Mülheim. Der geplante Umbau der Saarner Straße gefällt einigen Autofahrern in Mülheim wenig. Doch ein Gegenvorschlag dürfte manchem ebenso aufstoßen.
Dass die Sanierung und der veränderte Straßenschnitt an der Saarner Straße zugunsten von Fußgängern und Radfahrern für Abwehr unter Autofahrern sorgen würde, hatten Verwaltung und Politik erwarten können. In einem offenen Brief an Stadt und Politik beklagt jedoch ein stadtbekannter Radfahrer die Pläne: Ex-OB-Kandidat Jürgen Abeln. Sein Einwand: Die geplanten Radschutzstreifen könnten sich an bestimmten Stellen als „Todesstreifen“ erweisen.
Die Kritik und die möglichen Konsequenzen allerdings dürften Autofahrern weitaus weniger schmecken: Denn grundsätzlich begrüßt Abeln den rad- und fußgängergerechten Umbau. Doch für Abeln lauert Gefahr an Engpässen wie im Abschnitt zwischen Prinzeß-Luise-Straße bis etwa Düppenbäcker Weg. Dort strampeln Fahrradfahrer zwar auf einem sogenannten Schutzstreifen, aber eben mit Pkw und Lkw auf der Straße.
Abelns Sorge: Autofahrer überholen Radfahrer oft zu eng
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Weil die Fahrbahn dort eng ist, ist der Radweg als gestrichelter „Radschutzstreifen“ lediglich markiert und erlaubt es Autofahrern, über die Linie zu fahren, wenn sie dabei Radfahrer nicht gefährden. Zwei Gefahren sieht Abeln deshalb: Zum einen verleite die gestrichelte Linie Autofahrer dazu, die Radelnden zu eng zu überholen. Die Straßenverkehrsordnung (§ 5 Abs. 4 S. 2 StVO) sehe zwar vor, dass Autos nur mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern vorbeifahren dürften. „Doch in der Realität sieht es ganz anders aus. Die meisten Autofahrer halten es für legitim, auf ,ihrer’ Spur weiterzufahren und dann entsprechend viel zu dicht an Radfahrern vorbei“, argumentiert Abeln.
Die zweite Gefahr sieht Abeln durch das sogenannte Dooring – also den Zusammenstoß von Radfahrenden mit plötzlich öffnenden Autotüren. „Wer sich also als Radfahrer an den Fahrrad-schutz-streifen hält, kann sich schon mal ein Bett im Krankenhaus reservieren“, meint Abeln. In den Niederlanden seien diese auch als „Todesstreifen“ bekannt.
Wo steckt die Lösung für die Saarner Straße?
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Abelns Lösungsvorschlag jedoch dürfte bei einigen Autofahrern wohl nicht punkten. Er schlägt vor, das Tempo in diesem Abschnitt auf 30 km/h zu begrenzen. Alternativ könne man Geh- und Radweg zusammenlegen – müsste diesen aber jeweils auf 3,5 Meter erweitern. Das aber würde die Fahrbahn weiter einschränken und das Parken wohl durchgängig unmöglich machen.
„Im Ergebnis hat Jürgen Abeln Recht“, sagt Axel Hercher (Die Grünen), der im Mobilitätsausschuss sitzt und Mitglied des ADFC ist. Auch der Fahrradclub stuft „Radschutzstreifen“ als nicht ungefährlich ein. Die Anregung eines gemeinsamen Fuß- und Radwegs auf beiden Seiten der Straße sieht Hercher allerdings mit Skepsis: „Die Fahrbahn würde dann vermutlich zu eng für Busse und Lkw, die sich dort begegnen“, schätzt dieser. Da einige der anliegenden Grundstücksbesitzer keinen Teil an die Stadt verkaufen wollten, könne man den Straßenraum nicht erweitern.
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Diskussionswürdig ist aus Sicht des ADFC- und Mobilitätsausschussmitglieds aber ein Tempo 30 in diesem Bereich. „Wir haben es auch abschnittsweise auf der Landesstraße ,An der Dohne’“, erinnert Hercher. Am 30. März wird der Mobilitätsausschuss dazu debattieren und beschließen.