Mülheim. Engagement und Selbstgemachtes prägen nach wie vor den Saarner Nikolausmarkt in Mülheim. Trotz Niesel-Regen kamen wieder viele Menschen.
Der knackige Donnerstagabend hatte die Händler und Ehrenamtlichen des Saarner Nikolausmarkts noch auf eine weiße Vorweihnacht hoffen lassen. Doch statt Flocken brachte der Freitag Dauerniesel. Etliche Besucher hielt das nicht ab, denn „die vielen Stände mit Selbstgemachtem und die friedliche Atmosphäre sind einfach schön“, lockt es Sara Bormann jedes Jahr ins Dorf.
Mülheim: „Saarner Klostertropfen“ bauen in Tansania Schulen
„Trooopfeen“, ruft Michael Raabe – warnt aber nicht vor dem offensichtlichen Segen von oben. Er meint eher solche, die mittels Destillation gewonnen werden, genau genommen „Saarner Klostertropfen“. Die gehen bei einem solchen Wetter nicht ganz so schnell runter wie ihr Ethanol-freies Pendant. Dafür spenden sie inzwischen viel Segen für hilfreiche Projekte etwa in Tansania.
Dort werden mit dem Schnaps quasi Schulen gebaut, verrät der Mann über das Projekt, das mal als Unterstützung für den Umbau des hiesigen Klosters erfunden wurde. Für 8 Euro geht die Flasche weg, 1 Euro kostet ein Pinnchen – 100 bis 120 Flaschen werden Raabe und die anderen Ehrenamtlichen gemeinhin auf dem Nikolausmarkt los. Das wär doch auch ein Konzept für die Mülheimer Schullandschaft.
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Engagement und Selbstgemachtes prägen den Saarner Nikolausmarkt in Mülheim
Viele Geschäfte der Dorfmeile sind auch in die Büdchen gezogen, Engagement und Selbstgemachtes prägen aber nach wie vor den Nikolausmarkt zwischen Straßburger und Kölner Straße: Live-Musik, Tücher, Holzengel – und Marmeladen. Renate Schirrmacher hat 150 Einmachgläser gekocht, handbeschriftet und fein hergerichtet. Von der Aprikose bis zu Holunder. Die Früchte stammen aus dem Garten und Streuobstwiesen, sagt sie. Seit 20 Jahren kommt Renate Schirrmacher damit zum Nikolausmarkt, „die Stammkunden warten darauf“.
43. Auflage des Saarner Nikolausmarktes
Die Polizei vor Ort meldet bis zum Nachmittag keine besonderen Vorkommnisse auf dem Saarner Nikolausmarkt – kein Wunder, die Zahl der Besucher sei ja überschaubar, meint ein Beamter.
Er rechnet allerdings damit, dass die Besucherzahlen „trotz des Wetters sicher wieder vierstellig werden“.
131 Verkaufsstände waren zur 43. Auflage des Saarner Nikolausmarktes eingeplant.
Vom Stammkundengeschäft profitiert auch Sandra Rost, selbst wenn die Forellenhändlerin just Zeit hat, ein paar Botschaften auf dem Mobiltelefon abzusenden, „eigentlich läuft es ganz gut“, meint sie zuversichtlich, der nur mäßige Besuch am späten Nachmittag sei nur eine Momentaufnahme.
Männer vom Väter Bastelkreis hoffen auf deutlich mehr Zustrom am Abend
Dagegen hoffen die Männer vom Väter Bastelkreis (VBK) auf deutlich mehr Zustrom am Freitagabend. Denn die Herren der ehrenamtlichen Wertschöpfung haben sich viel für das kommende Jahr vorgenommen. „Wir sind die helfenden Hände bei vielen Projekten“, sagt Werner Grahl, der den Verein seit 1985 beigetreten ist, als die Väter noch angetreten waren, Spielzeug zu reparieren. Inzwischen aber wird mal der Bürgerbaum repariert, den Ela 2014 flach legte, mal werden Räume im Gemeindezentrum renoviert oder – wie neulich – beim Ausräumen der Wilhelminenkirche angepackt, damit das ZDF dort seine Übertragungstechnik unterbringen kann.
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Also brauchen Grahl und Co. die Einnahmen aus Waffeln und Würstchen am Nikolausmarkt, um Material und Werkzeuge zu finanzieren. Doch es sieht gerade mau aus, „ich hoffe, heute Abend wird es trocken, damit wir nicht mit Minus rausgehen“, meint sein Kollege Reinhard Giese. Übrigens: Die ‘Väter’ sind kein exklusiver Verein, auch Frauen können mitmachen, betont Giese, und tun das auch – jeden letzten Freitag im Monat im Gemeindezentrum Broich-Saarn.
Auch andere Vereine nutzend das beliebte Fest im Dorf, um die Kasse aufzupolstern
Auch andere Vereine nutzen das beliebte Fest im Dorf dafür, die Kassen aufzupolstern – mancher „wildert“ sogar im fremden Revier wie die „Pilssucher“ – wohl gemerkt mit s statt z. Obwohl, wie Wolf Hansen betont, er ja gar kein Alkohol trinken würde. Die Pilssucher gehören zu einem Karnevalsverein aus Duisburg-Neumühl, bieten aber seit gut acht Jahren in Saarn Würstchen an – und auch mal ein Pils.
Damit statten die Jecken dann ihre Karnevalsfeiern aus. „Wer nichts tut, kriegt nichts“, bringt das Hansen auf eine einleuchtende Formel. Außerdem schenken die Pilssucher reichlich Lob ein für die Saarner Organisatoren: „Hier gibt es eine gute und straffe Führung – die machen das richtig Klasse“, sagt Hansen. Und das Publikum? „Toll – ist doch klar.“