Mülheim. Trödelmarkt-Tage am Rhein-Ruhr-Zentrum stressen Anwohner: krachiger Aufbau, Laubbläser, A-40-Stau. Mülheimer beschweren sich jetzt auf Umwegen.

Dicht am Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) zu wohnen, kann praktisch sein – für alle, die shoppen, bowlen oder ins Kino gehen möchten. Es kann aber offenbar auch nervig sein – für Anwohner, die morgens ausschlafen oder sonntags ihre Ruhe haben möchte. Aktuell sorgen Laubbläser, die dort dezibelstark aufräumen, für Unmut in der Nachbarschaft des Mülheimer Centers. Und: geräuschvolles Auf- und Abbauen von Trödelmarktständen.

Mit Unruhefaktoren rund um das RRZ soll sich am 7. März die zuständige Bezirksvertretung (BV1) befassen. Die SPD-Fraktion greift Beschwerden betroffener Anwohner auf und stellt zwei Anfragen an die Verwaltung: zur lärmintensiven Reinigung mit Laubbläsern sowie zu den Regelungen in Sachen Trödelmarkt, der jeweils am ersten Sonntag im Monat auf den Parkflächen stattfindet, offiziell von 11 bis 18 Uhr. Auch die belastende Verkehrs- und Parksituation an den Trödelmarkt-Terminen soll auf Initiative der SPD zum Thema werden: Gehwege, Bushaltestellen und Einfahrten würden zugeparkt. „Es entsteht der Eindruck, dass die BesucherInnen nicht ausreichend über die Parkmöglichkeiten informiert werden oder, aufgrund mangelnder Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst, das Parkverbot ignoriert wird“, heißt es in der Vorlage.

Mülheimer kritisiert Lärmbelästigung durch den Trödelmarkt am Rhein-Ruhr-Zentrum

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Ist es wirklich so schlimm? Ein junger Familienvater, der seit mehr als zwei Jahrzehnten an der Humboldtstraße wohnt, findet das schon. Beim Auf- und Abbau des Trödelmarktes gebe es immer Krach, auch zu ungünstigen Zeiten, wie er schildert: „Teilweise wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag in den Parkdecks gehämmert oder Leute liefern ihre Sachen schon ab.“ Sonntags nach Abbau des Marktes ertönten dann Laubbläser, nach Aussage des Mülheimers, der anonym bleiben möchte, auch noch um 21 Uhr. Schlecht wenn man, wie er, kleine Kinder hat, die schlafen sollen.

Auch unter der Woche, besonders bei windigem Wetter, würden Laubbläser im Außenbereich des Centers eingesetzt, sagt der Anwohner, ab morgens 6.30, 7 Uhr. „Da wird in keiner Weise Rücksicht genommen.“

SPD-Kritik: Laubbläser schaden Spinnen, Insekten und Regenwürmern

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Geht das geräuschvolle Reinigen auf dem RRZ-Gelände sogar schon um 5 Uhr los? Das behauptet jedenfalls die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage, verweist auf „enorme Lärmbelästigung“ und ergänzt: „Trotz mehrmaliger direkter Ansprachen der ReinigerInnen vor Ort trat keine Besserung ein.“ Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob Laubbläser überhaupt eingesetzt werden müssen: „Der enorme Lärm und die Aufwirbelung von Staub zerstört den Lebensraum vieler Tierarten (Regenwürmer, Insekten, Spinnen und Kleinsäuger)“, so die Befürchtung.

Dass Laubbläser der Natur schaden, sei erwiesen, meint Laura Libera, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende in der BV 1. Sie verweist auf entsprechende Veröffentlichungen des Bundesumweltministeriums sowie von Naturschutzverbänden. Alternativ könnte man am Rhein-Ruhr-Zentrum doch mit Besen und Harken reinigen.

