ab und unter den Folgen des Klimawandels wird der Boden im Sommer knochentrocken, beobachtet Keil. Und dennoch „würde ich den offenen Charakter gerne erhalten“, sagt der Experte. Zumindest gegen den Wildwuchs durch Büsche hätte er schon die passenden „Mitarbeiter“ im Auge: Schafe.
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