Mülheim/Essen. Ein Investor will dem Rhein-Ruhr-Zentrum an der Grenze von Mülheim zu Essen neues Leben einhauchen. Wer der Eigentümer ist, was genau er vorhat.
Gut fünf Jahre nach der Übernahme gibt das Joint Venture von Morgan Stanley und Redos seine Pläne zur Revitalisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums und des benachbarten Stinnes-Hochhauses an Mülheims A 40 auf. Die Immobilien gehen im Paket an neue Eigentümer. Die Hoffnung ist groß, dass die Revitalisierung des zuletzt arg geschröpften Shopping-Centers nun doch Fahrt aufnimmt.
Aus vertrauenswürdigen Quellen, unter anderem von einem Sprecher der aktuellen Betreibergesellschaft Harko, ist nun bestätigt, dass am vergangenen Freitag der Kaufvertrag für Center, ehemalige Karstadt-Arkaden und Stinnes-Büroturm notariell beurkundet worden ist. Neuer Eigentümer der Immobilien ist ein Konsortium aus der Eurofund Group (Madrid) und Signal Capital Partners (London). Über das Interesse der Eurofund Group und entsprechende Verhandlungen hatte diese Redaktion bereits Ende 2022 berichtet. Jetzt naht der Vollzug, wenn das Geschäft Mitte Juli mit der Überweisung des Kaufpreises auch formell in die Übernahme der Immobilien münden soll.
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Machen einstige Investoren mit Weiterverkauf ein Riesen-Verlustgeschäft?
Im Frühjahr 2022 hatte Harko angedeutet, sich selbst nicht mehr in der Lage zu sehen, die Revitalisierung 1973 eröffneten Centers in Eigenregie zu stemmen. Finanzierende Banken hatten eine Stärkung des Eigenkapitals für das einst auf über 200 Millionen taxierte Investitionsprojekt gefordert, Harko sich daraufhin auf die Suche gemacht nach einem externen Investor, der entweder über eine Beteiligung einsteigt oder aber komplett übernimmt.
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Dass Harko als eine Option auch nannte, selbst noch mal Geld zuzuschießen und nach den Verwerfungen mit steigenden Bau- und Zinskosten sowie der weiteren Corona-Schwächung des stationären Handels sein Modernisierungskonzept für das RRZ noch mal ganz neu aufzusetzen, galt schon lange nicht mehr als Priorität. Eher als Notnagel, um drohende Verluste so gering wie möglich zu halten. Quellen im Internet sprechen mit Blick auf den aktuellen Deal von 350 Millionen Euro, die 2018 für Center und Büroturm investiert worden seien (costar.com) – und 60 Millionen Euro, die nun angeblich zurückfließen sollen (Immobilienzeitung). Eine Bestätigung der Zahlen gibt es nicht.
Eurofund kann große Expertise in der Revitalisierung von Shopping Centern vorweisen
Nun übernehmen Eurofund und Signal Capital. Eurofund haftet eine große Expertise in der Revitalisierung von Shopping Centern an. Seit 1994 am Markt, stehen einige Projekte in Südeuropa, zuletzt auch in Großbritannien in der Referenzliste. So geht auch Europas größter Einzelhandelsstandort, der 2012 eröffnete und mehr als 200.000 Quadratmeter große „Puerto Venecia“ im spanischen Saragossa, auf ein Invest der Eurofund Group zurück.
Eurofund setzt nach eigener Darstellung auf das Konzept von „Shopping Resorts“: anziehungsstarke Wohlfühl-Oasen mit modernem Handel, mit Gastro, Erlebnis und Entertainment mit hohem Freizeit- und Erlebniswert. Der entsprechend geplante „Puerto Venecia“ wurde 2013 für eben jenes Konzept als „bestes neues Einkaufs- und Freizeitzentrum der Welt“ mit den Mapic Awards ausgezeichnet.
