Mülheim. Dubiose Internethändler locken mit Angeboten, Ware kommt aber keine. Auch Dating-Portale bieten Fallstricke, warnt Mülheims Verbraucherzentrale.
Wer achtlos im Internet bestellt, läuft Gefahr, sein Geld zu verlieren. Die Mülheimer Verbraucherzentrale registriert vermehrt Fälle, in denen Online-Einkäufer auf Fake-Shops, täuschend echt aussehende Handelsplattformen im Internet, reinfallen. Wo man aufpassen sollte, damit’s nicht teuer wird.
Der Klick ist schnell gemacht und das hübsche Kleid oder der leistungsstarke Akku-Schrauber liegt im digitalen Warenkorb. Ob die online bestellte Ware aber auch tatsächlich ankommt, ist nicht immer garantiert, wissen die Beraterinnen der Mülheimer Verbraucherzentrale. Gerade wenn der Händler in Fernost sitzt oder es ihn womöglich gar nicht gibt, kann es schwierig bis unmöglich werden, Geld zurückzubekommen.
An Fake-Shops im Internet haben Mülheimerinnen und Mülheimer Geld verloren
„Seit Corona ist der Online-Handel ein Spitzenthema“, sagt Susanne Niermann von der Mülheimer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. Das gesamte Themenspektrum der Digitalen Welt, zu der die Beraterinnen etwa auch In-App-Käufe oder die Nutzung von Dating-Portalen zählen, machte in der Beratung 2022 zwölf Prozent der insgesamt 5101 vorgebrachten Verbraucheranliegen aus. „Die Zahlen bleiben auf konstant hohem Niveau“, ordnet Christiane Lersch, Leiterin der Mülleimer Beratungsstelle, ein und sagt: „Vor Corona kam das deutlich seltener vor, jetzt ist das generationsübergreifend.“
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Mancher Online-Shopper falle auf Fake-Shops rein, täuschend echt aussehende Verkaufsplattformen im Internet, hinter denen sich Betrüger verbergen. „Die bestellte Ware kommt nie an und das bereits gezahlte Geld sieht man nie wieder“, fasst Verbraucherberaterin Susanne Niermann zusammen, was sie oft erfährt, wenn sich Mülheimer Kundinnen und Kunden hilfesuchend an die Beratungsstelle auf der Leineweberstraße wenden.
Mülheimer Beraterin: Was knapp ist, ist begehrt und ruft Betrüger auf den Plan
„Fake-Shops sind gut aufgezogen und nahezu nicht von realen Händlern zu unterscheiden“, sagt Niermann. Auch auf Social Media-Auftritten wie Facebook und Instagram ploppten Werbeanzeigen – etwa für Mode auf – die dann zu nicht vertrauenswürdigen Shops führten. Mancher vermeintliche Händler schmücke seine Internetseite sogar mit dem Logo „Trusted Shop“, einem Gütesiegel, das im besagten Fall aber auch gefälscht war, berichtet die Verbraucherberaterin. Echte „Trusted Shops“ besitzen ein Zertifikat, das Nutzer sich über einen Klick auf das Siegel anzeigen lassen können, legt die Verbraucherzentrale dar.
Nur wer ganz genau hinschaut, könne bei manchen Online-Pattformen stutzig werden. Wenn etwa kein Impressum auf der Internetseite zu finden ist oder aber die Adresse irgendwo in Fernost ist, sollte man den Klick auf den Bestell-Button überdenken. Oder aber, wenn die Sprache in den AGB – sofern es denn welche gibt – besonders viele Fehler aufweist oder schlechtes Deutsch ist. Vorsicht sei auch bei der Bezahlung geboten: Oft würden Kundinnen und Kunden bis zum letzten Bestellschritt mehrere Zahlungsweisen angeboten, bei der eigentlichen Bestellung werde dann aber nur noch Vorkasse zugelassen. „Darauf sollte man sich besser nicht einlassen“, mahnen die Verbraucherberaterinnen. Zudem sollte man sich über die Rücksendebedingungen informieren. Mancher habe Ware schon zurückgeschickt, sein Geld aber nicht erstattet bekommen.
Wo Mangel herrscht, werden Betrüger erfinderisch, sagt Mülheimer Expertin
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Die dubiosen Anbieter scheinen genau zu wissen, wie sie an Kunden kommen. Christiane Lersch hat beobachtet, dass Fake-Shops gerade in Bereichen aus dem Boden schießen, wo Menschen große Bedürfnisse haben und Mangel herrscht: „Im vergangenen Jahr waren das beispielsweise Brennholz und Kompressoren.“ Ein Mann, der schließlich die Mülheimer Beratungsstelle aufsuchte, habe einen Kompressor im Wert von 1500 Euro bestellt, erinnert sich die Leiterin der Beratungsstelle: „Das Geld war weg und war auch nicht zurückzubekommen.“
Ratsuchende kommen teils zu spät zur Verbraucherzentrale – denn sie warten lange auf ihre Ware, die letztlich nicht ankommt: „Dann sind aber möglicherweise schon Fristen, etwa zum Widerruf, verstrichen.“ Um bei der Online-Bestellung eine Entscheidungshilfe zu bieten, hat die Verbraucher-Zentrale auf ihrer Internetseite einen Fake-Shop-Finder eingerichtet, bei dem man die Internetadressen von Online-Händlern überprüfen lassen kann: www.verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder
Spielen Kinder auf dem Handy, kann ein unbedachter Klick schnell viel Geld kosten
Auch wenn Kinder auf dem Handy spielen, kann es zu Käufen kommen, mit denen nicht alle einverstanden sind: Schnell sind etwa bei Handy-Spielen ein paar Klicks gemacht, die In-App-Käufe und somit Kosten nach sich ziehen. „Wir hatten zuletzt zwei Fälle, in denen Kinder, die etwa zehn Jahre alt waren, in Apps zusätzliche Dienste eingekauft haben und die Eltern dann rund 500 Euro zahlen sollten“, berichtet Beratungsstellenleiterin Lersch. Da aber nachgewiesen werden konnte, dass die Minderjährigen gar nicht befugt waren, die Käufe abzuschließen, konnten die Mülheimer Verbraucherberaterinnen das Geld für die ratsuchenden Eltern zurückfordern.
Werden die Kinder älter, werden nicht nur Online-Spiele, sondern auch Dating-Portale und pornografische Inhalte interessant – teils mit unangenehmen Folgen, wie Beraterin Niermann schildert. Zu der Scham, die manchen Jugendlichen plagt, wenn seine Eltern mitbekommen, dass er auf schlüpfrigen Seiten unterwegs war und unbedacht etwa ein Jahresabo für mehrere Hundert Euro abgeschlossen hat, kommen die hohen Kosten.
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„Da ist es günstig, wenn derjenige noch minderjährig ist“, erklärt Susanne Niermann, denn solange der Käufer noch nicht volljährig sei, gelte der Vertrag als nichtig, das Geld würde zumeist erstattet – wenn auch für das Prozedere mitunter Geduld nötig sei. Ist der Nutzer der Dating-Website oder der Flirt-Hotline aber bereits über 18, werde es schwieriger, gezahltes Geld zurückzufordern. Nicht täuschen lassen sollte man sich von Lockangeboten, bei denen Dienste für Cent-Beträge versprochen werden. „Wenn die Anbieter erstmal die Kontoverbindung haben, ist schnell mit einem unbedarften Klick mehr Geld weg“, warnen die Beraterinnen.
Die Mülheimer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale sitzt an der Leineweberstraße 54 und ist montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie montags und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt per Telefon: 0208/69 60 53 01. Weitere Informationen: verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/muelheim