Mülheim. Eine Mülheimer Grundschule führt bei ihrer Schülerschaft den sogenannten Bewegungspass ein. Das Ziel: Die Zahl der Elterntaxis zu verringern.
Von einem Chauffeur täglich herumkutschiert zu werden, können sich wohl nur die wenigsten leisten. Auch ist die übermäßige Nutzung des Automobils durch Aktivistenhand ordentlich in Verruf geraten. Wer auch an die nächste Generation denkt, und nicht nur an die seine, so lautet die Kritik, lässt sein Auto gefälligst stehen – vor allem auf kurzen innerstädtischen Wegstrecken.
Eine Bevölkerungsgruppe zeigt sich von dieser Kritik indes unbeeindruckt. Sie scheint das Auto sogar mehr als früher zu nutzen und doch will man ihr keinen Vorwurf dafür machen. Die Rede ist von Schulkindern in sogenannten Elterntaxis. Wo früher fünf Kinder gemeinsam zur Schule gingen, fahren jetzt fünf Karossen allmorgendlich am Schultor vor – und verstopfen damit den Verkehr. Das sorgt für mehr gefährliche Situationen in Schulnähe, wodurch sich wiederum mehr Eltern veranlasst sehen, sich die Chauffeur-Mütze anzuziehen. Aus der Sorge ums Kind wird Anlass zur Sorge ums Kind.
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Das führt dann nicht selten auch zu Ärger bei den Anwohnern, die mit den zahlreichen Elterntaxis um Stellplätze konkurrieren und morgens und nachmittags mit einer Schlange wartender Autos leben müssen. In der Filchnerstraße, einer Einbahnstraße mit zahlreichen Park- und Halteverboten und, wie diese Zeitung berichtet hat, offenbar zu wenigen Parkplätzen für die Anwohner, ist genau das der Fall.
Mülheim-Heißen: Eltern sollen unterschreiben, wenn ihre Kinder zu Fuß gegangen sind
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Die Gemeinschaftsgrundschule an der Filchnerstraße hat das Problem erkannt und handelt jetzt. Die Schülerinnen und Schüler bekommen zum Start einer bundesweiten Aktionswoche am 20. März einen Bewegungspass geschenkt. Darauf wird jeder eigens zurückgelegte Schulweg durch Unterschrift der Eltern festgehalten und gezählt. Wer das in sechs Wochen zwanzigmal schafft, darf stolz sein und bekommt eine Urkunde ausgehändigt. Alle erfolgreichen Teilnehmer nehmen außerdem an einem Gewinnspiel der privaten Initiative Spospito teil, was für Sporteln, Spielen, Toben steht.
Ein Name, der daran erinnert, dass der Schulweg an der frischen Luft, ob zu Fuß, auf dem Tretroller oder Fahrrad, nicht nur gut für Umwelt und andere Verkehrsteilnehmer ist, sondern auch gesund. Die Spospito-Initiatoren schreiben dazu: „Die Kinder werden wacher und ausgeglichener, wodurch sie konzentrierter durch ihren Alltag gehen. Weiter werden ihre Abwehrkräfte gestärkt, sie lernen frühzeitig mit den Herausforderungen des Straßenverkehrs umzugehen und gewinnen Sicherheit.“ Und das alles nur durch etwas zusätzliche Bewegung – wer wollte das seinem Kind schon vorenthalten?