Mülheim. Piraten, Clowns und Hexen machen die Gaststätten unsicher: Es ist Karneval. Auch die Mitglieder der „KG Blau-Weiß” griffen am Freitagabend tief in die Verkleidungskiste. Bei ihrem traditionellen Kostüm-Ball kam es auf besondere Kreativität an. Die originellsten Verkleidungen wurden prämiert

Vor allem Clowns liefen einem früher vermehrt über den Weg, wenn die Zeit der Jecken wieder gekommen war. Auch in der Gaststätte „Lindenhof” in Speldorf ließ sich am Freitag der eine oder andere rotnasige Clown zeigen. Doch das war längst noch nicht alles: Mr. Spok, Cleopatra und gehende Senf-Tuben liefen bei dem Kostümball umher und zeigten, dass sich die Kostüme echter Jecken in punkto Kreativität geändert haben. „Die Kostüme werden immer bodenständiger, sind irgendwie lustiger als noch vor 15 Jahren”, meint Dagmar Bohnenkamp, Pressesprecherin der „KG Blau-Weiß”. „In den Neunzigern waren die Verkleidungen eleganter, man hatte oft ein Burgfräulein oder Napoleon vor sich stehen”, fügt sie hinzu, „doch heute konzentrieren sich alle mehr auf das Wesentliche, haben mehr Mut sich hässlich zu machen, über sich selbst zu lachen, weil sie einfach wissen, dass sie niemandem etwas beweisen müssen”.

Es geht um Originalität

Tatsächlich, so scheint es, geht es bei den neumodischen Kostümen hauptsächlich um Originalität. So war Max Fischer an dem Abend extra scharf zu der Veranstaltung gekommen: Von oben bis unten in braunen Stoff gekleidet, auf dem Kopf eine lange Mütze, so kam der Verkleidungssieger des letzten Jahres zu dem Kostümball.

Die großen Buchstaben auf seinem Einteiler machten deutlich: Der 49-Jährige ging als wandelnde Senftube. „Ich fand' das einfach lustig”, erklärt er, „und wollte ein Kostüm haben, dass ausgefallen ist und nicht jeder hat”.

Ebenso achteten Andrea und Jürgen Wisniewski bei ihrer Kostüm-Wahl auf Originalität: Mit spitzen Ohren, geradem Pony, hautengem Overall wurden sie zweifellos als Mr. Spok und eine Kollegin aus dem Weltall identifiziert. Auch bei ihnen stand die Ausgefallenheit ganz oben auf der Wunschliste. „Das hat einfach nicht jeder an”, bestätigt Andrea Wisniewski (41) und zuckt mit den Schultern. Insgesamt veränderten sich die Verkleidungen der Jecken immer auch nach aktuellen Themen, ist sich die Karnevalsbegeisterte sicher, so wären nach bestimmten Kinofilmen eben Piraten, Zauberer oder Figuren wie Horst Schlemmer gefragt.

Verkleidet als 50-Jähriger

Besonders trat auch Herbert Höfelmann („Herbie”), Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft, auf. „Ich bin vor einem Jahr 50 geworden, da hab ich mir gedacht: zieh ich mich doch auch so an!”, erklärt der 51-Jährige und muss lachen: Mit der gekrümmten Haltung, den zittrigen Händen, der ordentlich Kleidung, grauem Bart und zerzausten Haaren gleicht er täuschend echt einem Greis. Auch er findet, dass die Kostüme origineller werden, nicht mehr so traditionell wie vor ein paar Jahren sind.

Und trotzdem: Mitten unter den Jecken blitzten am Freitag immer wieder zwei rote Lockenperücken auf: Daniela und Heino Passmann waren dazu bunt gekleidet, in riesigen Latzhosen und mit etlichen Sommersprossen versehen. Das Paar machte allen Karneval Clowns oder Pumuckels alle Ehre: Denn was ist schon ein Karnevalsfest ohne Clowns-Kostüme?