Mülheim. Naturkatastrophen, Schicksalsschläge und Erfolgserlebnisse: Das vergangene Jahr hielt berührende Ereignisse für Mülheimer bereit. Eine Übersicht.
Im Jahr 2023 berichtete unsere Redaktion über viele emotionale Geschichten: von tragischen Familienschicksalen, über existenziellen Sorgen, bis zu inspirierenden Errungenschaften. Ein Rückblick auf einige der emotionalsten Geschichten des vergangenen Jahres - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Schwerer Schicksalsschlag für Mülheimer Familie
Kurz vor Pfingsten brach Holger P. auf der Straße zusammen - an diesem Tag kehrte er nicht mehr zu seiner Familie zurück. Herzinfarkt. Doch dies ist nicht der einzige Schmerz, den die Familie aushalten musste. Noch im selben Jahr erkrankte die kleine Tochter an einem inoperablen Hirntumor. Holger P.s Kollegen und Bekannte der Familie reagierten zutiefst berührt und schnell: Eine WhatsApp-Gruppe zum Spendensammeln wurde aus dem Boden gestampft, und mehrere Spendenaktionen von Mitfühlenden sammelten mittlerweile über 51.000 Euro, damit die Familie kurzzeitig ihre finanziellen Nöte vergessen kann.
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Palliative Betreuung: eine verspätete Klarstellung
Der Mülheimer Hausarzt Uwe Brock betreute eine schwer krebskranke Frau palliativ, die 64-Jährige wünschte laut Patientenverfügung keine lebensverlängernden Maßnahmen. Ein „unnatürlicher Tod“ im Sinne der Justiz - die Polizei musste hinzugezogen werden. Was folgte, waren langwierige Vernehmungen, und eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Brock als Arzt, die Pflegekraft und den Lebensgefährten der Verstorbenen.
Das Verfahren wurde längst eingestellt, wie die zuständige Staatsanwältin Jill M. C. Culler bestätigte: „Arzt und Pflegekraft haben richtigerweise keine lebenserhaltenden Maßnahmen ergriffen. Ihr Verhalten ist überhaupt nicht zu bestanden.“ Jedoch erreichte die Klarstellung Brock nur auf Umwegen und verspätet, eine belastende Zeit. Polizeisprecher Pettinato betonte, dass er Brocks Frustration verstehe: „Es ist unglücklich, wenn Leute so lange in der Luft hängen, ohne zu wissen, dass das Ermittlungsverfahren gegen sie eingestellt wurde.“ Nun wurde das Treffen mit dem Polizeipräsidium und den Ärztevertretern zugesagt. Der Palliativmediziner fordert dringend Fortbildungen für Polizeibeamte; der Patientenwille müsse über allem stehen und die Patienten sollten die Gewissheit haben, dass ihr Hausarzt oder Hausärztin richtig handelt, oder handeln kann.
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Schweres Unwetter in Mühlheim: Christine Appeltraths Unglück
Das schwere Unwetter im September hatte massive Auswirkungen für viele Mülheimer; die Bewohner wurden mit Schlauchbooten evakuiert und Wassermassen drangen in die Wohnzimmer, auch in Christine Appeltraths Heim im Frohnhauser Weg: „Ich hab alles verloren, alles, was im Keller war, ist kaputt.“ Das heftige Unwetter breitete sich zwischen Mehrfamilienhäusern aus und versetzte viele Anwohner in Panik. Appeltrath (72) lebt von einer kleinen Witwenrente, ihre Besitztümer wurden durch das Unwetter zerstört und was heile blieb, packte sie in Koffer. Besonders bitter: Mieter wie Appeltrath sind oft nicht gegen Elementarschäden versichert.
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Einsamkeit und Lichtblicke: Tobias Kampf nach Depression-Diagnose
Als Mann durfte Tobias Maibach (46) sich nicht eingestehen, wie es ihm wirklich geht. Bis er schlagartig am Arbeitsplatz zusammenbrach. Nach 22 Jahren als Bus- und Straßenbahnfahrer machte Maibach plötzlich Halt - er konnte nicht weiterfahren, Tränen flossen, Kollegen holten ihn aus dem Bus. Er zog sich selber aus dem Verkehr. Maibach hätte gerne noch gearbeitet, doch eine andere Aufgabe im Unternehmen gab es für ihn nicht. Von seinem Unternehmen fühlte er sich nach 22 Jahren Zugehörigkeit alleingelassen.
