Mülheim. Eine junge Familie zog es zurück in die Mülheimer Heimat. Sie investierte in einen außergewöhnlichen Neubau. Dem Architekten winkt nun ein Preis.
Der Bund Deutscher Architekten (BDA) hat in Mülheim die Auszeichnung guter Bauten ausgelobt. Wir stellen die fünf Bewerbungen vor. Heute: ein besonders nachhaltiges Wohnhaus in Raadt.
Dass Bauherrinnen und Bauherren in modernen Zeiten den Wunsch nach einem möglichst nachhaltigen und ökologischen Bau ganz oben auf ihre Liste setzen, sollte nicht überraschen. Randnotiz: Wenn’s geht mit möglichst viel Holz und anderen natürlichen, ressourcenschonenden Materialien. Gerade aber diese sind es, die häufig die Kalkulationen im Vorfeld in die Höhe schnellen lassen und im Zweifel dann zugunsten der Kostenminimierung einem Kompromiss zum Opfer fallen.
Mülheimer Wohnprojekt unterscheidet sich von konventionellem Ansatz
Anders ist es an der Seitenstraße Schürfeld gelaufen, die unweit des Flughafens in Mülheim-Raadt liegt. Auf einem Grundstück, das sich aus zwei Baufeldern zusammensetzt, ist ein wärmegedämmter Holzrahmenbau mit Brettstapeldecken, Holz-Alu-Fenstern und Linoleum-Böden entstanden. Ein einfacher, bedarfsorientierter Grundriss auf 135 Quadratmetern besticht durch präzisen Schnitt. „Eng am Nutzer geplant für vier glückliche Augenpaare“, wie es in der Bewerbung heißt.
Mülheimer Architektenpreis – weitere Bewerber:
Das Bochumer Architekturteam Typ A hat das Einfamilienhaus entworfen, genauer gesagt: Architekt Ole Wetterich mit Unterstützung seiner (Geschäfts-)Partnerin Martina Wetterich. Der Auftrag kam von einer jungen, mittlerweile vierköpfigen Familie. Pünktlich zum Einzug im Herbst 2020 kam das zweite Kind. Die Eltern und das ältere Geschwisterkind waren einige Monate zuvor aus Berlin zurückgekehrt in die ruhrgebietliche Heimat.
Grundstück in Mülheim-Raadt ist jahrzehntelang im Besitz der Familie
Neben der Nachhaltigkeit, durch die sich der Bau auszeichnet, ist bereits der Grund, auf dem er steht, eine Besonderheit. Eines der zwei ursprünglichen Baufelder war in den 80er-Jahren vom Großvater erworben und die Bauvoranfrage fleißig regelmäßig erneuert worden. Nur dadurch und durch „eine feinfühlige Planung“, wie die Wetterichs in ihrer Bewerbung schreiben, konnte im Einvernehmen mit der Baubehörde eine Lösung gefunden werden, die die Entstehung des Hauses erst möglich machte.
Obwohl zur Entstehungszeit die Kosten eines Holzbaus um fünf bis zehn Prozent über denen für einen konventionellen Bau lagen, „sind wir am Ende gar nicht so viel teurer ausgekommen“, erinnert sich Architekt Ole Wetterich. Das sei vor allem auf die Optimierung der Planung und eine Doppelfunktion an vielen Stellen im Einfamilienhaus zurückzuführen. So sind die Decken aus Holzschalung statisch tragend und die Schamwand im Bad – ein optischer Sichtschutz und Raumtrenner – gleichzeitig Regalfläche mit massig Platz für Hab und Gut der Eltern und Kinder.
Mülheimer Einfamilienhaus besticht durch vielfache Doppelfunktionen
„Mit funktional klassisch aufgeteilten Grundrissen nimmt das Erdgeschoss die öffentlichen Bereiche wie Kochen, Essen, Wohnen mit direktem Zugang zum Garten auf“, schreibt das Architektenteam in seiner Bewerbung. Dieser ist nun ein echter Zufluchtsort geworden, war zuvor aber wegen jahrelanger Einsamkeit wild zugewuchert. „Das Obergeschoss mit den privaten Bereichen, wie Kinder- und Schlafzimmer, sowie das Familienbad wird durch eine skulpturale Holztreppe aus dem Eingangsbereich erschlossen.“ Unter ihr – Stichwort Doppelfunktion – findet sich weiterer Stauraum, den die Familie für sich nutzen kann.
Und auch in Sachen Energie kann sich der erste frei stehende Neubau des Bochumer Büros sehen lassen: „Durch den Einsatz einer Wärmepumpe mit kontrollierter Wohnraumlüftung ließ sich der Flächenbedarf für die haustechnischen Anlagen auf ein Minimum reduzieren, sodass der Technikraum auch die Funktion eines Kellerersatzraums erfüllt.“ Denn ein Kellergeschoss hat das Einfamilienhaus nicht.
Die Bauarbeiten, erinnert sich Ole Wetterich zurück, liefen angenehm ab. Die Planung sei sehr zeitintensiv gewesen, das habe im Nachhinein allerdings vieles erleichtert. „Der Bauunternehmer hat eine super Arbeit geleistet.“
Die Jurysitzung zur Vergabe des BDA-Preises findet am 17. November statt. In der Jury sitzen der städtische Planungsdezernent Felix Blasch, die BDA-Architekten Markus Wüllner (Bochum) und Tobias Klodt (Essen) sowie Romain Burgy, Künstler aus Köln. Nur beratend dabei ist der Mülheimer BDA-Vorsitzende Gunvar Blanck. Zugelassen für den Wettbewerb waren Neu-, Um- und Ausbauten, städtebauliche Anlagen und Freianlagen, die seit Januar 2021 fertiggestellt worden sind.
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