Düsseldorf. Handel nimmt trotz neuer Spannungen wieder deutlich zu. China ist eine feste Größe in den Außenhandelsbeziehungen von NRW.
Der Ton, den China gegenüber „dem Westen“ anschlägt, wird rauer, die Sorge vor chinesischen Wirtschafts-Aktivitäten in Europa größer. Dennoch blühen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen NRW und China nach der „Corona-Delle“ wieder auf.
Laut dem NRW-Wirtschaftsministerium stieg das Handelsvolumen NRW-China im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Milliarden Euro auf 53,5 Milliarden Euro. Wie rasant sich die Geschäfte entwickeln, zeigt ein Blick auf das Jahr 2011. Damals lag die Summe von Aus- und Einfuhren bei 29,1 Milliarden Euro.
Landesagentur beobachtet "zunehmendes Interesse"
Nicht nur die bestehenden Beziehungen entwickeln sich gut. Auch das chinesische Interesse an Firmengründungen und -erwerb nimmt wieder zu. „Nach einem pandemiebedingten Rückgang verzeichnet unsere Landesagentur NRW.GlobalBusiness, die sich um internationale Ansiedlungen kümmert, nach Lockerung der Einschränkungen zunehmendes Interesse aus China, das allerdings noch nicht das vor-Pandemie Niveau erreicht hat“, sagte ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums dieser Zeitung.
Bei der SPD-Opposition schrillen die Alarmglocken. „Die kontinuierliche Steigerung des Handelsvolumens mit China muss uns nachdenklich stimmen. Eine Zunahme von weiteren Abhängigkeiten kann jedenfalls nicht in unserem Interesse sein“, sagte André Stinka, wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion.
China verschärft den Ton gegenüber dem "Westen"
Der chinesische Staatschef Xi Jinping hat die westlichen Länder in dieser Woche ungewöhnlich scharf kritisiert: Sie verfolgten eine „Unterdrückung“ Chinas. Hierzulande wird darüber diskutiert, ob chinesische Konzerne wie Huawei und ZTE aus Sicherheitsgründen weiter am Ausbau des Mobilfunknetzes beteiligt sein sollten. Nicht alle chinesischen Projekte führen in NRW zum Ziel: 2022 verabschiedete sich die chinesische Reederei Cosco von einem Terminal-Projekt am Duisburger Hafen.
Aktuell irritiert in Mülheim das Interesse des Logistik-Konzerns Logicor an der Fläche des früheren Rohrproduzenten Vallourec. Logicor gehört seit 2017 dem chinesischen Staatsfonds China Investment Corporation. Umstritten ist der Einstieg der Logistiker aber nicht so sehr wegen des chinesischen Hintergrunds, sondern weil die Stadt auf der Fläche lieber neue Industrie-Arbeitsplätze sehen würde. Die Landesregierung mischt sich nicht ein und erkennt auch kein China-Problem. Bei der Fläche, für die sich Logicor interessiere, handele es sich nicht um „kritische Infrastruktur“.
Große internationale Konzerne aus China in NRW
China liegt in NRW auf Rang zwei der wichtigsten Importländer und auf Rang fünf der Exportländer. Die Zahl der chinesischen Unternehmen in NRW stieg in zehn Jahren von rund 700 auf etwa 1000. Die größten sind Huawei und ZTE (beide Düsseldorf), der Auftragsforscher Wuxi Biologics (Leverkusen), der Automobilzulieferer Yanfeng (Neuss), der Versandhändler Woltu (Wuppertal) und der Baumaschinenhersteller Sany (Bedburg).