Mülheim. Eine neue Adresse für Autowäsche in Mülheim: Mr. Wash. Wie das Unternehmen mit außergewöhnlichen Angeboten und innovativer Technik punkten will.

Eigentlich ist es eine Kleinigkeit, so scheint es zumindest: Die Tassen, aus denen die Kundinnen und Kunden bei Mr. Wash ihren Gratis-Kaffee trinken, während sie darauf warten, dass der Innenraum ihres Auto gereinigt wird, tragen das Logo rechts vom Henkel – normalerweise sind Tassen entweder beidseitig oder links vom Henkel bedruckt. Anders bei Mr. Wash.

„Die meisten Menschen sind Rechtshänder“, sagt Richard Enning (62). Er ist Geschäftsführer und Vorstand der millionenschweren Mr. Wash Autoservice AG, hat das Unternehmen vor rund 30 Jahren von seinem Vater und Gründer Joseph Enning übernommen. „Rechtshänder halten die Tasse dann so, dass unser Logo für jeden sichtbar ist.“ Mit den comicartigen, gelben Buchstaben auf rotem Grund in blauer Umrandung erinnert das Emblem an Superman. Das Einmaleins des Marketings.

Kleine Sache, große Wirkung: Die Tassen für den Gratis-Kaffee bei Mr. Wash sind mit dem Firmenlogo bedruckt. Auf der richtigen Seite, wie Geschäftsführer und Vorstand Richard Enning findet.
Kleine Sache, große Wirkung: Die Tassen für den Gratis-Kaffee bei Mr. Wash sind mit dem Firmenlogo bedruckt. Auf der richtigen Seite, wie Geschäftsführer und Vorstand Richard Enning findet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

2000 bis 2500 Autos sollen hier, auf dem Jost-Areal am Mülheimer Hafen, ab dem 15. Juni täglich durch die Waschstraße geschleust werden. „Das ist einer unserer größten Standorte“, sagt Richard Enning, während er über das weitläufige Gelände führt und dabei von Fakten über Anekdoten viel zu erzählen hat, etwa: „Wir haben hier die Auflage bekommen, so viel wie möglich zu pflastern und zu asphaltieren.“ Nicht mehr als zehn Prozent des Geländes sollten nach städtischer Vorgabe entsiegelt werden, „um Sickerwasser zu vermeiden, weil hier vorher eine Mülldeponie war.“

Die 36. Mr. Wash-Anlage: Das sind 20.000 Quadratmeter, 70 Mitarbeitende, ein Mammut-Projekt. Über zwei Auffahrten erreichen Waschwillige das Gelände an der Weseler Straße, werden über ein abgestimmtes Mehr-Spuren-System zur Anlage geleitet. Dort dann die Wahl aus einfacher Außenwäsche (10 Euro), wahlweise mit Glanz-Versiegelung (15 Euro) und der Innenreinigung dazu für zusätzliche 20 Euro. Das „Deluxe-Paket“ mit Außen- sowie Innenreinigung, Hand-Wax und Reifenpolitur gibt es für 60 Euro.

Das Hand-Wax ist ein Luxus, den sich nicht jeder in der Kundschaft gönnt. „45 Prozent wählen die einfache Außen- und Innenreinigung in Kombination“, so Richard Enning.
Das Hand-Wax ist ein Luxus, den sich nicht jeder in der Kundschaft gönnt. „45 Prozent wählen die einfache Außen- und Innenreinigung in Kombination“, so Richard Enning. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Autowaschanlage verspricht schnelle Innenreinigung

„Es ist für jeden etwas dabei“, so Enning. „Wir haben hier die Brot-und-Butter-Autos genauso wie die Luxus-Karosserien.“ Einen Unterschied mache er zwischen ihnen nicht, „Hauptsache, die Autos sind sauber und die Kunden zufrieden.“ Damit das gelingt, werden die Mitarbeitenden am neuen Standort derzeit geschult, Kassen- ebenso wie Reinigungspersonal. Das Versprechen: Jedes Auto wird in weniger als einer Viertelstunde von innen gereinigt. „Dafür sind sechs bis 15 Menschen an einem Wagen dran“, erklärt Simon Kampermann, der die Mülheimer Niederlassung leitet.

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Abgestimmt wie die vielen Hände in der Innenreinigung greifen die vielen Mechanismen in der Waschstraße ineinander. Während die 2756 Quadratmeter Photovoltaik auf dem Dach des Gebäude-Komplexes aus Sonnenlicht Strom generieren, drehen sich mannshohe Bürsten, pulsieren kreisende Wischer und trocknen dröhnen Luftgebläse in der Waschanlage im Akkord. Das Besondere: Die Technik, die Mr. Wash in seinen Anlagen verbaut, stammt zu großen Teilen aus eigner Herstellung.