Doch seine Familie hält ihn am Leben: Seine Kinder geben ihm einen Grund weiterzumachen, aber der Gedanke, nicht für seine Familie aufkommen zu können, setzt Maibach weiter unter Druck. Die Aussicht, dass seine Familie sich deutlich mehr einschränken muss, schien unumgänglich. Doch Dank der Jolanthe-Aktion hat die Familie Maibach finanzielle Unterstützung erhalten, um diesen Druck zu lindern.
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Chronische Schmerzen: Martina L.s ständiger Begleiter
Dass Schmerzen unsichtbar sein können, macht es für unbeteilgte Mitmenschen oft schwer, sie nachzuvollziehen. Einen Bandscheibenvorfall von vor zehn Jahren schien Martina L. überwunden zu haben, doch ungefähr ein Jahr später traten schlimme Schmerzen im Nacken auf, gefolgt von mehrfachen Stenosen. Sie wurde chronische Schmerzpatientin, was ihr Leben von Grund auf änderte: „Ich kann nicht mehr der Mensch sein, der ich früher war.“ Sie wird schneller gereizt durch den Schlafmangel und Schmerzen und für ihren Enkel kann sie keine aktive Oma sein.
Doch Martina L. ist nicht alleine: Die Anfragen im Selbsthilfebüro häufen sich, berichtet Bettina Freding von der ambulanten Rehabilitation „Physalis“. Viele Menschen, unabhängig von Geschlecht und Alter, suchen Hilfe für ihre chronischen Krankheiten. Was helfe, sei der persönliche Umgang und Akzeptanz. Chronische Schmerzpatienten seien oft von der Ablehnung durch das berufliche oder soziale Umfeld betroffen, erzählt Lena Schütter vom Selbsthilfebüro des Paritätischen.
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Das Ende von „Café Light“
Das „Café Light“ samt Drogenhilfezentrum musste von der Awo zum Ende des Jahres aufgegeben werden. Eine schockierende Nachricht für die Klienten. Das Café ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige Rückzugsort für viele, so wie Ali Aydin: „Ohne das Café Light, ich weiß nicht. Ich wäre wohl tot oder im Gefängnis (...) Die Leute hier sind Engel.“ Das Café ist zum Jahreswechsel vom Gesundheitsamt übernommen worden.
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Herausforderungen eines Mülheimer Einzelhändlers
Die Konsequenzen von internationalen Entwicklungen im Jahr 2023 wirkten sich auch auf Mülheimer Einzelhändler aus. Die Edeka-Einzelhändler Jan und Astrid Schroers erzählten von alarmierenden Geschäftszahlen und weniger Kundschaft. Lücken im Sortiment seien vielschichtig; die wirtschaftlichen Entwicklungen könnten Einzelhändler schlecht beeinflussen. Vor allem betroffen waren Einzelhändler im Laufe des Jahres von der Inflation und dem Ukraine-Krieg, aber auch von inländischen Auseinandersetzungen und langwierigen Verhandlungen mit der Edeka-Zentrale.
Damit nicht genug: Vor Ort wurden die Händler mit bizarren Beschuldigungen von Kunden konfrontiert, erzählt Jan Schroers, Chef des Marktes: „Einer hat mir kürzlich vorgeworfen, ich würde die Nutellagläser heimlich umfüllen, weil sie jetzt weniger Inhalt haben.“ Dazu kommt, dass den Schroers von Januar bis Oktober Marktwaren im Wert von über 10.000 Euro geklaut worden seien. Aber Jan Schroers ist hartnäckig: „Ich will hier bleiben.“
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Maria Dhonau (85) besteigt den Kilimandscharo
Den Kilimandscharo mit der Enkelin zu besteigen? Kein Problem für Maria Dhonau (85) aus Mülheim. Der Kilimandscharo ist mit über 5.000 Meter der höchste Berg Afrikas. Beide hatten keine Ahnung, was sie in Tansania erwartet: „Aber am Ende war es dann alles irgendwie so wie beschrieben und doch ganz anders.“ Auch Risiken wie die Bergkrankheit ließen die in Mülheim bekannte „Lady Caravan“ kalt: „Ich kann alles schaffen, was ich will.“ Angst? Auf keinen Fall. Beide Frauen hielten den Sauerstoffmangel, eisige Kälte und Erschöpfung aus, bis Maria Dhonau kurz vor dem Gipfel die Reißleine zog. Enkelin Kaya Ullrich (23) stieg weiter und erreichte den Gipfel. Die Wiedervereinigung mit der Großmutter war emotional und tränenreich: „Oma zu sehen war so ein befreiendes Gefühl, ich war so glücklich, aber auch so so so kaputt.“
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