Mülheim. Der Start der neuen Mülheimer MTB-Piste am Großen Berg beginnt mit kleinen Vorfällen. Ist das der Anfang weiterer Zerstörungen an der Strecke?
„Wir fangen an zu bauen“ – seit ein paar Wochen kündigt ein Schild der Trailriders Ruhr den Start an der künftigen Mountainbike-Strecke am Großen Berg im Uhlenhorst an. Dann nahmen es Unbekannte mit. Jetzt steht eine weitere Tafel tiefer im Gelände. Doch an anderer Stelle hat es eine gerade angefangene Rampe zerlegt. Auch die Tat von Unbekannten oder nur das Unwetter?
So genau kann es auch Michael Harnisch, zweiter Vorsitzender des Mülheimer Mountainbike Vereins, nicht sagen. Maßnahmen aber will man ergreifen und das Schild vielleicht einbetonieren. Als nächstes sollen Schilder mit Verhaltensregeln aufgestellt werden und dem Hinweis, dass jeglicher Vandalismus zur Anzeige gebracht werde.
Mülheimer Trailriders sprechen von „positiven Gesprächen“ mit Kritikern und Anwohnern
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Kommt die bisweilen heftige Debatte um den umstrittenen Bau der Strecken nicht zur Ruhe? Die Trailriders kochen die Vorfälle runter: Denn es habe Gespräche mit kritischen Anwohnern gegeben, grundsätzlich seien die jedoch positiv verlaufen. Zudem sei das Interesse an der Strecke bereits groß, es kommen viele Menschen vorbei, die über Social Media davon gehört haben.
Und doch gab es ebenso eine Petition mit rund 500 Stimmen gegen die Ausnahmeregelung, im Naturschutzgebiet eine Mountainbike-Piste zu bauen. Lehnte zudem der Naturschutzbeirat den Bau ab, auch deshalb, weil er Fehler im Gutachten sah, sich nicht genügend informiert und beteiligt fühlte. Der Rat jedoch setzte sich über die Ablehnung hinweg und beschloss am Ende die naturschutzrechtliche Befreiung am Großen Berg.
Initiatorin der Petition gegen MTB-Strecke distanziert sich von Vandalismus
Wird die Strecke daher auf andere Weise sabotiert? Ute Menzel, Anwohnerin und Initiatorin der Petition, lehnt die MTB-Piste zwar ab, doch ebenso einen möglichen Vandalismus als Mittel zum Zweck: „Ich möchte mich deutlich von diesem blinden Aktionismus distanzieren und finde es beschämend, zu solchen Mitteln zu greifen. Ich habe dagegen gekämpft, aber ich weiß auch, wenn meine Mittel erschöpft sind“, schreibt sie der Redaktion.
Für den umweltpolitischen Sprecher der SPD, Daniel Mühlenfeld, ist die Gemengelage der Interessen weiterhin „schwierig für die Politik. Jede Seite behauptet im Sinne der Bevölkerung zu sprechen. Wie kriegt man es hin, dass sich jeder mitgenommen fühlt?“ Dennoch hofft Mühlenfeld, einen Interessensausgleich finden zu können, bei dem die Situation dauerhaft befriedet wird.
CDU will jetzt keinen „Aktionismus“, sondern die Fertigstellung abwarten
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„Die Schwierigkeiten werden wir immer wieder haben“, meint dagegen Werner Oesterwind, CDU-Sprecher im Sportausschuss und Befürworter der Strecke, zu einem möglichen Vandalismus. Er sieht vorerst keinen Bedarf, die möglichen Gegner mit den Trailriders zusammenzubringen, um mehr Akzeptanz zu erreichen: „Die Trailriders haben immer wieder Gespräche angeboten und geführt. Der demokratische Prozess ist beendet.“ Wenn die Strecke fertig sei, könne man wieder zum Gespräch einladen.
Mountainbike-Strecke im Uhlenhorst – so lief die Debatte
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Laut sind die kritischen Stimmen derzeit nicht. Das bedeutet aber keinesfalls, dass der Ausbau nicht beobachtet würde. Eine Anwohnerin sieht anbahnende Konflikte im Umfeld, wenn die Bahn genutzt wird. Zum Beispiel auf dem ausgewiesenen Gehweg, der oberhalb der Pisten liegt und an die Strecken angrenzt. Auch für den Waldkindergarten unterhalb an Böllerts Höfe sieht sie Probleme, weil einige Mountainbiker auf der Straße im hohen Tempo unterwegs seien. Und auch die inzwischen ansatzweise hergestellten Streckenverläufe seien – im Vergleich zu denen der alten „Sieben-Huckel-Bahn“ – nun viel ausladender ausgefallen.
Grüne sehen Piste als Prozess: im Konfliktfall müsse nachgesteuert werden
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Wie aber kann es angesichts der weiter bestehenden Kritik weitergehen? Für den sportpolitischen Sprecher der Grünen, Timo Spors, bleibt – trotz erster politischer Weichenstellung – die MTB-Piste ein Prozess, bei dem im Konfliktfall nachgesteuert werden müsse: „Es ist ja das erste Mal, dass wir in Mülheim eine MTB-Strecke gestalten.“ Der Vorteil liege aber darin, dass man die Trailriders als Pächter miteinbeziehen könne.
Die zweite Bürgermeisterin Ann-Kathrin Allekotte (Die Grünen) will speziell die Situation am Gehweg überprüfen lassen, sie gibt den Trailriders aber einen grundsätzlichen Vertrauensbonus: „Mein Eindruck ist, dass sie den Umgang mit der Natur sehr ernst nehmen.“