Mülheim. Seit Jahren wächst der Verkehr durch Mülheim-Selbeck zum Autobahnkreuz Breitscheid. Der Bürgerverein sieht einen Ausweg: die Linie nach Hösel.

Der Unmut zum Wechsel des neuen Nahverkehrsplans ist derzeit an vielen Stellen in der Stadt spürbar. In Selbeck hat man die Umstellung nicht nur mit Blick auf den nun deutlich längeren Schulbusverkehr verfolgt. Der Selbecker Bürgerverein (SBV) vermisst auch Weitsicht bei der Planung der bestehenden und vor allem zukünftigen Pendlerverkehre mit dem Bus. Besonders Richtung Düsseldorf zeigen sich aus seiner Sicht Mängel. Was fehle: ein Anschluss an den S-Bahnhof Hösel.

Gut 18.386 Fahrzeuge rauschen am Tag durch den Ortskern von Selbeck – wenigstens, denn das sind nur die Daten, die das Landesamt für Natur und Umwelt (Lanuv) vor zehn Jahren erhob. Obwohl dort seit 2021 nicht mehr gemessen wird: Die Emissionen und auch der Lärm dürften inzwischen allein im Zuge des seitdem gestiegenen Mülheimer Autoverkehrs kaum weniger geworden sein.

Mit großen Mülheimer Wohnprojekten wächst der Autoverkehr nach Selbeck

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Was den Verkehr zudem verstärkt hat, sind weitere Nachverdichtungen und Neubauten etwa auf dem Gelände der ehemaligen Rumbaum-Gärtnerei. Und auch in Zukunft sieht Selbeck mit großen Wohnprojekten auf dem Fliedner-Gelände und auf dem Saarn-Broicher Lindgensgelände weiteren Verkehrszuwächsen entgegen.

Täglich fahren rund 5983 Menschen beruflich von Mülheim nach Düsseldorf, wie das Landesamt für Statistik weiß. Offen ist zwar, ob sie dahin mit dem Auto unterwegs sind. Doch wer in Selbeck wohnt, hat auch mit dem neuen Nahverkehrsplan kaum Anreize bekommen, vom Individual- in den Öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Warum der bestehende Bus nach Düsseldorf keine Anreize setzt

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Ein Mal in der Stunde fährt hier die Linie 752 gen Landeshauptstadt. Die braucht rechnerisch 44 Minuten, erfahrungsgemäß aber eher eine Stunde, heißt es aus Kreisen des Bürgervereins – wenn der Bus denn pünktlich aus Mülheim in Selbeck ankomme...

Für den Bürgerverein kommt daher nur eine Alternative in Betracht: ein Pendlerbus zum etwa sechs Kilometer entfernten S-Bahnhof Ratingen-Hösel. Von dort aus ist die Linie S6 in 20 Minuten in Düsseldorf oder aber in fast derselben Zeit in Essen. Eine ideale Lösung?

Bürgerverein schlägt vor: Mit dem Kleinbus zum S-Bahnhof

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Für das Anliegen des Bürgervereins und für die Strecke hat sich auch die Stadt Mülheim eingesetzt: Die Gespräche mit der Stadt Ratingen/Kreis Mettmann – sie müsste die Strecke schließlich finanzieren – führten zwar noch zu keinen Ergebnissen. Doch vom Tisch ist sie damit nicht: Man wolle dies bei der Planung des kommenden Nahverkehrs diskutieren, habe Ratingen signalisiert.

Wie am Ende eine solche Linie umgesetzt wird, liegt ebenfalls in der Hand der Auftraggeber, also Ratingens, betont Verkehrsdezernent Felix Blasch. Mülheim habe kein Mitbestimmungsrecht.

Der Bürgerverein will aber nicht locker lassen: In einem Offenen Brief an Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz schlägt er vor, günstigere Kleinbusse zu bestimmten Stoßzeiten einzusetzen. „Es geht um eine Verringerung der CO2-Bilanz und natürlich auch um eine spürbare Verbesserung der ÖPNV-Verbindung nach Düsseldorf“, heißt es. Denn wer einmal im Auto sitze, fahre eben nicht zum S-Bahnhof, sondern gleich am Breitscheider Kreuz nach Düsseldorf.

Mülheims Nahverkehr - so läuft die Debatte