Mülheim. Immer weniger Mülheimer können sich Miete, Strom und Heizen leisten - die Wohngeldanträge sind 2023 explodiert. Geht‘s 2024 so weiter?

Dass in Mülheim die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht, zeigt sich nicht zuletzt bei den Anträgen auf Wohngeld. Eine abschließende Bilanz für das vergangene Jahr 2023 kann die Stadt noch nicht ziehen, da rund 500 Anträge für 2023 noch geprüft und beschieden werden müssen. Doch eines ist schon unmissverständlich klar: Die Zahl der Haushalte, die Anspruch auf einen Zuschuss zur Miete haben, hat sich im Vergleich zu 2022 nahezu verdoppelt.

3800 Mülheimer Haushalte sind aktuell im Wohngeldbezug - im Juli 2023 waren es noch 3400 -, mit den noch ausstehenden Anträgen könnten es sogar bis zu 4300 werden. Dafür spricht einiges, denn die abgelehnten Anträge machen nur etwa fünf Prozent der gestellten aus.

Amtssprache sei keine Hürde geworden, sagt Mülheims Verwaltung

Vor der Reform hatten immerhin 2000 Haushalte Wohngeld bezogen. Zwar war schon vor der Einführung des „Wohngeld Plus“ erwartet worden, dass sich mit der Reform die Zahl der Anträge steigern und nun mehr Menschen berechtigt sein würden, Hilfe für gestiegene Wohnkosten zu erhalten. Dabei steht das Wohngeld nicht einmal denjenigen zu, die bereits Bürgergeld, Wohnkostenzuschüsse und andere Leistungen etwa nach SGB XII oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten.

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Dagegen hatten Sozialverbände die Erfahrung gemacht, dass die Anträge schon amtssprachlich für manchen Bedürftigen zu schwierig sind. „Auch ich habe mich da reinfuchsen müssen“, hatte die erfahrene Caritas-Mitarbeiterin Elke Hüttenhoff aus Mülheim im Sommer zu bedenken gegeben. Ebenso stellten sie fest, dass ein Teil der Bedürftigen, besonders werdende Mütter, auch mit dieser Hilfe nicht hinkommen werden: „Selbst mit Kinderzuschlag und neuem Wohngeld schaffen es manche nicht, nicht aufs Arbeitslosengeld zurückgreifen zu müssen“, sagte damals Hüttenhoff.

Doch die Sorge, dass Bedürftige an den Anträgen scheitern würden, hat sich offenbar nicht bewahrheitet. Das sieht auch die Verwaltung so: Die Amtssprache habe keine Hürde dargestellt. Zwischen bis zu 610,20 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt und bis zu 1029,40 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt ermöglicht das Wohngeld Plus. Darin eingeschlossen ist auch eine sogenannte Klimakomponente von 19,20 bis 34,40 Euro.

Stadt Mülheim rechnet mit gleichbleibend vielen Anträgen für 2024

Die Anträge gelten in der Regel für zwölf Monate, doch auch für das gerade beginnende 2024 rechnet die Verwaltung mit nicht weniger (Folge-)Anträgen. Und dennoch sei „der Arbeitsaufwand sowie dessen Bewältigung nach wie vor mit einem hohen Arbeitseinsatz verbunden“, heißt es. Rund 16 Wochen dauert im Schnitt die Bearbeitungszeit bei neuen Anträgen. Die Einführung des bundeseinheitlichen Antragsformulars mit nunmehr elf statt vier Seiten habe „nicht zur Vereinfachung beigetragen“.

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