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Investoren wollen Ende Juli Pläne zum Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums vorstellen
Ähnlich wie im Vorgängermodell von Handelsexperte Redos und Morgan Stanley soll Signal Capital Partners für Eurofund die Finanzierungsseite absichern. Alleine, so heißt es aus informierten Kreisen, könnte Eurofund die Investition in Mülheim nicht stemmen. Signal Capital Partners ist ein privates Vermögensverwaltungsunternehmen. Es ist nach eigenen Angaben 2,5 Milliarden Euro schwer.
Wie zu hören ist, will Eurofund in der letzten Juli-Woche Mietern, Belegschaften und Öffentlichkeit Details zu seinen Plänen vor Ort präsentieren. Aktuell ist hierzu noch nichts Näheres in Erfahrung zu bringen außer, dass die Investoren das RRZ „so schnell wie möglich“ und „im Konsens mit Mietern“ zur „Begegnungsstätte“ mit regionaler Strahlkraft entwickeln wollen. Die Investoren würden „sehr viel Geld investieren“. An diesem Freitag sollen die Mieter über den bevorstehenden Eigentümerwechsel eine erste Information erhalten.
Alter Bauantrag für Rhein-Ruhr-Zentrum wird weiter bearbeitet
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Dem Vernehmen nach sind Vertreter von Eurofund schon seit längerer Zeit im intensiven Austausch mit Mülheims Stadtverwaltung. Hier ist weiterhin der Bauantrag der bisherigen Eigentümer in Bearbeitung. Laut dem Chef der Bauaufsichtsbehörde, Axel Booß, soll das Verfahren wohl auch noch zu einem Ende geführt werden. Aktuell warte sein Amt auf die siebte Version von Architektenplänen und Brandschutzkonzept. Booß bestätigte aber die Information, dass Eurofund die Pläne nicht eins zu eins übernehmen wolle. Der Projektentwickler wolle „in kleineren Anträgen weitere Bauanträge“ stellen. Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass ein Umbau „in verschiedenen Phasen Schritt für Schritt“ in Angriff genommen werden soll.
Mit dieser Information der Hoffnung geht auch die Betriebsratsvorsitzende von Galeria Kaufhof Karstadt, Andrea Grisail, am kommenden Dienstag in eine Belegschaftsversammlung, in der es für die Mitarbeitenden weiter natürlich auch um schwierige Themen der Restrukturierung geht. Da sei die Nachricht zum Einstieg eines Investoren, der Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung im Shopping-Center zeige, willkommen, um „die bis an die Grenzen der Belastbarkeit angespannten Nerven“ weiter zu beruhigen. Es sei ein Signal gegen das „Sterben auf Raten“, das sich zuletzt breitgemacht habe.
Betriebsratsvorsitzende von Galeria Kaufhof Karstadt sieht positive Signale für Standort
Die Investoren seien schon mit Galeria Kaufhof Karstadt seit einiger Zeit im Gespräch, denn klar sei, dass sich das Warenhaus am Standort neu aufzustellen habe. Die Verkaufsfläche sei noch aus Zeiten, als man Möbel im Sortiment hatte, überdimensioniert. 20- bis 25.000 Quadratmeter seien ausreichend, was nach Informationen dieser Redaktion wohl weit mehr als einer Halbierung der jetzigen Fläche entspräche. Die Neustrukturierung 2001 mit einer kreisförmigen Anordnung der Karstadt-Arkaden sei verwirrend und daher überkommen. Es gelte nun, das Warenhaus übersichtlicher, zentraler aufzustellen. Da sei es ein gutes Signal des Investors, Galeria Kaufhof Karstadt für die Planungen ins Boot holen zu wollen.
Grisail sieht auf jeden Fall eine gedeihliche Zukunft für ein modernisiertes Rhein-Ruhr-Zentrum, wenn der Umbau nun hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lasse. Das Einzugsgebiet zwischen A 40 und A 52 mit zahlungskräftiger Kundschaft sei schließlich „göttlich“.