Mülheim. Das Logistikunternehmen, das Mülheims Vallourec-Fläche gekauft hat, hat sein Vorhaben vorgestellt. Bei mancher Frage kam nur spärlich Antwort.

Enttäuschung machte sich in der Mülheimer Politik breit, als der Röhrenhersteller Vallourec für sein im kommenden Jahr freiwerdendes Firmengelände zwischen Styrum und Dümpten mit Logicor ausgerechnet einen Eigentümer von Logistikunternehmen auserkor. „Alles, bloß das nicht“, war die landläufige Meinung. Als sich das Unternehmen am Dienstag erstmals selbst im Planungsausschuss vorstellte, konnte der neue Eigentümer nicht nachhaltig punkten.

„Was für ein Verein“, schüttelte einer der Lokalpolitiker nach der Präsentation den Kopf. Über eine Stunde lang wurden die in Deutschland für Logicor zuständigen Moritz Heißenberg, Olaf Huhle und Ini Nsien von den Mitgliedern des Planungsausschusses mit Fragen gelöchert. Wirkliche Überzeugungsarbeit, zugunsten des Unternehmens auf das gesetzliche Vorkaufsrecht der Stadt Mülheim zu verzichten, konnte das Trio nicht leisten.

Logicor-Chefs winden sich um Antworten zu den Mehrheitsverhältnissen

Vor allem bei Nachfragen zu den Mehrheitsverhältnissen des in London ansässigen Logistikvermieters wurden die Gäste auf einmal wortkarg. „Verteilt“, sagte Heißenberg bloß und er „verstehe die Wichtigkeit nicht“.

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Zum Hintergrund: Logicor gehört seit 2017 dem chinesischen Staatsfond China Investment Corporation (CIC). Laut Medienberichten verkaufte dieser zehn Prozent an den staatlichen Rückversicherer China Reinsurance Group, um die Anteile 2021 zurück zu erwerben.

Vallourec-Verkauf – mehr zum Thema:

„Das spiegelt aber nicht die aktuelle Rollenverteilung wider“, sagte Heißenberg – angesprochen auf diese Mehrheitsverhältnisse. Denn laut der Financial Times hat die CIC nicht nur zehn Prozent an den amerikanischen Gründer Blackstone zurückverkauft, sondern diesen auch damit beauftragt, Logicors Portfolio von Lager- und Logistikimmobilien zu managen.

Was für den Standort Mülheim gesprochen hat

USA und China machen also gemeinsame Sache? „Was im politischen Raum undenkbar ist, funktioniert in der wirtschaftlichen Welt immer noch sehr gut“, meinte der Deutschland-Chef des Unternehmens.

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Und diese Gemengelage trifft sich nun also ausgerechnet in Mülheim – „Das ist ein sehr attraktiver Standort. Wir glauben, dass unsere Konzeption hier sehr gut nachgefragt wird und dass die Lage am westlichen Rand des Ruhrgebiets exzellent ist“, hieß es seitens der Repräsentanten.

Logicor will sich nicht auf einen Bereich reduzieren lassen

Wichtig war es Logicor, sich nicht auf den Bereich Logistik reduzieren zu lassen. „Unsere Kunden sind auch Produktionsunternehmen. Wir können Produktionsimmobilien errichten“, sagte Ini Nsien. In den Gesprächen mit der Stadt habe man den Wunsch vernommen, dass weiterhin Flächen für die Industrie vorgehalten werden sollen.

Zu diesem Zweck sei bereits Kontakt zur Friedrich-Wilhelms-Hütte aufgenommen worden. Wie im nächsten Tagesordnungspunkt klar wurde, steht für die Politik ein Umzug der Hütte eigentlich nicht zur Debatte.

Areal zwischen Styrum und Dümpten soll dreigeteilt werden

Zurück zum bisherigen Vallourec-Gelände: Dies möchte Logicor dreiteilen. In Industrie, Logistik („multifunktionale Großhallen“) und einen Gewerbepark mit Mieteinheiten ab 1000 Quadratmetern Mietfläche für mittelständische Unternehmen.

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Die bestehenden Hallen müssten dafür abgerissen werden. „Wir bauen neue nachhaltige Hallen. Die bisherigen sind nicht mehr vermittelbar und die Nebenkosten würden deutlich höher sein als die Miete“, erläuterte Olaf Huhle. Ende 2026 oder im ersten Quartal 2027 sollen die ersten Neubauten stehen. Punkten will Logicor auch mit „Gründächern, Fassadenbegrünung und üppiger Bepflanzung“.

Wie viele Arbeitsplätze auf der Vallourec-Fläche entstehen sollen

Insgesamt rechnet der neue Eigentümer mit 1000 Arbeitsplätzen – den Bereich Produktion nicht mitgerechnet, denn hier fehlt dem Unternehmen dann offenbar doch die notwendige Referenz, um sachdienliche Prognosen stellen zu können.

Erschlossen werden soll das Gelände über zwei Zufahrten im Norden im industriellen Bereich sowie im Süden zwischen dem Gewerbepark und dem Logistikareal. Einen eigenen Autobahnanschluss hält Logicor für ein schwieriges Unterfangen und durch die Nähe zur A40 auch nicht für zwingend notwendig.

Neuer Eigentümer plant mit 450 Parkplätzen

Apropos Verkehr: 450 Stellplätze sollen ebenerdig bei den einzelnen Firmen untergebracht werden. Fuß- und Radwege würden klar gekennzeichnet und deutlich von den Autostrecken getrennt sein. Das neun Kilometer lange Schienennetz möchte Logicor nicht in Gänze übernehmen. „Bei kleinteiligem Gewerbe wird man keine Gleisanlage benutzen“, heißt es.

Ob dieses Konzept die Lokalpolitik vom allseits befürworteten Ziehen des Vorkaufsrechts abbringen konnte, wird sich zeigen.