Mülheim. Beim Tag der Architektur am Samstag wurde auch Mülheims neu gestalteter Anne-Frank-Platz vorgestellt. Es gab Lob – aber auch einiges an Kritik.
Anwohnerinnen und Anwohner des Anne-Frank-Platzes in Mülheim-Dümpten mussten Geduld aufbringen. Lange war der beliebte Stadtteilplatz nahe der Oberheidstraße von Bauzäunen umgeben. Fünf Jahre nach dem Baubeschluss ist er nunmehr eröffnet und kommt vollkommen neugestaltet daher.
Mit dieser Verwandlung passt er zum Motto des „Tages der Architektur“, der in Nordrhein-Westfalen an diesem Wochenende begangen wurde: „Architektur verwandelt.“ Während Besucherinnen und Besucher in über 80 NRW-Städten neue, sanierte oder umfunktionierte Gebäude besichtigen konnten, stellte Miriam Loss, Landschaftsarchitektin bei der zuständigen Firma Hoff und Koch, die einzelnen Elemente des neuen Stadtteilplatzes in Dümpten vor.
Architektin über Mülheimer Platz: „Trend geht weg von starren Gestaltungsmerkmalen“
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„Der vorherige Platz wurde in den 80ern gebaut, da war alles noch sehr eckig, die Beete klar abgegrenzt“, erklärt die Expertin. Mittlerweile geht der Trend wieder weg von starren Gestaltungsmerkmalen, hin zu einer offenen und natürlicheren Gestaltung.
Daher fiel ein Vorentwurf mit eckigen abgegrenzten Parzellen auch durch. Das Herzstück der neuen Anlage bildet ein ovalförmiger asphaltierter Rundweg, ein Mittelweg fungiert als klare Achse. Beide sollen unter anderem auch Platz bieten, um mit Kindern Radfahren zu üben.
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Der Platz ist darüber hinaus barrierefrei und aus allen vier Ecken aus erreichbar. Der niedrige Umrandungszaun wurde bewusst soweit wie möglich nach Außen gesetzt, damit keine Autos mehr auf dem Wurzelwerk der alten Bäume parken.
Am hochsommerlichen Sonntag wird klar: Noch fehlt am Platz ausreichend Schatten
Apropos Bäume: Der hochsommerliche Samstag machte automatisch einen der Hauptkritikpunkte der Anwohnerinnen und Anwohner deutlich: zu wenig Schatten! Zwar wurden 32 neue Jungbäume gepflanzt, „aber die müssen eben auch erst einmal wachsen“, betont Miriam Loss. Die Kupfer-Felsenbirne sei sehr klimaresistent.
Ohnehin ist der neugestaltete Platz als Grünanlage deklariert und von der Kanalisation abgekoppelt worden. Nur im mittleren Bereich weisen Schilder auf einen Spielplatz hin. Dort sind die Kletterpyramide und die Schaukel vom alten Platz erhalten geblieben. Die Bereiche für Kinder unter und über drei Jahre bestehen zwar separat, sind aber bewusst nicht zu sehr voneinander getrennt, um einen natürlichen Übergang zu schaffen.
Die sogenannten „Palaverplätze“ sollen Mülheimer zum Verweilen einladen
Entlang des Rundweges bestehen mehrere ebenfalls ovale Plätze zum Verweilen – während des Beteiligungsprozesses „Palaverplätze“ getauft. Neben Bänken fungieren auch Natursteine als Sitzmöglichkeiten. Ein heute sehr gängiges Gestaltungsobjekt. „Es gibt heute keine Gestaltung mehr ohne Natursteine“, erklärt die Landschaftsarchitektin. Produzenten von Ruhrsandsteinen kämen kaum mehr hinterher.
„Es ist doch toll, dass wir hier sitzen können, während die Kinder gleichzeitig spielen“, bringen zwei ältere Damen, die sich einen Schattenplatz auf einer der Bänke ergattert haben, den Mehr-Generationen-Gedanken auf den Punkt.
Mülheim-Dümpten: Bolzplatz mit Kunstrasen und zwei roten Riesenbänken
Neben einer Boulebahn verfügt der Anne-Frank-Platz über einen neuen Bolzplatz mit Kunstrasen. „Die Zäune sind eigens ausgelegt für Bolzplätze“, sagt Miriam Loss. Sie sollen weniger Krach machen, wenn die Bälle gegen das Gitter donnern. Auffällig sind zwei riesige hohe rote Bänke, die als eine Art Tribüne am Kopfende des Bolzplatzes gebaut wurden. „Die wurden extra für diesen Platz konzipiert“, sagt Loss.
Was sich Anwohnerinnen und Anwohner seit der offiziellen Eröffnung am 1. Juni noch wünschen, sind mehr Abfalleimer. „Meine Frau vermisst außerdem Toiletten“, bemängelt Frank Meinecke, der an der Möllhofstraße wohnt und mit seiner Tochter regelmäßig zum Spielen auf den Anne-Frank-Platz kommt. „Ansonsten ist es wirklich schön geworden.“