Mülheim. Jahrelang konnte Mülheim seine Wälder nur notdürftig verwalten, weil Stellen unbesetzt blieben. Jetzt übernimmt der RVR das Ruder. Wird’s besser?

Mülheims Wälder werden künftig vom Regionalverband (RVR) Ruhr Grün gepflegt. Nach rund drei Jahren durchaus lebhafter Debatte hat der Rat den Beschluss nur noch gegen die Stimmen der AfD (Von Wrese enthielt sich) fassen müssen. Auch die Grünen lenkten nach vielen Bedenken doch ein. Wird die Pflege nun besser?

Das jedenfalls kann erwartet werden, denn in den vergangenen Jahren hat Mülheim seine Sauerstoff- und Erholungsquelle mehr schlecht als recht versorgt. Was ebenfalls durch die jüngste Begutachtung zutage kam, die der Forstbetrieb selbst schon nicht mehr vornehmen konnte und dies an den RVR Ruhr Grün übertrug. Dem wilden Mountainbiken wurde man nicht Herr, und auch manchen Service am Bürger - etwa Kaminholzlieferungen - konnten die stadteigenen Mitarbeitenden gar nicht mehr leisten.

Grüne merken Nachhaltigkeit des Waldes kritisch an: „Bisher wurde nur finanzpolitisch diskutiert“

Das lag nicht zuletzt daran, dass dem Forstbetrieb vier Stellen fehlten, die nicht nachbesetzt wurden. Hinter vorgehaltener Hand ist schon lange vermutet worden, dass der Facharbeitermangel diesem Vorhaben der Pflege-Übertragung in die Hände gespielt habe und die Stellen zwei Jahre lang unbesetzt blieben. So verblüffte es manchen im Rat nicht mehr, als Brigitte Erd (Die Grünen) bei ihrer Zustimmung dennoch kritisch anmerkte, dass die Entscheidung für die Übertragung der Pflege - die sogenannte Beförsterung - „nur finanzpolitisch diskutiert“ wurde und nicht etwa ökologisch.

Zudem habe sich der RVR Ruhr Grün bei der Bewerbung um die Waldpflege, so Erd, „ganz schön verbogen“ mit seinem Angebot. „Verbogen“ deshalb, weil der Betrieb die volle intendierte Stellenzahl einrichtet und dabei versichert hat, die Kosten über die kommenden drei Jahre ungefähr auf dem bisherigen Kostenniveau der Stadt - rund eine Million Euro - stabil zu halten.

Städtische Mitarbeitende sollen zurückkehren dürfen, wenn Pflegevertrag nicht verlängert werde

Die verbliebenen städtischen Mitarbeitenden werden dabei in die Belegschaft des RVR Ruhr Grün integriert; die Stadt Mülheim hält dagegen noch eine zusätzliche Schnittstelle, welche die Kooperation zwischen beiden Seiten organisieren soll. Den bisherigen Mitarbeitenden ist außerdem garantiert worden, dass sie mit Schwerpunkt in Mülheim eingesetzt werden und, für den Fall, dass nach der dreijährigen Probekooperationszeit der Vertrag mit dem RVR Ruhr Grün nicht verlängert werde, hätten sie das Recht, wieder in die Verwaltung aufgenommen zu werden.

Für die CDU war „die Stelle mehr das Zünglein an der Waage“, bemerkte Roland Chrobok (CDU) zur Entscheidung im Rat. Mit einer derart komfortablen Ausstattung, merkte der umweltpolitische Sprecher der CDU an, dürfe es künftig auch „das Unwort in der Verwaltung nicht mehr geben: ‚Dafür sind wir nicht zuständig‘“.

Mangelverwaltung hat Schäden im Wald hinterlassen

Und doch könnte nun endlich der Wald profitieren, der unter der Mangelverwaltung in Zeiten mehrerer enorm trockener Sommer stark gelitten hat. Sichtbar hatten sich Sparbetrieb und Dürren im Frühjahr gezeigt, als in den verschiedenen Wäldern zum Teil mehrere hunderte geschädigte Bäume registriert wurden, und allein in kleinen Naherholungsräumen wie dem Saarner Dennebusch mehr als hundert Bäumen gefällt werden mussten.

Im Dennebusch wurden unlängst rund 422 Bäume markiert und rund 100 wegen klimabedingter Schäden auch gefällt. Anwohner wie Birger Bender ist aufgefallen, dass Bäume seit einiger Zeit nicht mehr kontrolliert wurden.
Im Dennebusch wurden unlängst rund 422 Bäume markiert und rund 100 wegen klimabedingter Schäden auch gefällt. Anwohner wie Birger Bender ist aufgefallen, dass Bäume seit einiger Zeit nicht mehr kontrolliert wurden. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der RVR sichert nun zu, die rund 1000 Hektar Mülheimer Wald ökologisch, naturnah und klimaangepasst zu pflegen. Dabei will man die für Mülheim schon bestehenden Zertifizierungen nach Naturland- und FSC-Richtlinien fortsetzen. Die RVR-Beigeordnete Nina Frense unterstrich im Rat das Anliegen, den Forst „als Erholungsraum und wichtige CO₂-Senke sichern“ zu wollen.

Dabei spielt dem Eigenbetrieb des Regionalverbands Ruhr in die Hände, dass er bereits 16.300 Hektar Wald sowie Seen, Halden und weitere Naturschutzgebiete in Deutschland - etwa am Auberg - betreut oder besitzt. Oberbürgermeister Marc Buchholz erinnerte dennoch daran, dass die Waldpflege nach dem kommenden Übergangsjahr 2024 vorerst nur bis 2027 vergeben werde. Währenddessen soll die Kooperation und die Leistung des RVR Ruhr Grün kontinuierlich evaluiert werden.

Streit um Mülheims Wälder -

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