Mehr als 2700 Quadratmeter Solarpaneel sind auf dem Dach des Mr. Wash-Gebäudekomplexes an der Weseler Straße in Mülheim verbaut.
Mehr als 2700 Quadratmeter Solarpaneel sind auf dem Dach des Mr. Wash-Gebäudekomplexes an der Weseler Straße in Mülheim verbaut. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mr. Wash siedelt Maschinenhalle von Düsseldorf nach Mülheim um

Auf dem Gelände an der Weseler Straße steht nun auch die unternehmenseigene Maschinenhalle, die zuvor in Düsseldorf angesiedelt war. Dort entsteht Technik, die es so teilweise nicht auf dem Markt gibt. „Unsere Bürsten sind von Elektromotoren angetrieben“, gibt Richard Enning ein Beispiel. „Wenn sie ausschwingen, nutzen wir diese Energie. Wir fangen sie auf und es wird alles eingespeist.“

Eine Tür hinter den blauen Riesen-Bürsten führt hinter die Kulissen. Dorthin, wo sich meterweise Verteilerschränke aneinanderreihen und an der gegenüberliegenden Wand 144 Frequenzumrichter eine optische Einheit bilden. „Raoul entwickelt unsere Technik“, sagt Richard Enning, während sein Bruder Raoul Enning sich von einem der Verteilerschränke ab- und dem Gespräch zuwendet. Der 42-Jährige nickt, „wir haben vor acht Jahren komplett auf Ökostrom umgestellt und uns bewusst für eine PV-Anlage entschieden.“ Rechnen, so der promovierte Elektrotechniker, wird sich das wohl erst in mehreren Jahren.

Etliche Verteilerschränke koordinieren den eigenen Stromkreislauf des neuen Mr. Wash-Standorts am Mülheimer Hafen.
Etliche Verteilerschränke koordinieren den eigenen Stromkreislauf des neuen Mr. Wash-Standorts am Mülheimer Hafen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Standort: Mr. Wash begreift sich als Familienunternehmen

„Aber wir sind ein Familienunternehmen und denken nicht von Quartal zu Quartal, sondern langfristig“, sagt Richard Enning. Ob zwischen den beiden Brüdern immer Einigkeit herrscht? „Klar, Raoul macht die Technik und ich bin das Mädchen für alles“, antwortet der ältere Bruder. Wobei sich diese Aussage spätestens dann als Untertreibung herausstellt, als es von der Waschstraße rüber zur Staubsauger-Halle geht. Unter hoher Decke und zwischen gläsernen Wänden können die Kundinnen und Kunden, die ihre Innenreinigung selbst übernehmen, kostenfrei ihre Autos saugen. Die Staubsaugerschläuche – in gelb und blau – verfügen über ein Patent, das Richard Enning eigens entwickelt hat. „Man kann über einen Schalter auf Pusten umstellen, so kriegt man schwer zugängliche Stellen auch sauber. Was dann aufgewirbelt wird, saugt der große Schlauch auf.“

Dass das Saugen im Preis für die Außenwäsche inbegriffen ist, versteht sich für den studierten Betriebswirt von selbst. „Wir wollen, dass die Leute unseren Mehrwert kennen und schätzen lernen. Dann kommen sie wieder.“ Offenbar besonders gerne freitagabends, wie Niederlassungsleiter Simon Kampermann berichtet, der zuletzt im Bonner Mr. Wash tätig war: „Wir haben freitags von 18 bis 19 Uhr Happy Hour, dann läuft in der Halle laut Musik und es gibt buntes Licht. Da geht’s hier richtig ab, ehrlich.“ Nicht selten fragten Kundinnen und Kunden nach der Playlist.

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Auch wenn für den Start am 15. Juni alles auf dem besten Wege scheint, gibt es inmitten des Geländes noch eine Baustelle. Fast schon unscheinbar wirkt die im Vergleich kleine Halle mit mehreren Ein- und Ausfahrten. Handwerker schrauben hier an Waschanlagen, „Laserwash 360 Grad“. „Diese Technik stammt aus den USA“, erklärt Richard Enning. Anders als in der herkömmlichen Waschstraße bleibt das Auto stehen, „ähnlich wie in Tankstellen-Waschanlagen“. Der Unterschied: „Die Wäsche erfolgt kontaktlos. Ein Bügel fährt um das Auto herum und reinigt es mit Hochdruck. Das ist in Deutschland bislang einmalig.“ In spätestens zwei Monaten soll die innovative Anlage in den Betrieb gehen. „Mal sehen, wie die Kunden das annehmen.“

Beim „Laserwash“ wird das Auto kontaktlos mit Hochdruck gereinigt. Die Technik stammt aus den USA.
Beim „Laserwash“ wird das Auto kontaktlos mit Hochdruck gereinigt. Die Technik stammt aus den USA. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

>>> Aktion und Öffnungszeiten

  • Zur Eröffnung am 15. Juni lockt Mr. Wash mit einer Aktion: Bis Ende des Monats ist jede zweite Außenwäsche gratis. „Kunden erhalten dann einen Gutschein“, sagt Richard Enning.
  • Öffnungszeiten: Außenwäsche, montags bis freitags von 8.30 bis 19 Uhr, samstags von 8.30 bis 18 Uhr. Innenreinigung, montags bis freitags 8.30 bis 18 Uhr, samstags 8.30 bis 18 Uhr.