Mülheim. Taubenkot, Gestank und Müll: Trotz Umbaus bleibt der Nordeingang am Mülheimer Hauptbahnhof ein Schandfleck. Wie es jetzt weitergehen soll.
Der Bahnhofsvorplatz ist vielerorts das erste, was Auswärtige von der jeweiligen Stadt zu sehen bekommen. Das Eingangstor zur Stadt. Auch zwei Jahre nach dem Umbau kann der Mülheimer Nordeingang dieses Attribut kaum erfüllen. Eine Bestandsaufnahme.
Der erste Pendler, der am Vormittag aus dem Bahnhofsgang kommt, kickt erst einmal einen Kronkorken über den Platz. Der rollt in den Bereich der Sitzmöglichkeiten, der mit Zigarettenstummeln übersät ist. Oben drauf stehen reihenweise leere Kaffeebecher. Es riecht nach Urin und neben einem Brückenpfeiler hat sich ein riesiger Fleck mit Taubenkot ausgebreitet.
Nordeingang ist erste Anlaufstelle für Pendlerinnen und Pendler
Wenngleich „Nordeingang“ eher nach zweiter Alternative klingt, ist er doch für die meisten die erste Anlaufstelle, weil es am deutlich schöneren Dieter-aus-dem-Siepen-Platz weder Parkplätze noch eine Bushaltestelle gibt, wie es sonst bei den Bahnhofsvorplätzen der meisten Städte der Fall ist.
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„Es handelt sich um einen hochfrequentierten Bereich, zu dem es immer wieder mal Beschwerden gibt“, sagt Planungsdezernent Felix Blasch über den Nordeingang. Überwiegend betroffen sei der Bereich um den Taxistand. Die Fahrer haben am Eingang zum Fahrradschuppen privat Müllsäcke aufgehängt, wo sich, so Blasch, „zwar Müll ansammelt, der dann aber von keinem entsorgt wird.“
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Damit Abfallkörbe nicht überquellen, habe man in Abstimmung mit der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) auf eine Müllpresse in unmittelbarer Nähe des Taxistandes gesetzt.
Keine regelmäßige Reinigung durch die Mülheimer MEG
Eine regelmäßige wöchentliche Reinigung durch die MEG findet bisher nicht statt, sie erfolge bei Bedarf. „Denn für eine effiziente Reinigung mit Kehrmaschinen und Handkolonne ist auch immer die temporäre Sperrung von Parkplatzflächen erforderlich“, gibt Blasch zu bedenken.
Durch das vor einem guten Jahr verabschiedete Konzept „Stadtsauberkeit aus einer Hand“ hat die Entsorgungsgesellschaft Leistungen übernommen, die vorher in den Verantwortungsbereich verschiedenster städtischer Ämter fielen. „Es wird sich herausstellen, wie einzelne Bereiche effektiver gereinigt und vor allem sauberer gehalten werden können“, sagt der Dezernent. Unter Umständen müsse auf bestimmte Bereiche ein stärkeres Augenmerk gelegt werden.
Bauliche Situation: Warum die Brücke alles schwieriger macht
Dass ein Teil der Vermüllung auch von den Obdachlosen verursacht wird, die sich am Bahnhofsausgang aufhalten, ist ein sensibles Thema. Denn auch sie tragen nicht gerade zu einem schönen ersten Eindruck Mülheims bei. „Das Thema muss man ganz gesondert betrachten und mit Mitteln der Sozialpolitik angehen“, sagt Blasch, der beide Bereiche selbstredend nicht miteinander vermischen möchte.
Der Beigeordnete verweist aber auch auf die besondere bauliche Situation des Nordeingangs aufgrund der Brücke. „Der Standort lädt auch ein, dort zu übernachten, weil man ein Dach über dem Kopf hat“, weiß Blasch. Der Dezernent betont: „Solange das so bleibt, wird man sich schwer tun eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt.“
Warum eine Beleuchtung am Bahnhofsvorplatz nicht zustande kam
Eine Beleuchtung sollte seinerzeit dafür sorgen, den Status als sogenannter Angstraum zumindest ein Stück weit abzuschwächen. „Das war einerseits teuer, andererseits haben wir auch niemanden gefunden, der das machen wollte“, muss der Stadtplaner eingestehen. So bleibt es vor allem in den Herbst- und Wintermonaten oft sehr dunkel am Mülheimer Nordeingang.
Eine konkrete Verbesserung wünschen sich die Taxifahrer: Eine Toilette direkt am Stand, um nicht das WC im Bahnhofsgebäude oder gar im Forum nutzen zu müssen und dann Gefahr zu laufen, eine Fahrt zu verpassen. „Von der Forderung ist hier nichts bekannt“, heißt es seitens der Verwaltung, wenngleich die Idee bereits 2014 schon einmal Thema in der Bezirksvertretung war.
Taxifahrer wünschen sich Toilette am Nordausgang
Damals gab es aber die Toilette im Bahnhof noch nicht. „Sie ist öffentlich zugänglich mit Öffnungszeiten von 7 bis 19 Uhr in der Woche, von 7 bis 18 Uhr samstags und von 9 bis 17 Uhr an Sonn- und Feiertagen. Diese ist eigentlich vom Taxistand aus gut erreichbar“, betont Blasch. Zu Gesprächen mit den Taxi-Unternehmen sei die Stadtverwaltung gerne bereit, um Verbesserungsbedarfe zu klären.