Mülheim. Noah Lichtenberg und sein Mann gehen mit gutem Beispiel voran: Mit Fotovoltaik im eigenen Garten helfen sie Mülheim beim Weg zu Klimaneutralität.
Noch ist das große Gartenstück am Wenderfeld eine brachliegende Fläche mit grüner Wiese, doch schon bald soll hier ein Projekt entstehen, das zu dem ambitionierten Ziel der Stadt Mülheim passt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Immobilienmakler Noah Lichtenberg hat mit seinem Ehemann das Grundstück in Mülheim-Dümpten erworben. Für ihr Traumhaus – aber auch, um mit einer neuen Idee Maßstäbe zu setzen: Im hinteren Gartenbereich soll eine große Flächen-Fotovoltaikanlage entstehen.
Der Umweltschutz ist die Hauptmotivation des Paares. „Wir wollen gern unseren Beitrag dazu leisten, klimaneutral zu werden“, so Lichtenberg. Bei der Planung des Hauses ging es daher auch wesentlich ums Thema Energieversorgung. Mit dem Mülheimer Architekten Gunvar Blanck fanden die beiden einen Partner, der sie unterstützt und ein Energiekonzept ausgearbeitet hat.
Mülheimer Architekt: „Eine Anlage auf der grünen Wiese ist günstiger als auf dem Dach“
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„Wir haben bei dem Haus auf eine natürliche Belüftung geachtet, das bedeutet, dass es viele Oberlichter gibt und der Platz für eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach fehlt“, schildert Blanck die Situation. „Auch wäre eine Wartung des Flachdachs unter der Anlage schwierig.“ Da der große Garten viele Möglichkeiten bietet, kam schnell die Idee auf, die Anlage im hinteren Bereich zu errichten. Platz ist da und die rund 70 Zentimeter hohen Module stören auch keinen. „Eine Anlage auf einer Freifläche zu bauen, ist zudem günstiger als auf dem Dach“, erklärt Blanck.
Ein weiterer Beweggrund pro Fotovoltaikanlage war für Lichtenberg der Wunsch, den gesamten Stromverbrauch des Hauses abzudecken: „Wenn wir autark sein könnten, wäre das ganz wunderbar.“ Auch der Umstieg auf E-Autos sei für die Zukunft geplant.
Antrag bei der Stadt Mülheim wurde zunächst abgelehnt
Doch mit ihrer Idee stießen sie zunächst auf große Schwierigkeiten. Zusammen mit den Experten Dirk Böllert von der Adaica Deutschland GmbH und Wolfgang Hovest von der Sun4vision GmbH entstand ab August 2022 das Konzept für die Flächen-Fotovoltaikanlage. Im Dezember wurde die erste Anfrage an die Stadt gestellt. Doch der Antrag wurde abgelehnt, da „das Bauchrecht noch nicht so weit sei“, erklärt der Architekt die Begründung.
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An Aufgeben dachten die Eheleute deshalb noch lange nicht. „Wir sind dran geblieben. Wir fanden die Idee super, gerade bei der Energiekrise“, so Lichtenberg. Sie besuchten eine Veranstaltung des Projekts „Klimaneutralität Mülheim 2035“ in der Parkstadt in Speldorf, sprachen Oberbürgermeister Marc Buchholz an. Interessiert habe dieser sie an Mülheims Planungsdezernenten Felix Blasch verwiesen, der sich noch vor Ort Zeit nahm und versprach, sich zu melden.
Der gewonnene Strom darf nur privat genutzt werden
Mit einem Mal ging es schnell. Zwei Tage später kam die Zusage für das Projekt: Lichtenberg und sein Partner erhielten die Genehmigung zum Bau. Es sind einige Auflagen zu beachten, aber Kompromisse geht Noah Lichtenberg für die Umsetzung gern ein: So muss beim Bau eine Abstandsfläche von mindestens drei Metern zu allen Seiten eingehalten werden. Und der gewonnene Strom darf nur privat und nicht gewerblich genutzt werden.
Die Freude über die Genehmigung war bei allen Beteiligten groß. „Dass die Stadt Mülheim sich politisch und von der Verwaltung her dazu durchgerungen hat, ist sehr erfreulich“, so Gunvar Blanck. „Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen wurden in den letzten Jahren nur Kleinstanlagen verbaut. Seit der neuen Regierung sind auch größere möglich“, erklärt Dirk Böllert erfreut.
Mülheimer Ehepaar möchte „Ideengeber und vielleicht auch Vorreiter“ sein
Auch Noah Lichtenberg und sein Ehemann sind begeistert. „Gern sind wir Ideengeber und vielleicht auch Vorreiter.“ Nun geht es mit Eifer an die Umsetzung. „Wir holen bereits die ersten Angebote über die Anlage und den Bau ein“, so der Architekt. Die geplante Anlage soll 46 Module mit einer 25 kWp-Leistung umfassen. Kilowattpeak (kWp) ist die Maßeinheit für die maximale Leistung eines Fotovoltaikmoduls. Die Leistung wird bei ungefähr 20.000 kWh im Jahr liegen.
Fotovoltaikanlagen wandeln Sonnenlicht mit Hilfe von Solarzellen in elektrischen Strom um. Die Solarzellen werden in sogenannten Solarmodulen verbunden. Bei Sonne wird Strom erzeugt und gespeichert. „Natürlich ist man trotzdem an das Netzwerk angeschlossen“, erklärt Wolfgang Hovest. „Im Sommer können wir genügend Energie speichern. Aber da wir in Deutschland großen Wetterschwankungen unterliegen, kann es auch vorkommen, dass es im Sommer mal drei Wochen am Stück nur bewölkt ist. Für den Fall ist der Anschluss nötig.“
Anlage entsteht nicht auf asphaltierter Fläche, sondern auf bepflanztem Untergrund
Natürlich wollen die Eheleute auch bei dem Bau auf die Umwelt achten. Die Anlage wird nicht auf einer asphaltierten Fläche gebaut, sondern auf bepflanztem Untergrund. Über diesen Lebensraum sollen sich diverse Insekten und andere kleine Tiere freuen. Dadurch, dass der Boden nicht versiegelt wird, entsteht noch ein weiterer Vorteil: Kühlung. Jeder der schon einmal im Hochsommer aus der Stadt in den Wald gegangen ist, wird bemerkt haben, wie angenehm gekühlt die Luft dort ist. Auch das trägt zum Umweltschutz bei.
„Die Welt soll so schön bleiben, wie sie ist“, erklärt Noah Lichtenberg sein großes Engagement. Im Herbst soll es losgehen.