Mülheim. Ein neues Stück von Sivan Ben Yishai eröffnete die Mülheimer Theatertage. Sieger aus 2022 wurden zu Beginn geehrt. Dann wurde es amüsant.
Zu Beginn der 48. Mülheimer Theatertage nimmt sich das Theater selbst in den Blick. „Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)“ von Sivan Ben Yishai ist kein harter Brocken, sondern eine scharfsinnige und vergnügliche Analyse dessen, was den Beruf des Schauspielers und den Theaterbetrieb ausmacht und was die Zuschauer umtreibt. Die Inszenierung des Maxim Gorki Theaters aus Berlin (Regie: Sebastian Nüblig) ist kurzweilig, bezieht auch das Publikum mit ein.
Die Autorin saß selbst im Theatersaal. Denn: Diesmal wurden erstmals die Vorjahressieger vor der Eröffnungsaufführung geehrt. Den Mülheimer Dramatikerpreis hatte Sivan Ben Yishai im vergangenen Jahr für „Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)“ erhalten. Die Laudatio auf Stück und Dichterin hielt Dramaturg, Regisseur und Dozent Tobias Herzog. „Sivan Ben Yishai nimmt uns mit auf einen unfassbaren schmerzens- wie erkenntnisreichen Trip durch die Geschichte“, erklärte er, sie zeige, dass „Heilung vielleicht gar kein erstrebenswerter Zustand“ sei.
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Geehrt wurde auch der letztjährige Gewinner des Publikumspreises - Akin Emanuel Sipal mit „Mutter Vater Land“. Die Laudatio hielt Selen Kara, freie Regisseurin. Schließlich war auch der Kinderstücke-Sieger Milan Gather angereist. Kulturjournalistin Elena Philipp ehrte ihn mit einer Rede zu seinem Werk „Oma Monika - was war?“. Im Rahmen der Preisverleihung wurde auch der Schauspielerin Julia Wieninger der Gordana-Kosanovic-Schauspielerinnenpreis des Theaters an der Ruhr verliehen. Sie hatte 2022 in Elfriede Jelineks „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“ mitgespielt.
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Das Wetter meinte es am Samstag gut mit dem „Stücke“-Team. Die Neuerung, den Eingang zur Ruhrseite zu verlagern und dort Tische zum Verweilen, Essen und Trinken aufzustellen, kam gut an. Im Foyer wurden die Besucher mit beschwingter, aber dezenter Jazz-Musik des Nils Lammert Trio unterhalten.
„Mülheimer Theatertage sind immer auch ein Spiegel der Zeit“
Oberbürgermeister Marc Buchholz eröffnete den 48. Wettstreit der „Stücke“ mit einem Grußwort. „48 Jahre sind ein stolzes Alter, die Theatertage bestechen mit einer großen Bandbreite an Themen und Textformen“, erklärte er. Sie seien immer auch ein „Spiegel der Zeit“. „Das Theater spricht heute über sich selbst - wie ich gehört habe mit Schonungslosigkeit“, freute sich Dr. Hildegard Kaluza vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW auf Sivan Ben Yishais Eröffnungsstück. Das Theater sei „eine Institution in Transformation“, es müsse sich den eigenen (ungesunden) Strukturen stellen und seinen gesellschaftlichen Auftrag diskutieren.
Eine ausführliche Kritik zum Stück „Bühnenbeschimpfung“ von Sivan Ben Yishai finden Sie hier und auf der überregionalen Kulturseite der WAZ. Alle Infos zum Theaterfestival auf stuecke.de