Mülheim. Mülheims neuer Fahrrad-Händler geht mit 600 Rädern an den Start. Was das neueste Trend-Bike ist und warum Nachbarschaftshilfe gefragt war.
„Zum Glück sind wir nicht mit dem Fahrrad hier.“ Es war ein geflügeltes Wort, das man öfter im Eingangsbereich von B.O.C. hörte. Meistens begleitet von einem ironischen Grinsen. Denn just hat der Fahrrad-Riese Bike & Outdoor Company aus Hamburg seine Mülheimer Filiale eröffnet - und der strömende Regen lieferte zwar eine gute Steilvorlage für flotte Sprüche, schien aber niemanden vom Besuch abzuhalten. Bereits Minuten nach der Eröffnung um 10 Uhr war der Parkplatz des Fahrrad-Geschäfts voll und im Laden herrschte reges Treiben.
„Wir hatten acht Tage Zeit, um den Laden einzuräumen“, sagt Filialleiter Werner Groß-Weege nicht ohne Stolz. Er und seine dreizehn Mitarbeiter mussten in der Zeit 600 Räder endmontieren und aufstellen. In nächster Zeit soll das Team weiter wachsen, sowohl im Verkauf als auch in der Werkstatt.
In Mülheim gibt es auch den jüngsten Trend: das Gravel-Bike
In Mülheim trägt man den jüngsten Trends Rechnung. „Die Menschen sind bereit, immer mehr in ein gutes Rad zu investieren. Im Durchschnitt 2000 Euro“, sagt der Filialleiter. Immer noch schwer im Trend: E-Bikes. Die Hälfte aller verkauften Fahrräder von B.O.C. fahren mit Elektro-Unterstützung.
Weitere Trends, die sich im neuen Geschäft an der Weseler Straße finden: Lastenräder und Gravel-Bikes. Das sind Rennräder, die auch auf Schotterpisten klar kommen. Alle Fahrräder können auf der hauseigenen Teststrecke Probe gefahren werden. Für Kinder gibt es eine eigene kleine Teststrecke. Angeboten werden Räder ab zwölf Zoll sowie Laufräder für die ganz Kleinen.
Bewerbungsgespräche im Fliesen-Handel nebenan
Werner Groß-Weege blickt auf knapp 40 Jahre Einzelhandelserfahrung zurück und arbeitet seit 2,5 Jahren für den Fahrrad-Filialisten, zuletzt in Osnabrück. Mülheim ist für den gebürtigen Bocholter nun fast ein Heimspiel. Hier konnte er sich auch gleich auf Nachbarschaftshilfe verlassen: Die Bewerbungsgespräche mit seinen Mitarbeitern durfte er nur wenige Meter weiter bei Fliesen Hüning führen. Und auch zu Unternehmer-Urgestein Konrad Jost gibt es ein „wohlwollendes und förderndes Verhältnis“, wie Werner Groß-Weege sagt.
Zur Erinnerung: Das gesamte Areal gehört dem Schrottverarbeiter Jost, der nach jahrelangen Diskussionen um den Lärmschutz an die Timmerhellstraße gezogen ist, aber weiterhin die Fäden an der Weseler Straße in den Händen hält. So hat die Paul Jost GmbH das Gebäude für das Fahrrad-Geschäft errichtet und langfristig an B.O.C. verpachtet. Spätestens im Mai soll eine Mr. Wash Autowaschanlage eröffnen. Einen weiteren Teil der Jost-Fläche hat die Genossenschaft „Dach-Fassade-Holz“ für 30 Jahre auf Erbpachtbasis erworben.
Lokalpolitik verschaffte sich selbst einen Eindruck
Die Eröffnung des Fahrradgeschäfts dürfte als offizieller Schlusspunkt der Umwidmung gelten. Oberbürgermeister Marc Buchholz, Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind sowie Bau- und Wirtschaftsdezernent Felix Blasch ließen es sich nicht nehmen, sich persönlich einen Eindruck zu verschaffen.