Mülheim. Mülheimer Kleingärten sind gefragt wie nie. Ein Verein musste sogar seine Warteliste schließen. Wer trotzdem gute Chancen auf eine Parzelle hat.

Millimetergenau gestutzte Hecken und Gartenzwerge auf frisch gemähtem Rasen: Kleingärten gelten manch einem als Hochburgen des Spießertums. Doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Parzellen gefragt wie nie. Wer in Mülheim aktuell einen Schrebergarten pachten will, muss Geduld haben. Sehr viel Geduld.

„Die durchschnittliche Wartezeit liegt bei zwei Jahren“, sagt Christian Hamsch, 2. Vorsitzender des Kleingartenvereins Randenbergfeld in Dümpten. In den vergangenen zwei Jahren habe er einen regelrechten „Run“ auf die insgesamt 78 Gärten seines Vereins erlebt. Zeitweise wurden keine neuen Anwärterinnen und Anwärter auf die Warteliste gesetzt.

Viele junge Familien pachten Kleingarten in Mülheim

Auffällig ist laut Hamsch, dass unter den Kleingärtnern eine neue Generation herangewachsen ist. So hätten mittlerweile vor allem junge Familien Interesse an den Parzellen. „Wir waren sehr veraltet. Aber jetzt bewerben sich immer mehr Familien mit Kindern“, berichtet auch Manfred Spliethoff.

Er ist Vorsitzender des Kleingärtnervereins Stollenhof in Speldorf, in dem er seit über zehn Jahren selbst einen Garten pflegt. Neben der Pandemie ist seiner Meinung nach der generelle Trend zu mehr Nachhaltigkeit Auslöser für die hohe Nachfrage. „Die Menschen wollen ihr eigenes Gemüse anbauen und mehr Zeit in der Natur verbringen.“

Schrebergärten entsprechen längst nicht mehr dem Spießer-Klischee, findet der Mülheimer Kleingärtner Christian Hamsch. Immer mehr junge Familien hätten Interesse an einer Parzelle.
Schrebergärten entsprechen längst nicht mehr dem Spießer-Klischee, findet der Mülheimer Kleingärtner Christian Hamsch. Immer mehr junge Familien hätten Interesse an einer Parzelle. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Corona und Nachhaltigkeit: Lange Wartelisten bei Mülheimer Kleingartenvereinen

Der letzte Garten in seinem Verein wurde vor drei Jahren neu verpachtet. „Jetzt habe ich seit langer Zeit mal wieder zwei freie Gärten“, sagt Spliethoff. Und für die gebe es auch schon jede Menge Interessenten: 16 Bewerberinnen und Bewerber stehen derzeit auf der Warteliste.

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Sie alle wird Spliethoff nun informieren und dann gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern entscheiden, wer am besten in die Gemeinschaft des Stollenhofs passt. Auch im Kleingartenverein Randenbergfeld achte man bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber auf eine „ausgewogene, gemischte Gartengesellschaft“, heißt es dort.

Kleingarten kostet weniger als 500 Euro im Jahr

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Diejenigen, die einen Garten ergattern, müssen sich dann an bestimmte Regeln halten – obwohl Schrebergärten laut Hamsch längst nicht mehr dem Spießer-Klischee entsprechen. So darf die Gartenlaube samt Weg etwa nur ein Drittel der Parzelle einnehmen, die restliche Fläche muss jeweils zur Hälfte aus Blumen und Obst- und Gemüsepflanzen bestehen. Das schreibt das Bundeskleingartengesetz vor.

Der Grund: Kleingärten gelten als landwirtschaftliche Nutzfläche – und können dadurch sehr günstig verpachtet werden. Für einen Garten im Randenbergfeld zahlt man inklusive Versicherung und Vereinsbeiträgen „weit unter 500 Euro im Jahr“.