Mülheim. Eine extrem beliebte Traditionsveranstaltung in Mülheim kämpft ums Überleben - der Saarner Nikolausmarkt. Helfer und Geldgeber fehlen.
Die dampfenden Crêpes der Gesamtschule Saarn. Der legendäre „Klostertropfen“ der katholischen Kirchengemeinde. Die beliebte Feuerzangenbowle am Stand von CPS-Reisen. Wenn Marcel Leydag und Anja Rams einige Klassiker nennen sollen, die Fans mit dem Saarner Nikolausmarkt verbinden, zählen sie diese Angebote auf, und sicher gibt es noch einige mehr. Dinge, die dort einfach nicht fehlen dürfen. Leider fehlt seit einigen Jahren der Markt.
Am 6. Dezember 2019 hat die Traditionsveranstaltung zum 43. und bisher letzten Mal stattgefunden. Das Wetter war ungemütlich, doch die Besucher strömten wie gewohnt ins Dorf. In den folgenden beiden Jahren blieb wegen Corona auf der Düsseldorfer Straße das Licht aus, und die Absage 2022 erfolgte mit einer weiter gespannten Begründung: Sorge vor einem Comeback der Pandemie, Ratlosigkeit angesichts hoher Stromkosten. Jetzt naht der Juni 2023, und sollte es am Nikolaustag mit dem Markt etwas werden, müsste die Planung bald ernsthaft angegangen werden. Doch Marcel Leydag und Anja Rams, Vorsitzender beziehungsweise Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft Saarn (WGS), wissen noch nicht, wie das Ganze gestemmt werden soll.
Nikolausmarkt in Mülheim-Saarn wird ehrenamtlich getragen
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Denn der Saarner Nikolausmarkt hat zwar die Dimension einer Großveranstaltung, die in früheren Jahren rund 30.000 Besucherinnen und Besucher aus dem Umkreis anlockte, doch er wird nicht professionell aufgezogen, sondern ist handgemacht. „Der Markt wird ehrenamtlich organisiert“, sagt Anja Rams. „Das ist das Besondere.“ Auch die rund 130 Stände stammten etwa zur Hälfte von Aktiven aus Saarn, doch nun fehlen offenbar die Freiwilligen.
„Durch die Pandemie sind uns viele Helfer weggebrochen“, erklärt Marcel Leydag, „die Geschäftsleute sind eher damit beschäftigt, ihr eigenes Business am Laufen zu halten.“ Generell gehe ehrenamtliches Engagement zurück, und die finanziellen Reserven, um professionelles Veranstaltungsmanagement einzukaufen, habe die Saarner Werbegemeinschaft nicht.
Kleinerer Rahmen kaum möglich: „Es wird uns um die Ohren fliegen“
Im vergangenen Sommer hatte Anja Rams im Gespräch mit dieser Redaktion noch optimistisch erklärt: „2023 wird es weitergehen.“ Ein neues Konzept wolle man erarbeiten und professionelle Unterstützung gewinnen. Doch beides stößt an Grenzen. Den Saarner Nikolausmarkt zu verkleinern, sei kaum machbar, glauben die Verantwortlichen. „Wenn wir statt 120 oder 130 Ständen nur noch 30 zulassen, auf dem Pastor-Luhr-Platz, dann werden die Leute trotzdem kommen, und es wird uns um die Ohren fliegen“, so Anja Rams.
Nach einem Generationswechsel an der Spitze der Werbegemeinschaft wäre es für Marcel Leydag und Anja Rams der erste Saarner Nikolausmarkt, den sie auf die Beine stellen. Mit Großveranstaltungen sehr erfahren ist demgegenüber die Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft MST. Mit ihr habe man bereits „gute und konstruktive Gespräche“ geführt, sagt Anja Rams. Dies bestätigt Michael Birr, der neue Geschäftsführer der MST. Seit Jahresbeginn sei man mit der WGS zum Thema Nikolausmarkt in Kontakt, „und wir haben von Anfang an unsere Unterstützung zugesichert“, so Birr.
Mülheimer MST verspricht Unterstützung beim Sicherheitskonzept
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Einen Ortstermin im Saarner Dorf habe es bereits gegeben („die Fläche ist schön, aber auch sehr anspruchsvoll“) sowie ein gemeinsames Treffen mit Vertretern von Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr auf Schloß Broich, berichtet der MST-Chef. „Wir haben zugesichert, dass wir am Sicherheitskonzept mitarbeiten werden. Denn das können wir. Es wäre jedenfalls sehr schade, wenn man den Nikolausmarkt nicht mehr durchführen könnte.“
Von Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr gebe es grundsätzlich schon grünes Licht, sagen die Vertreter der WGS. Man habe ihnen auch bereits erklärt, dass sich Auflagen verändert haben, das Sicherheitskonzept angepasst werden müsste. Bestimmte Stellen, an denen sich die Gäste ballen, müssten entzerrt werden, um Fluchtwege frei zu halten, beispielsweise durch klare Regeln, wo Alkohol verkauft werden darf und wo nicht. Doch von solcher Detailplanung sind die Saarner derzeit noch ein ganzes Stück entfernt.
50-Prozent-Chance, dass der Nikolausmarkt stattfinden kann
Auch über die Standmieten wird zu reden sein, die Anja Rams als „bislang freundschaftlich und günstig“ bezeichnet. Angesichts der Kostensteigerungen sei klar, dass man die Gebühren erhöhen müsse, doch es dürfe auch nicht so teuer werden, dass die Ehrenamtlichen wegbleiben. Man habe die Veranstaltungsprofis der MST um eine Empfehlung gebeten, wie hoch man mit den Standmieten gehen könne.
Die Werbegemeinschaft hofft, dass sich noch finanzkräftige Sponsoren finden und Ehrenamtliche, die die Traditionsveranstaltung wiederbeleben. Leydag sagt: „Spätestens nach den Sommerferien muss die Entscheidung getroffen sein und auch ein Plan stehen, um es realistisch umzusetzen.“ Wie schätzt er die Chancen, dass es noch glückt? „Fifty-fifty.“
Wer den Saarner Nikolausmarkt 2023 unterstützen möchte, mit Geld oder tatkräftiger Mitwirkung, kann sich per Mail bei der Werbegemeinschaft melden: info@meinsaarn.de.