Mülheim. Nach einem Schwelbrand in der Technikwerkstatt überschwemmte Löschwasser die Mülheimer Stadtbibliothek. Erste Bilanz einer unglücklichen Nacht.
In der Stadtbibliothek im Medienhaus ist in der Nacht zu Montag durch einen Brand noch unabsehbarer Sachschaden entstanden. Auslöser war vermutlich ein Ladegerät in der Technikwerkstatt. Verletzt wurde niemand. Da aber die Sprinkleranlage losging, verteilte sich Wasser auf mehreren Etagen. Das komplette Gebäude am Synagogenplatz muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben, teilt die Stadt Mülheim mit.
Die Brandmeldeanlage löste gegen 2.40 Uhr aus, meldet die Feuerwehr. Der Löschzug der Feuerwache Broich rückte aus. Als die Einsatzkräfte vor Ort waren, nahmen sie schon Brandgeruch wahr, sahen aber keine Flammen am Gebäude. In der dritten Etage des Medienhauses lief die Sprinkleranlage. Wegen der starken Rauchentwicklung wurde zusätzlich der Löschzug der Heißener Wache alarmiert.
Brand entstand in der Technikwerkstatt der Mülheimer Stadtbücherei
Auch interessant
Nach aufwändiger Suche im dritten Obergeschoss konnten die Feuerwehrleute den Brandherd in der Technikwerkstatt ausmachen. Nach Auskunft von Bibliotheksleiterin Claudia vom Felde hat wahrscheinlich ein überhitztes Ladegerät den Brand ausgelöst. In ersten Informationen der Stadt Mülheim war als mögliche Brandursache ein defekter Laptop genannt worden, dem ist aber wohl nicht so.
Die Sprinkleranlage im Medienhaus löschte das Feuer und verhinderte, dass sich der Brand im Gebäude weiter ausbreiten konnte. Zugleich setzte sie nicht nur die dritte Etage komplett unter Wasser, sondern Löschwasser lief auch in untere Stockwerke.
Feuerwehr arbeitete stundenlang mit einem Nasssauger
Auch interessant
Der nächtliche Löscheinsatz in der Stadtbibliothek dauerte etwa eine Stunde. Die Räume wurden mit Hochleistungslüftern entraucht. Anschließend arbeitete die Feuerwehr noch zwei Stunden lang mit einem Nassauger, um das Löschwasser zumindest teilweise zu entfernen. Erst gegen 5.50 Uhr konnte sich die Feuerwehr zurückziehen. Die Mitarbeitenden, die am frühen Montagmorgen zum Dienst kamen, standen vor einem regelrechten Desaster.
Wie Claudia vom Felde, Chefin der Stadtbibliothek, schildert, ist das Löschwasser vom oberen Stockwerk in die zweite und erste Etage gelaufen, bis hinunter in die Busgarage. Das Erdgeschoss sei seltsamer Weise verschont geblieben. „Das Wasser kommt immer noch durch die Lampen“, berichtete die Bibliotheksleiterin am Montagvormittag. „Wir haben auch keinen Strom.“
Böden, Bürocomputer, Bilderbücher durchnässt
Die Schäden waren zunächst kaum zu überblicken: Bodenbeläge sind nass geworden, im dritten Obergeschoss auch verrußt, Wasser stand regelrecht in den Bürocomputern. „Wir wissen auch noch gar nicht, welche Zwischendecken erneuert werden müssen“, so Claudia vom Felde. Ein Seminarraum sei besonders stark betroffen. In der oberen Etage, wo der Brand ausgebrochen ist, befinden sich keine Bücherregale, dort werden Medien gelagert. Möglicherweise sind Kameras oder andere Leihgeräte durch das Wasser kaputt gegangen oder beschädigt worden. In der Technikwerkstatt werden auch Geräte des Repair-Cafés aufbewahrt, das seit vielen Jahren monatlich im Mülheimer Medienhaus stattfindet.
Den Medienbestand der Stadtbibliothek hat es nach erstem Augenschein nicht so heftig getroffen. „Nur die Bilderbuchkisten im Kinderbereich haben direkt Schaden genommen“, so Claudia vom Felde. „Aber es kann natürlich sein, dass sich durch die Feuchtigkeit noch viele weitere Bücher wellen.“
Gutachter werden die Räume jetzt genau in Augenschein nehmen. Große Trockner werden aufgestellt. Wann das Mülheimer Medienhaus wieder öffnen kann, ist noch unklar. Claudia vom Felde äußert sich vorsichtig optimistisch: „Wenn die Rauchmelder und die Sprinkleranlage wieder in Gang gesetzt sind, könnten wir grundsätzlich die Bücherei wieder öffnen - mit abgesperrten Bereichen.“ Am Dienstag werde es aber auf keinen Fall klappen. Sicherheitschecks sind noch nötig.
Bibliotheksleiterin zur erneuten Schließung: „Es reicht!“
Man wolle versuchen, so schnell wie möglich zu öffnen, verspricht die Bibliotheksleiterin. Dieser nächtliche Zwischenfall, diese neuerliche Großbaustelle, bedrückt sie sehr. „Wir hatten so lange Einschränkungen durch Corona, jetzt läuft es gerade wieder, die Ferien sind vorbei, da ist es fatal, schon wieder eine Schließung zu haben. Es reicht!“
Die Polizei konnte am Montag noch nicht sicher bestätigen, dass tatsächlich ein Ladegerät Ursache des Unglücks war. Sie ermittelt nach dem Feuerwehreinsatz im Mülheimer Medienhaus wegen fahrlässiger Brandstiftung. Ein Sprecher sagt: „Wir prüfen jetzt, ob es technisches oder menschliches Versagen war.“