Mülheim. Die Fliedner-Stiftung will in Mülheim hunderte neue Wohnungen bauen. Ein besonderes neues Quartier ist geplant. Hier die ersten Details dazu.
Die „Parkstadt“ ist Mülheims größtes Wohnungsbau- und Stadtentwicklungsprojekt. Die Pläne zur neuen Nutzung des Areals der einstigen Lederfabrik Lindgens am Kassenberg für Gewerbe und Wohnen zählen ebenso zu den Top-Stadtentwicklungsprojekten der Stadt wie das laufende Millionenprojekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWB, die Eichbaum-Siedlung zu einem modernen, gemischten Quartier zu entwickeln. Jetzt reiht sich die Fliedner-Stiftung in diese Kategorie ein mit einem Mammutprojekt in Selbeck.
Die Stiftung will das Fliedner-Dorf mit einem beachtlichen Bauprojekt näher an den Stadtteil Selbeck heranwachsen lassen. Dabei ist keine Erweiterung des Dorfes im klassischen Sinne geplant, aber doch ein sinnstiftendes Bindeglied zwischen „Dorf“ und Stadtteil. Eine eigene, 4,7 Hektar große Fläche will die Fliedner-Stiftung dafür bebaut sehen.
210 bis 280 neue Wohnungen sollen in Mülheim-Selbeck entstehen
Auch interessant
Pläne dafür existieren dem Vernehmen nach schon länger, nun wird es konkret. Im Stillen, fernab öffentlich tagender politischer Gremien, hat ein städtebaulicher Wettbewerb zum Vorhaben stattgefunden. Zehn Büros waren aufgerufen, eine künftige Bebauung auf dem Areal zwischen „Am Mühlenhof“ und Fliednerstraße sowie im Nordwesten auch über die Fliederstraße hinaus zu skizzieren. Acht Büros haben letztlich Entwürfe eingereicht. Unter dem Vorsitz der Stadtplanerin Prof. Dr. Hildegard Schröteler-von Brandt sind laut Angaben der Stadtverwaltung Mitte Januar die Siegerin und vier weitere Preisträger gekürt worden. Am kommenden Montag sollen ihre Wettbewerbsbeiträge im Rathaus präsentiert werden.
Weitgehende Details sollen auch dann erst in der Öffentlichkeit preisgegeben werden. Zum generellen Vorhaben aber lässt sich schon jetzt einiges sagen, da laut städtischem Planungsamt „ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung am Campus Dorf in Selbeck erreicht“ ist. Auf besagter Fläche soll laut Wettbewerbsauslobung der Fliedner-Stiftung „ein reines Wohngebiet mit Gemeinschaftsflächen“ entstehen. Zwischen 210 und 280 neue Wohneinheiten sollen nach diesen Vorstellungen geschaffen werden, in Mehrfamilienhäusern. Dazu womöglich Raum für Nahversorger.
Geplant: ein Wohnviertel für Jung und Alt, „barrierefrei und sozial inklusiv“
Auf das Konzept eines neuen Quartiers, das allen Generationen ein Zuhause bietet, dabei den Fokus insbesondere auch darauf legt, dass Menschen mit und ohne Behinderungen dort zusammenleben und tatsächlich auch -kommen, legt die Stiftung größtmöglichen Wert. Ein Wohnviertel für Jung und Alt soll es werden, „barrierefrei und sozial inklusiv“, so lauten die gesetzten Attribute.
[+++ Haus, Wohnung, Grundstück - Alles zum Wohnen und Bauen in Mülheim +++]
Die bis zu 280 Wohneinheiten sollen einen entsprechenden Mix bieten. Es soll Einzel-Apartments mit rund 35 Quadratmetern Wohnfläche ebenso geben wie Paar-Wohnen mit circa 65 bis 80 Quadratmetern Fläche. Auch Familien sollen hier heimisch werden können auf 80 bis 100 Quadratmetern. Selbst Wohngemeinschaften für vier oder mehr Personen soll es geben. Dabei soll der zunehmenden Nachfrage nach barrierefreien und altersgerechten Wohnungen Rechnung getragen werden. Ausdrücklich auch ein Ziel: ein großes Angebot an bezahlbarem Wohnraum.
Ausstellung im Mülheimer Rathaus zeigt Entwürfe aus dem Wettbewerb
Mülheims Dezernent für Planen und Bauen, Felix Blasch, ist angetan von dem Wohnbauprojekt, das auf ein Miteinander aus ist und Bindeglied sein soll zwischen Fliedner-Dorf und Stadtteil. Die „nicht alltägliche Planungsaufgabe“ mit „besonderer Note und Konfiguration“ hätten die meisten Wettbewerbsteilnehmer gut gelöst, macht er neugierig auf die Präsentation der Entwürfe, die Bürgerinnen und Bürger in einer Ausstellung in der Mosaikhalle des historischen Rathauses ab Montag, 6. Februar, zwei Wochen lang selbst begutachten können. Die Ausstellung soll (mit Zugang am Rathausturm an der Friedrich-Ebert-Straße) immer montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zugänglich sein.
Lesen Sie weitere Berichte zu Wohnbau-Projekten in Mülheim:
- SWB-Hochhaus soll grün werden: Wann das Klimaprojekt startet
- Für 30 Millionen Euro: Neues Karree entsteht in Speldorf
- Innenstadt-Villa soll für Neubauprojekt weichen
- Wo Varia-Bau neue Wohnungen in Mülheims Süden plant
- Was 2023 für die Baupläne am Lindgens-Areal bringt
- Mülheimer Bunker wird Wohnhaus: Was die Nachbarn erwartet
Am Eröffnungstag werden um 15 Uhr auch wesentliche Beteiligte die Planungen öffentlich vorstellen. Neben Blasch sind von der Fliedner-Stiftung Frank Eibisch (Vorstandsvorsitzender), Sabine Halfen (kaufmännischer Vorstand) und Claudia Ott (Fachvorstand) angekündigt. Und auch ein Vertreter des Siegerentwurfes wird zugegen sein: Daniel Bläser, geschäftsführender Gesellschafter des Büros „bläser jansen partner“ aus Dortmund. „Wir haben einen sehr schönen Entwurf bekommen“, sagt Planungsdezernent Blasch, gleichwohl sieht er noch Überarbeitungsbedarf im weiteren Verfahren.
Bauland auch im Süden des Fliedner-Dorfes? Dezernent hat klare Meinung dazu
Blasch nahm auf Anfrage Stellung zu dem einst von seinem Vorgänger Peter Vermeulen formulierten Ziel, auch im Süden des Fliedner-Dorfes über eine Wohnbebauung zwecks Anbindung des Dorfes an Selbeck nachdenken zu wollen. Bauland zu schaffen bis hin zur Straße „Am Timpen“, so wie es im Regionalplan tatsächlich verankert ist, sei für ihn ausgeschlossen, so Blasch. „Das werden wir nicht anpacken. Die landschaftliche Zäsur an dieser Stelle soll erhalten bleiben“, hält der Dezernent die Grünschneise für unbedingt erhaltenswert für das ökologische Gleichgewicht rund um die viel befahrene Kölner Straße (B1).
Jene Festsetzung im Regionalplan, den Bereich als Siedlungsbereich auszuweisen, sieht Blasch vielmehr nur darin begründet, Selbeck im Plan so groß darzustellen, dass Entwicklungen im Ort als Ganzen überhaupt noch möglich sind in Zukunft.