Centermanager widerspricht: Keine lärmintensiven Arbeiten vor 7 Uhr

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Zur Reinigung rund um das Einkaufszentrum sagt Centermanager Frederik Schmälter auf Anfrage: „Im alltäglichen Centerbetrieb führen wir, gemäß der Richtlinien, keine lärmintensiven Arbeiten vor 7 Uhr durch.“ Den Trödelmarkt veranstaltet nicht das RRZ, sondern die Firma „Melan macht Märkte“. Dort habe man ihm noch einmal bestätigt, dass stets die Vorschriften eingehalten würden, so Schmälter, „das beinhaltet auch die Geräuschkulisse bei Auf- und Abbauten. Das Ordnungsamt und die Polizei sind regelmäßig zur Kontrolle vor Ort.“

Sowohl Melan als auch das RRZ seien transparent und kooperativ, ergänzt der Centermanager: „Wir stehen jederzeit bereit, um auch im direkten Austausch mit unseren Nachbarn Lösungen zu finden.“

Centermanager Frederik Schmälter lädt Anwohner des RRZ zum direkten Austausch ein, sofern sie Probleme sehen, etwa durch den monatlichen Trödelmarkt.
Centermanager Frederik Schmälter lädt Anwohner des RRZ zum direkten Austausch ein, sofern sie Probleme sehen, etwa durch den monatlichen Trödelmarkt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Laut Mülheimer Ordnungsamt gelten folgende Vorschriften für den Trödelmarkt im RRZ: Mit dem Aufbau kann ab 8.30 Uhr gestartet werden, die Abbauzeit beginnt um 17 Uhr und darf maximal bis 22 Uhr andauern. Und generell: „Laubbläser dürfen tagsüber, also außerhalb der gesetzlich geschützten Nachtruhe (22 bis 6 Uhr), verwendet werden.“ Ehe die SPD-Anfragen für die BV 1 kamen, habe sich aber noch kein Anwohner über die Lautstärke des Trödelmarktes oder die Nutzung von Laubbläsern beschwert, so das Ordnungsamt.

Rückstau auf die A 40: Problem ist dem Ordnungsamt bekannt

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Eher sieht man ein anderes Problem, dass ebenfalls in der BV1 erörtert werden soll: Da viele Trödelmarkt-Besucher über die Autobahn A 40 kommen, bildet sich oft ein langer Rückstau an der Ausfahrt Mülheim-Heimaterde. Auch dies ist laut und lästig für die Anwohner.

Beim Mülheimer Ordnungsamt heißt es hierzu: „Die Problematik des Rückstaus auf der A 40 zu Stoßzeiten des Trödelmarktes ist bekannt.“ Um dies zu vermeiden, gebe es ein Konzept des Veranstalters, das 2021 angepasst worden sei – wegen der notwendigen Renovierung eines Parkhauses. Offenbar hätten diese Änderungen des Konzeptes jedoch nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Das Ordnungsamt habe Kontakt mit den Betreibern des RRZ und des Trödelmarktes aufgenommen „und wird sich bei den kommenden Trödelmärkten selbst ein Bild der Lage verschaffen“.

Trödelmarkt-Veranstalter: Deutlich mehr Personal vor Ort

Der Veranstalter Melan erklärt auf Anfrage, das geänderte Verkehrskonzept sei mit dem Ordnungsamt abgestimmt. Der Parkplatz P1, der früher für Aussteller vorgesehen war, ist jetzt für Trödelmarktbesucher geöffnet. „Wir setzen auch deutlich mehr Personal ein, um die Besucher auf die verfügbaren Parkplätze einzuweisen und Rückstau möglichst zu verhindern.“

Er sei selber sehr häufig vor Ort im RRZ, sagt ein verantwortlicher Melan-Mitarbeiter, und habe in den letzten Monaten keine größeren Probleme bezüglich des Verkehrsflusses beobachtet. Bislang habe sich auch kein Anwohner direkt beim Veranstalter beschwert. „Das finden wir sehr schade, weil wir die Veranstaltung im Interesse aller durchführen wollen.“