Mülheim. Der Trödelmarkt in Mülheim-Dümpten ist für alle, die gern stöbern, eine feste Adresse. Dass sich das Angebot verändert hat, liegt auch an Corona.

Der Trödelmarkt an der Metro in Dümpten ist schon seit vielen Jahren ein feststehender Termin im Mülheimer Veranstaltungskalender. Monat für Monat strömen die Menschen aus Mülheim, Oberhausen und dem Umland dorthin. Ein häufig gehörter Kritikpunkt war allerdings: Händler mit zu viel Neuware, die das Flair eines traditionellen Trödelmarktes zerstören würden. Ein Besuch zeigt, wie die Lage aktuell ist.

Auch an diesem Sonntag strömen die Menschen erneut in Richtung des überdachten Parkplatzes an der Metro am Heifeskamp – ungeachtet des Wetters mit einstelligen Temperaturen und schneidendem Wind. Abhängig davon, von welcher Seite man das Marktgelände betritt, müssen die Besuchenden dann doch erstmal einige Zeit schlendern, bevor sie an einen Stand kommen, der auch wirklich nach Trödelmarkt aussieht. Nachdem es mit Billig-Kleidung beginnt, folgen Billig-Uhren, Billig-Spielzeug und Handy-Zubehör, gefolgt von Lederwaren und Werkzeug – also allesamt Waren, die auf einem klassischen Trödelmarkt unzweifelhaft deplatziert sind.

Händlerin bietet seit 15 Jahren auf dem Flohmarkt in Mülheim-Dümpten Bücher an

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Dann aber kommt Monikas Stand. Sie bietet hier seit 15 Jahren Bücher aller Genres an und ist hinsichtlich der Zahl der Besuchenden eher skeptisch. „Es sind bestimmt 30 Prozent weniger Leute als vor Corona“, erklärt sie. Speziell der Flohmarkt im Dezember, der vor Ausbruch der Pandemie immer besonders gute Verkäufe mit sich brachte, sei eine große Enttäuschung gewesen. Es gebe aber auch Erfreuliches zu berichten. „Nach Corona sind die gewerblichen Händler deutlich weniger geworden“, berichtet sie über ihre Beobachtungen.

Der weitere Gang über den Markt bestätigt diese Vermutung zumindest in Ansätzen. Immer wieder ist zu erkennen, dass hier tatsächlich eine Familie ihren Keller ausgeräumt hat und nun versucht, neue Besitzer für allerlei ungeliebtes Zeug zu finden, oder der eine oder die andere versucht, mit klassischen Trödelsachen ein paar Euro zu verdienen.

Monika verkauft seit 15 Jahren Bücher auf dem Trödelmarkt auf dem Metro-Parkplatz in Mülheim.
Monika verkauft seit 15 Jahren Bücher auf dem Trödelmarkt auf dem Metro-Parkplatz in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Viktor ist zum dritten Mal als Händler dabei und vertritt heute seine Mutter, die den Stand bereits seit vielen Jahren betreibt. An diesem Stand gibt es alles, was Trödel-Fans mögen: Kleidung, Geschirr, Stofftiere, Spielzeug und jede Menge Nippes. Viktor musste für seinen drei Meter breiten Verkaufsstand – ganz klassisch aus Tapeziertischen zusammengestellt – stolze 75 Euro bezahlen und ist dennoch ganz offensichtlich mit großem Spaß bei der Sache.

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„Wir gehen immer nur hier hin“, erläutert er seine, und vor allem die Vorgehensweise seiner Mutter in Sachen Trödelmarkt. „Alle fragen nach meiner Mama, weil sie jeder hier kennt“, erklärt er und widmet sich dann dem nächsten Interessenten an seinem Stand.

Auch Obst und Gemüse finden die Besucher des Trödelmarktes an Mülheims Metro

Felix hat sich mit seinen Eltern auf den Weg hierhin gemacht. „Wir wollten einfach ein bisschen raus. Irgendwie muss man ja den Sonntag rumkriegen“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Sie hätten nichts Konkretes gesucht, erklären die beiden. So ist bisher nur ein wenig Luft-Erfrischer in der Einkaufstasche gelandet.

Ahmet und Birgit besuchen den Trödelmarkt an der Metro in Mülheim am Heifeskamp und kaufen vor allem Essbares.
Ahmet und Birgit besuchen den Trödelmarkt an der Metro in Mülheim am Heifeskamp und kaufen vor allem Essbares. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Birgit und Ahmet haben deutlich mehr Beute gemacht. Das Paar könnte auch vom Wochenmarkt kommen, denn sie sind reichlich mit Obst und Gemüse bepackt. In ihren Tüten finden sich Kohl, Paprika, Peperoni und auch Äpfel. Ahmet erklärt: „Ich möchte heute für uns Domatesli Pilav kochen.“ Als Beilage wird zu diesem türkischen Gericht auf Bulgur-, also Weizen-Basis, traditionell Kohl gereicht – und der fehlte leider zu Hause. „Wo soll ich an einem Sonntag Kohl herbekommen?“, fragt Ahmet rhetorisch. So machten sich die beiden also auf den Weg nach Dümpten, suchten und wurden fündig. Dem Sonntagsessen steht also nichts mehr im Wege.