Mülheim. Finden, was man nicht gesucht hat – das kann man im Mülheimer Sozialkaufhaus besonders gut. Warum sich der Besuch nicht nur für Bedürftige lohnt.
Viele Mülheimerinnen und Mülheimer kennen den Diakonie-Standort an der Georgstraße, unweit des Amtsgerichts. Dort findet nicht nur die Ausgabe der örtlichen Tafel statt. Hier betreibt die Diakonie auch ein sogenanntes Sozialkaufhaus, in dem Bedürftige und Interessierte so manches Schnäppchen machen können – wenn sie ein bisschen Zeit zum Suchen oder Bummeln mitbringen. Denn die Räumlichkeiten sind weitläufig, und das Angebot ist groß.
Unweit des Eingangs zum Gelände geht es links in die „Kleiderkammer“. Wie in einem gutsortierten Bekleidungsgeschäft finden Interessierte dort in mehreren Räumen jede Art von Bekleidung für die Dame und den Herren – inklusive Schuhen. Ganz egal, ob T-Shirts, Pullover und Jeans für den Alltag oder Anzüge für den Beruf, Wintermäntel für die kalte Jahreszeit oder luftige Kleider für den Sommer – von allem gibt es eine Auswahl. Wer hier ein wenig Zeit mitbringt, kann wahre Schätze finden. „Es kommt vor, dass hier Sachen abgegeben werden, die nur ein einziges Mal oder sogar gar nicht getragen wurden“, sagt Dominik Schreyer. Er ist der Geschäftsführer des Mülheimer Diakoniewerks.
Mülheimer Sozialkaufhausbetreiber erinnert sich an Extremfall
Auch interessant
Die Preise sind sehr moderat, da sich das Angebot in erster Linie an bedürftige Menschen richtet. Das gilt nicht nur für die Bekleidungsabteilung, sondern für das gesamte Sozialkaufhaus. In Extremfällen geht es aber auch noch günstiger. „Unser primäres Ziel ist es, den Menschen zu helfen“, erklärt Schreyer. Sichtbar ein wenig bedrückt erinnert er sich daran, dass einmal ein Mann die Georgstraße herauf kam – „barfuß und frierend. Natürlich haben wir ihn erst mal eingekleidet.“ Solche Extremfälle seien aber glücklicherweise die Ausnahme.
Im Sozialkaufhaus Mülheim werden auch Nostalgiefreunde fündig
Auch interessant
Das Erste, was Besuchende zu Gesicht bekommen, wenn sie die größte Halle betreten, sind Geschirr und Möbel. Auf vielen, vielen Metern reiht sich Regal an Regal, gefüllt mit Geschirr aus den letzten 50, 60 Jahren. Wer sich komplett neu mit Töpfen, Geschirr und Besteck eindecken muss oder möchte, wird genauso fündig wie jemand, der zuhause neu dekorieren möchte. Da steht das geblümte ,Oma-Porzellan’ direkt neben dem heute wieder sehr begehrten Geschirr im 70-er-Jahre-Look, so dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Nur wenige Schritte weiter beginnt die Möbel-Abteilung, die Einrichtungsgegenstände nahezu jeden Stils bereithält. Hier kann eine zugezogene Familie alles finden, was sie für den Start braucht; hier werden aber auch Studierende fündig, die es günstig oder ein wenig besonders lieben.
In der Mitte des Bereichs fällt sofort eine massive Anrichte ins Auge – groß, breit und schwer. „Das ist Massivholz“, erläutert der Chef und lenkt die Augen der Betrachter gekonnt auf die handgearbeiteten Intarsien des in der Tat sehr beeindruckenden Möbelstücks, auf das viele Bücher passen würden. Auch in diesem Fall ist der Preis günstig.
Mülheimer Sozialkaufhaus bietet auch Elektrogeräte an
Auch interessant
Praktischerweise gibt es direkt nebenan die passenden Bücher für die Anrichte. In einem liebevoll gestalteten Raum im Raum – wie ein kleiner bunter Kasten in die Halle hineingebaut – kann man sich für kleines Geld überreich mit Lesestoff eindecken.
Abschließend geht es in die „weiße Abteilung“: ein Raum mit Waschmaschinen, Spülmaschinen, Trocknern und noch einer Menge weiterer Geräte, die einen Stromstecker haben, wie Lampen oder auch Unterhaltungselektronik. In erster Linie richtet sich auch dieses Angebot an bedürftige Familien und Alleinstehende – oder auch an Kundinnen und Kunden, denen Nachhaltigkeit am Herzen liegt.
Diakonie Mülheim haucht alten Dingen auch neues Leben ein
Auch interessant
Alle Waren, die die Diakonie erreichen, werden vor Ort geprüft und eventuell sogar noch veredelt. So entstehen hier aus Teilen alter Möbelstücke vollkommen neue, die dann für kleines Geld angeboten werden, sogenanntes Upcycling. Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten: Die Menschen, die mit ihren Sachspenden helfen, haben bei sich Platz geschafft, die Mitarbeitenden der Diakonie erfahren Bestätigung für ihre Arbeit und die Diakonie kann zumindest einen Teil ihres Finanzbedarfs selbst erwirtschaften.
„Wir stehen mit dieser Arbeit und den von uns angebotenen Waren und Dienstleistungen aber keineswegs in Konkurrenz zum örtlichen Handel und Handwerk, da wir nur Altmaterial verwenden“, versichert Dominik Schreyer. „Wir haben guten Kontakt zu Handwerkskammer und Unternehmerverband.“
Im Sozialkaufhaus der Diakonie an der Georgstraße scheint es wirklich kaum etwas zu geben, was es dort nicht gibt. So prangt an der Kasse des Bekleidungsbereichs ein Schild, das sogar Paaren, die knapp bei Kasse sind, Hoffnung gibt. „Hochzeitskleider auf Anfrage“ steht darauf.
Das Sozialkaufhaus in der Georgstraße 28 hat montags bis freitags von 8 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter: www.diakoniewerk-muelheim.de. Tel.: 0208 45 95 313.