Mülheim. Die Mülheimer Volkshochschule an der Aktienstraße hat ihr Tief hinter sich. Diese Kurse sind inzwischen stark nachgefragt.

Mit dem Wort Volkshochschule verbindet man in Mülheim seit fast sechs Jahren nicht nur Fort- und Weiterbildung. Die Auseinandersetzung um das angestammte VHS-Gebäude in der Müga schwelt; es wird hart gerungen um die Zukunft des maroden Objekts. Im Bildungsausschuss stand nun die eigentliche Aufgabe im Mittelpunkt: VHS-Leiterin Annette Sommerhoff berichtete vom abgelaufenen Jahr – und davon, wie zuversichtlich sie die aktuellen Zahlen stimmen.

Erzwungener Umzug und alles beherrschende Pandemie: Es liegen harte Jahre hinter der Bildungseinrichtung. Das zeigen die nackten Zahlen: 2016, vor allem Ungemach, wies das Programm 963 Kurse und Veranstaltungen aus. 2017, als im September wegen Brandschutzmängeln mit einem Mal Schluss war an der Bergstraße, waren es noch 753. Im Jahr des Umzugs an die Aktienstraße, 2018, fiel die Zahl auf 553. Und 2019 lag sie bei 585.

Mülheims VHS-Leiterin freut sich über wieder deutlich mehr Kursanmeldungen

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In Coronajahr eins, 2020, konnten nur noch 387 Kurse und Veranstaltungen angeboten werden; der Betrieb war teilweise vollständig untersagt. In Coronajahr zwei, 2021, waren es noch 356 Angebote. Erst 2022 ging’s wieder aufwärts, berichtete Sommerhoff den Bildungsexperten: 556 Angebote waren ausgeschrieben. Im zweiten Halbjahr fielen die letzten Corona-Beschränkungen. Und so konnte das laufende Jahr gleich unbeschwert beginnen: „Bis 24. Januar lagen uns 2602 Anmeldungen vor. Im Vergleich zu 2022 ist das eine Steigerung um 51 Prozent.“ Ziel sei es, mindestens die Zahlen aus 2019 zu erreichen.

Nicht alles muss dabei in Präsenz stattfinden: „Digitale Lernangebote sind mittlerweile fester Bestandteil des Programms“, so Sommerhoff, „2022 betrug ihr Anteil 17 Prozent des Angebotes.“ Vor allem im Bereich Fremdsprachen funktioniere dies gut. Auf ein digitales Highlight wies die VHS-Leiterin hin: Im November beschäftigten sich rund 50 Dozenten und Dozentinnen einen Tag lang mit Virtual Reality. „Die Motivation, die Technik in die Lehre einzubinden, war hinterher sehr hoch.“

Kurse helfen beim Spracherwerb, bei der Integration und der Alphabetisierung

Annette Sommerhoff leitet die Volkshochschule Mülheim. Im Bildungsausschuss berichtete sie, wie es aktuell um die VHS steht.
Annette Sommerhoff leitet die Volkshochschule Mülheim. Im Bildungsausschuss berichtete sie, wie es aktuell um die VHS steht. © FUNKE Foto Services | DANIEL ELKE

Deutschunterricht ist ein wichtiger Pfeiler: Seit vergangenem Frühjahr gibt es auch die Erste-Schritte-Kurse. „Damit haben wir auf Anfragen von Geflüchteten aus der Ukraine reagiert.“ Man habe sich mit Ehrenamtlern vernetzt und eine Kursleiterin ukrainischer Herkunft gewonnen. Viele Teilnehmende seien nach kurzer Zeit in die Integrationskurse gewechselt. 2022 fanden davon acht statt, 207 Personen nahmen teil. 38 Prozent davon stammten aus der Ukraine. Um diese Kurse weiter wie gewohnt anbieten zu können, brauche man dringend neues Personal, merkte Sommerhoff im Ausschuss an.

Auch „Deutsch als Zweitsprache“ wurde wieder angeboten, zudem Basissprachkurse für Personen, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatus keinen Zugang zu Integrationskursen haben – und weitere Kurse, die auch bei Integration und Alphabetisierung helfen. Die VHS hat im vergangenen Jahr 32 Prüfungen verschiedener Sprachniveaus samt Einbürgerungstests durchgeführt. 454 Menschen nahmen daran teil.