Mülheim. Wer mit Holz baut, nutzt einen nachwachsenden Rohstoff. Nicht der einzige Vorteil, sagt ein Mülheimer, der für den Wirtschaftspreis nominiert.
Nachhaltigkeit ist ihr Alltag: Die rund 20 Mitarbeiter der Mülheimer Firma Holzbau Siepmann tragen dazu bei, dass Menschen in Häusern wohnen können, die so natürlich wie eben möglich sind – und aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Mit seinem ökologischen Konzept ist der Betrieb mit Sitz in Dümpten einer der fünf Nominierten für den ersten Mülheimer Wirtschaftspreis. Was die Fachleute neben Holz noch verbauen – und was nicht.
Bauen macht in der Regel jede Menge Dreck – das bekommen nicht nur die Bauherren zu spüren, wenn sie die Baustelle ihres zukünftigen Zuhauses besuchen. Auch die Umwelt leidet darunter, wenn herkömmliche Materialien wie Beton, Zement oder Styropor produziert werden – denn das verbraucht nicht nur viel Energie, sondern ihre Herstellung verursacht auch hohe CO2-Emissionen. Nicht so Holz, verdeutlicht Zimmerer Uwe Siepmann. Ganz im Gegenteil: Das nachwachsende Material binde CO2, erklärt der Fachmann. „Ein Einfamilienhaus speichert rund 40 bis 50 Tonnen CO2.“ Denn jedes Holzprodukt – egal ob Fenster, Schreibtisch oder Parkettboden, speichert dauerhaft den Kohlenstoff, den der ursprüngliche Baum der Atmosphäre entzogen hat.
In Mülheim-Dümpten fertigen Siepmann-Mitarbeiter die Holzbau-Komponenten
Es duftet nach Holz, Staub der Sägespäne tanzt durch die Luft, es herrscht konzentrierte Geschäftigkeit. Hier in der großen Halle im Dümptener Gewerbegebiet Langekamp, fertigen die Mitarbeiter von Siepmann die Teile in Handarbeit, aus denen die Gebäude dann im Holzrahmenbau vor Ort zusammengesetzt werden.
Mülheimer Wirtschaftspreis – weitere Finalisten:
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Zumeist in der Region entstehen diese, und überwiegend mit Materialien aus der Region, etwa aus dem Sauerland – auch das gehört für Siepmann zur Nachhaltigkeit. Klar, dass anfallende Reste wie Späne zu Briketts gepresst und als Brennmaterial für Kaminöfen weitergeben werden.
Seit fast 30 Jahren beschäftigt sich der gelernte Zimmerer mit Bauten aus Naturmaterial und sagt im Rückblick: „Der Holzbau ist in den letzten rund 15 Jahren erwachsenen geworden.“ Einen Beitrag dazu wird sicher auch die Dümptener Firma geliefert haben, die aufgrund ihrer Expertise nun als eines von 19 Unternehmen vorgeschlagen und von der Jury in den Kreis der fünf Finalisten für den Mülheimer Wirtschaftspreis gewählt wurde.
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„Klimaschutz fängt bei gut gedämmten Häusern an“, ist der Zimmerer überzeugt und betont: „Chemische Holzschutzmittel, Styropor, Kunststoffe oder Folien als Dampfsperre haben in unseren Holzhäusern nichts zu suchen.“ Als Dämmstoff nutzt er etwa Zellulose, recyceltes Altpapier. Oder aber nutzt wie schon unsere Vorfahren vor Hunderten von Jahren Stroh und Lehm wie bei mittelalterlichen Fachwerkhäusern.
Nachhaltig findet der Firmenchef auch, an nachfolgende Generationen zu denken
Mülheimer Wirtschaftspreis
Fünf Unternehmen aus Mülheim haben in diesem Jahr die Chance, den ersten Mülheimer Wirtschaftspreis zu gewinnen. Die Stadt will in diesem Jahr wissen, welcher Betrieb sich auf besonders kreative und vielfältige Weise auf Nachhaltigkeit fokussiert. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Die feierliche Preisverleihung findet am 3. November am Flughafen im Luftschiffhangar der WDL-Gruppe statt. Die Finanzierung des Events erfolgt durch Sponsoren, die WDL-Gruppe stellt beispielsweise die Location kostenlos zur Verfügung. Vergeben wird der Mülheimer Wirtschaftspreis durch Oberbürgermeister Marc Buchholz.
Er setzt auf Klasse statt auf Masse, macht Uwe Siepmann deutlich: „Wir bauen zehn bis zwölf Häuser pro Jahr, begleiten unsere Kunden eng.“ Für Siepmann scheint es faszinierend zu bleiben, Familien auf dem Weg zum eigenen Zuhause zu begleiten – unter ökologischen Gesichtspunkten und mit Blick auf die nachfolgenden Generationen.
Nur folgerichtig, dass seine Mitarbeiter ein Dienstrad leasen können und sie bei den Getränkeflaschen auf Glas und Plastik achten („Auf der Baustelle geht Glas nicht“). Die Vier-Tage-Woche, von der sich viele Arbeitnehmer mehr Lebensqualität versprechen, sei in seinem Betrieb indes schwer umsetzbar – das hat er mit seinem Team besprochen. Nicht der Profit steht für den Firmenchef im Fokus, sondern das Quäntchen, das er durch sein Tun zu einer besseren Welt beitragen kann: „Ich verdiene nicht mehr als unser Meister. Anstatt mir einen Porsche zu gönnen, möchte ich lieber schöne Häuser bauen.“
Die Holzhäuser aus Mülheim haben einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck
Zu seiner Definition eines perfekten Hauses gehöre es eben auch, dass es einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck hinterlässt: „Bei uns steckt das Motto ,Von der Wiege zur Wiege’ dahinter“, sagt Siepmann. Den weit überwiegenden Teil der Baumaterialien – Holz, Lehm und Stroh – könne man nach dem Ende des Lebenszyklus des Gebäudes „einfach auf den Acker kippen – dann würde alles dahin gehen, woher es kommt.“ Eben wie in der Natur, die keinen Abfall kennt – so schließe sich der Kreislauf der Materialien.