Mülheim. Gestalterisch gelungene Neubauten will der Bund Deutscher Architekten in Mülheim auszeichnen. Wir stellen die fünf Nominierten vor: Teil 1.
Der Bund Deutscher Architekten (BDA) hat in Mülheim die Auszeichnung guter Bauten ausgelobt. Wir stellen die fünf Nominierten vor. Zum Auftakt: ein Wohnquartier mit Ruhrtalblick.
Nominiert für den Preis ist ein Mini-Quartier mit drei Mehrfamilienhäusern am Steinknappen in Menden, gelegen am Ende einer kleinen Stichstraße, direkt am dahinterliegenden Siepental, für dessen Schutz Mülheims Politik aktuell neues Baurecht schafft.
Neun Wohnungen sind in exklusiver Lage Mülheims entstanden
Schon die Lage der drei neuen Mehrfamilienhäuser hat seinen Reiz, wie es das Saarner Büro „Smyk Fischer Architekten“, das für deren Gestaltung verantwortlich zeichnet, in Ihrer Bewerbung um den BDA-Preis schildern: „Ein freier Blick in das Ruhrtal hinweg über satte Wildwiesen, die versteckte ruhige Lage am Ende eines privaten Stichweges, der angrenzende Buchen- und Eichenwald mit einem darin gelegenen Bachtal sowie die topografische Grundstückssituation mit leichter Hanglage kennzeichnen die örtlichen Besonderheiten und Qualitäten“, heißt es da.
Das Büro Smyk Fischer hatte die Aufgabe vom Investor, ein zeitgemäßes, nachhaltiges und identitätsstiftendes Wohnquartier mit Mietwohnungen zu schaffen. Die städtische Bauaufsicht hatte dafür die Anzahl der Wohneinheiten wegen des schmalen Stichweges auf neun Wohneinheiten begrenzt.
Mülheimer Architekten: „Eindruck, dass sich die Natur über die Gebäude legt“
Entworfen haben die Saarner Architekten drei mit Klinkerriemchen und Holz verkleidete Gebäude, die sie „unaufdringlich und ruhig“ eingebettet sehen in die prägnante Naturszenerie in exponierter Lage. Der weitläufige Blick aus den Wohnungen aufs Ruhrtal und auf die aufragenden Bäume im direkten Umfeld ist durch große Verglasungen ermöglicht, so dass in Teilen Baumkronen zum Greifen nah erscheinen. Die natürliche Topografie in Hanglage ist geschickt integriert, etwa durch ein gemeinsames Sockelgeschoss für zwei der Bauten, das nur vom Wald und vom Tal aus sichtbar ist. Das naturnahe Bauen haben Smyk Fischer durch eine Begrünung der Dächer akzentuiert. So entstehe der „Eindruck, dass sich die Natur über die Gebäude legt“, heißt es in der Bewerbung um den BDA-Preis.
Vieleckige Grundrissfiguren, auch zurückspringende Staffelgeschosse sind stilprägend. Durch eine jeweils L-förmig ausformulierte Grundform der Erd- und Staffelgeschosse werden privatere Bereiche auch außen geschaffen. Ausgeklügelt erscheint auch, wie Smyk Fischer den eigentlich unbelichteten Kern des Sockelgeschosses über eine Außentreppe und einen Lichthof erschlossen haben.
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Größere Wohnungen haben einen Kern, den die Wohnräume umgeben
Auch in der Grundrissstruktur sehen die Saarner Architekten Herausragendes geschaffen. Geometrisch vielfältig und unterschiedlich groß seien die einzelnen Wohneinheiten angelegt. Größere Wohnungen verfügten dabei über „einen Kern, den fließende, von Diagonalen geprägte Wohnräume umgeben. Bäder und Schlafräume befinden sich zumeist auf der dem Tal abgekehrten Nordost-Seite.“
Klimatisch sehen Smyk Fischer einige Besonderheiten: Die hellen Fassaden-Materialen ließen die sonnenexponierten Gebäude weniger aufheizen, die Dachbegrünung sorge durch die Speicherwirkung und Verdunstungskühle ebenso für ein angenehmes Klima. Die Neubauten entsprechen allerdings nur dem KfW 55-Standard, der nicht mehr gefördert wird und als Mindeststandard gilt. Erdwärme kommt zum Einsatz. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral in Wohnungsstationen. Dabei wird die Heizwärme vor Ort an das Trinkwasser abgegeben und auf kurzem Wege zu den Zapfstellen transportiert.
Die Jurysitzung zur Vergabe des BDA-Preises findet am 17. November statt. In der Jury sitzen der städtische Planungsdezernent Felix Blasch sowie die BDA-Architekten Markus Wüllner (Bochum) und Tobias Klodt (Essen). Nur beratend dabei ist der Mülheimer BDA-Vorsitzende Gunvar Blanck. Zugelassen für den Wettbewerb waren Neu-, Um- und Ausbauten, städtebauliche Anlagen und Freianlagen, die seit Januar 2021 fertiggestellt worden sind.
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