Mülheim. Etwa doch Parkplätze und ein weiter trister Mülheimer Rathausmarkt? Jetzt ist eine Entscheidung zu den Entwürfen für eine Umgestaltung gefallen.
Mit einigen spitzen Bemerkungen und einer überraschend doch gezähmten Fraktion hat Mülheims Planungspolitik ein Urteil über die neuen Pläne zur Aufwertung des Rathausmarktes gefällt.
Mit Stimmen von CDU, Grünen und „Die Partei“ hat Mülheims Planungspolitik den ersten Entwürfen des Saarner Büros „Smyk Fischer Architekten“ den Segen erteilt, auf dieser Basis in die weiteren Planungen zu gehen. Die FDP sprach sich dagegen aus, SPD und MBI enthielten sich. Laut Entwurf soll der Rathausmarkt anstelle des maroden Kiosks ein neues, ansehnliches Platzhaus mit Café-Betrieb und anderem bekommen, dazu soll der Platz künftig von Autos (Parkplätzen) frei bleiben, an den Rändern attraktiv begrünt werden und ein Wasserfontänen-Spiel bekommen.
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Mülheims CDU rief das Parkplatz-Thema nicht mehr als Totschlagargument auf
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Zuletzt hatte die CDU in der Bezirksvertretung noch Beratungsbedarf angemeldet. Die Vorlage sei „sehr kurzfristig“ eingereicht worden, kritisierte da Hansgeorg Schiemer. Es habe ferner „keine Abstimmung mit den Bürgern“ gegeben, auch fielen rund 30 Parkplätze weg.
Die Befürchtung, der alte Parkplatz-Streit würde wieder aufflammen und die CDU eine umfassende Neugestaltung des Platzes aus diesem Grund, wie 2015 in Eintracht etwa mit der SPD geschehen, erneut blockieren, bestätigte sich im Planungsausschuss nicht. Die CDU rief das Parkplatz-Thema nicht mehr als Totschlagargument auf, ihre Fraktionsvorsitzende Christina Küsters stellte nur in Aussicht, „später noch mal zu schauen, ob genug Parkplätze vorhanden sind oder Ersatz zu schaffen ist“.
Grundsätzlich sei der aktuelle Gestaltungsentwurf „ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung“. Für das weitere Verfahren fordert die CDU eine Bürgerbeteiligung ein. Heike Feuster als sachkundige Bürgerin mahnte dafür an, auch einen möglichen Mangel an oberirdischen Frauen-Parkplätzen in der Innenstadt im Blick zu halten. Planungsamtsleiter Alexander Behringer stellte grundsätzlich fest: „Die Innenstadt verfügt im fußläufigen Umfeld über mehr als ausreichend Stellplätze.“ Das Angebot an Frauen-Parkplätzen werde man zur Prüfung noch mal mitnehmen ins Technische Rathaus.
FDP: Veranschlagten Millionen-Betrag lieber in Mülheims marode Straßen stecken
Schon vor Küsters’ Äußerungen hatte Brigitte Erd (Grüne) als Koalitionspartner der CDU gemahnt, die Aufwertung des Rathausmarktes nicht erneut an der Parkplatz-Frage scheitern zu lassen. Jetzt sei ein Schlusspunkt unter die Debatte zu setzen und endlich der Weg freizumachen für eine umfassende Attraktivitätssteigerung. Diese im Übrigen, so Erd, hätte die Stadt schon vor rund zehn Jahren haben können – und da deutlich günstiger als zu den jetzt im Bau aufgerufenen Preisen. „Sehr, sehr gut gelungen“ seien die Entwürfe, so Erds Fraktionskollege Oliver Linsel. Der Platz werde viel einladender werden.
Joachim vom Berg (FDP) begründete die Ablehnung seiner Fraktion mit den 1,4 Millionen Euro, die für den Rathausmarkt verausgabt werden sollen (bei noch zu beantragender Städtebauförderung). Für wenig Effekte sei das zu viel Geld, forderte er, das Geld lieber in die Sanierung maroder Mülheimer Straßen zu investieren.
