Mülheim. Frust über den „Bildungswahnsinn“ in Mülheim: Eine Mutter schildert eindrücklich, was es für sie bedeutet, wenn die Kita früher schließen muss.

Jede zehnte Kita in Nordrhein-Westfalen musste im Februar wegen Personalmangels ihr Angebot einschränken. Das hat eine Studie des NRW-Familienministeriums ergeben. Worüber dabei nicht gesprochen wurde: Was das konkret für arbeitende Eltern bedeutet. Wie sind Job und Familienleben überhaupt zu vereinbaren, wenn die so wichtige Säule Kinderbetreuung instabil wird?

Wir haben mit einer Mutter gesprochen, deren Kind die Kita KiKuKinderland in Mülheim besucht, in der es seit Monaten wiederholt zu Gruppenschließungen und verkürzten Öffnungszeiten kam. Nachdem nun endgültig klar ist, dass die Kita ihre Betreuungszeiten verkürzt, bedeutet es für die Eltern, täglich mindestens eine Stunde weniger Zeit für den Brotjob.

Die Mutter hat deshalb nun eine gravierende Konsequenz gezogen: Da sie sich nicht auf die Betreuung verlassen könne und ihre Kinder „noch eine Weile Bildungswahnsinn vor sich haben“, hat sie ihren Arbeitsplatz und damit sämtliche Aufgaben gewechselt. Ihre neue berufliche Ausrichtung sei kombinierbar mit Home-Office und geschlossenen Kitas und Schulen.

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Sie ist überzeugt: Um sich zwischen altem Beruf und Familie nicht zu zerreißen, hätte sie „drei Netze sicheren Boden an Unterstützung und zusätzlich eine Nanny“ gebraucht, so instabil sei die Betreuung in den letzten Jahren durch öffentliche Kürzungen der Betreuungszeiten und Schließungen der Einrichtungen gewesen.

„Ich persönlich habe als Mutter ein Fazit gezogen: Vor Corona war die Betreuung zwar qualitativ nicht immer gelungen, aber kontinuierlich gegeben. Seit Corona wird noch mehr Bildungs- und Betreuungsarbeit auf die Familien abgewälzt.“