Mülheim. Mit ihrer Kurzgeschichte hat sich die Mülheimerin Luisa Neef (13) unter 400 Konkurrenten durchgesetzt. Welche Pläne die Jungautorin jetzt hat.

Acht Jahre lang hat Stephen King Kurzgeschichten an Alfred Hitchcocks Mystery Magazin geschickt – jedes Mal hagelte es eine Absage. Zwölf Mal soll Harry Potter von Verlagen abgelehnt worden sein, bis sich jemand des Werks von Joanne K. Rowling annahm. Der Weg zum literarischen Erfolg ist lang und steinig und wird über viele, viele ungelesene Seiten erarbeitet. Oder etwa nicht?

Dass es auch ganz unkompliziert gehen kann, zeigt die Geschichte von Luisa Neef aus Mülheim. Im Kinderradio hörte die Dreizehnjährige von einem Literaturwettbewerb in Berlin zum Thema „Müll“ und entschied kurzerhand: „Da mache ich mit.“ Drei Monate später fand sich Luise Neef in Berlin im Roten Rathaus wieder und bekam von Berlins scheidendem Kultursenator Klaus Lederer einen Preis verliehen sowie ein Buch überreicht, in dem ihre Gewinnergeschichte abgedruckt ist.

Die Mülheimer Geschichte setzte sich unter 400 Einsendungen durch

Theo heißt jener Literaturpreis, ausgerichtet vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Berlin-Brandenburg und dem Verein wortbau. Seit 2008 werden jährlich Nachwuchsautorinnen und Autoren zwischen sieben und 20 Jahren aufgerufen, eine dreiseitige Kurzgeschichte einzureichen. Etwa 400 junge Autorinnen und Autoren machten in diesem Jahr mit. Dreizehn von ihnen wurden von einer Fachjury zu den Gewinnern gekürt. Darunter auch Luisa Neef mit ihrer Geschichte „Der alte Mann, das Mädchen und das Meer“. Darin geht es um die Verschmutzung der Meere, um einen hungrigen Wal und ein rätselhaftes Mädchen, für das ein alter Bootsverleiher ein Herz entwickelt.

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War Luisa Neef von Anfang an klar, welche Geschichte sie erzählen wollte? „Eigentlich habe ich zuerst eine ganz andere Geschichte angefangen, aber dann kam ich mit den drei Seiten nicht hin“, erzählt sie. Schreiben ist schon länger eines der vielen Hobbys von Luisa Neef. „Zu Weihnachten gab es schon mal kleine Geschichten“, erinnert sich Mutter Susanna, „aber vor allem nehme ich Luisa als große Leserin wahr.“

Die Mülheimer Stadtbibliothek wird schon zu klein für den Lesehunger

Tatsächlich hat Luisa eine Spezialität: Sie stößt immer mal wieder an die Ausleihgrenze der Stadtbibliothek von 50 Artikeln. „Ich wusste überhaupt nicht, dass das überhaupt geht“, sagt ihre Mutter lachend. „Ich weiche inzwischen schon nach Duisburg aus, zumal das Angebot in Mülheim nach dem Wasserschaden so klein geworden ist“, sagt Luisa, die prinzipiell mehrere Bücher parallel liest. Zu ihren Favoriten gehören „Der Brief für den König“ von Tonke Dragt und „Amy und die geheime Bibliothek“ von Alan Gratz.

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Lesen ist ein nahe liegendes Hobby bei den Neefs. Wer sich im Wohnzimmer mit dem antiken grünen Samtsofa und einem Charme wie in der zauberhaften Welt der Amélie umschaut, dessen Blick fällt vor allem auf viele Bücher. Aber Luisas Interessen sind vielfältig. Die Schülerin des Otto-Pankok-Gymnasiums stand bereits auf der schuleigenen Theaterbühne, spielt Klarinette in der Schulband und hört gern Hörspiele. Deshalb hat es sie besonders gefreut, dass der WDR ihre preisgekrönte Geschichte für das Maus-Kinderradio vertonen will. Vielleicht darf Luisa sogar die Anmoderation sprechen. „Das fand sie noch viel toller als den Preis an sich“, verrät ihre Mutter.

Das Radio will die Geschichte der Mülheimerin vertonen

Und was ist nun der nächste Schritt? Folgt auf die Kurzgeschichte irgendwann ein Roman? „Ein paar Ideen habe ich schon, aber bislang bin ich noch keinen Roman angegangen“, erzählt Luisa, die ihren zwei jüngeren Geschwistern immer mal wieder vorliest. Auch die Teilnahme an weiteren Wettbewerben und Schreibwerkstätten kann sich Luisa vorstellen. Ihre Mutter hätte da allerdings eine Bitte: „Wir haben abgemacht, dass sie in NRW angesiedelt sein sollten. Wir können ja nicht jedes Mal bis nach Berlin fahren.“

Luisa hätte nichts dagegen, Kontakte zu weiteren Jungautorinnen und -autoren zu knüpfen, denn von ihnen finden sich nicht allzu viele in ihrem Umfeld. Ermuntert zu einem Schreibwettbewerb hat sie übrigens ihre Deutschlehrerin, die offenbar das Talent der 13-Jährigen erkannt hat. Von ihrer Tante bekam sie den kindgerechten Schreibratgeber „Nachts im Mondschein lag auf einem Blatt“ geschenkt, den sie bereits mehrfach gelesen hat. Berufspläne hat Luisa übrigens noch keine, aber einen Job als Lektorin fände sie interessant.

Gut möglich, dass bereits das nächste Schreibtalent bei Familie Neef heranwächst. Auf dem Couchtisch liegt ein Comic, gezeichnet von Luisas Schwester, die aktuell die zweite Klasse besucht. Titel der illustrierten Kurzgeschichte: „Der Salat Den Niemand Esen Wolte“.