SPD zurückhaltend: Gesamtkonzept für Mülheims Innenstadt gefordert
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Sowohl Berg, der sich eine Markthalle für den Rathausmarkt gewünscht hätte, als auch Architekt Klaus Ruppin als sachkundiger Bürger übten Kritik daran, dass nicht noch mehr möglich werden soll auf dem Platz. Dennoch, so Ruppin, sei „ein vernünftiger Anfang“ gemacht. Ruppin räusperte sich derweil zur „wundersamen Geldvermehrung“, die das Projekt jetzt möglich mache. Er selbst hatte 2015 eigene Entwürfe zum Platz präsentiert – mit einem Brückenschlag direkt vom Radschnellweg zum Rathausmarkt.
Für die SPD äußerte Filip Fischer, dass seine Fraktion den Plänen zwar „nicht negativ“ gegenüberstehe, aber doch einiges zu klären sei, verwies er darauf, dass die SPD auch mit Blick auf die Pläne für das alte Hauptpost-Areal ein Gesamtkonzept für die Innenstadt einfordert.
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MST zu Umbauplänen: „Platz für Großveranstaltungen eher uninteressant“
Ein überraschendes Thema tauchte auch noch auf. So hatte die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST) eine im Vorfeld nicht veröffentlichte Stellungnahme abgegeben und geäußert, dass die skizzierte Neugestaltung einen Verlust von rund 40 Prozent der Veranstaltungsfläche bringen werde. Das mache den „Platz für Großveranstaltungen eher uninteressant“. Etwa fände das „Streetfood-Festival“, das jetzt zu Gast in Mülheim war, für rund die Hälfte seiner Foodtrucks keinen Platz mehr. Das stelle die Wirtschaftlichkeit infrage. Die Stadt müsse sich darauf einrichten, solche Großveranstaltungen künftig anderswo, etwa in der Müga, möglich zu machen.
Planungsdezernent Felix Blasch rechnet hingegen mit nur 20 Prozent weniger Fläche. Und Planungsamt-Chef Behringer stellte heraus, dass die MST die Entwürfe trotzdem begrüße. So heißt es seitens der MST auch, dass ein neu gestalteter Rathausmarkt viel Potenzial biete, kleinere Events auf die Beine zu stellen. „Er bildet den idealen Rahmen für einen Wochen- oder Abendmarkt und auch ein kleiner, feiner Weihnachtsmarkt ist denkbar.“ Die Entwürfe ließen hoffen, dass der Platz später einen „heimeligen Charakter mit modernem Anschliff und einer hohen Aufenthaltsqualität“ bieten werde. „Diese Entwicklung ist an 365 Tagen gut für die Stadt.“
Stadt und Architekten stellten sich einer ersten Diskussion mit Mülheimer Bürgern
Die Stadtverwaltung nutzte derweil das Innenstadt-Fest „Schön hier!“ am vergangenen Donnerstag, um Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern zu den Entwürfen von „Smyk Fischer Architekten“ einzuholen. 120 Personen hätten sich beteiligt, stellte die Stadtverwaltung im Nachgang fest. Das Echo habe die Pläne eindeutig gestützt.
„Besonders ins Auge fällt die Begeisterung für das neue Platzhaus. Auch das Wasserfontänenfeld und die Aufenthaltsflächen samt Außengastronomie gefallen den Mülheimerinnen und Mülheimern besonders gut.“ Der Wegfall von Parkplätzen sei nicht negativ ins Gewicht gefallen, hieß es in einer Mitteilung. Einziger Kritikpunkt sei die fehlende Anbindung des neuen Stadtplatzes und der Innenstadt über den Radschnellweg RS 1: „Der Wunsch nach einer innenstadtnahen Rampe für den RS 1 bleibt bestehen.“
Schon Ende 2025 soll der Rathausmarkt mit neuem Platzhaus umgestaltet sein, kündigt die Verwaltung an.
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