Mülheim. Zwangsversteigerungen in Mülheim sind selten geworden, Millionenerlöse die absolute Ausnahme. Käufer kamen in jüngster Zeit wieder günstiger weg.
Insgesamt 19 Zwangsversteigerungstermine haben im vergangenen Jahr am Mülheimer Amtsgericht stattgefunden. Häufig kam es jedoch gar nicht zum Abschluss. Zweifellos spektakulärster Termin war Anfang Juni die Versteigerung der denkmalgeschützten Villa Magis, die für 2,4 Millionen Euro an eine Thüringer Genossenschaftsbank ging. Sie war auch mit weitem Abstand die teuerste Immobilie, die hier veräußert wurde. Für zwei weitere Objekte wurden nach Angaben des Amtsgerichtes Erlöse von 610.000 Euro beziehungsweise 560.000 Euro erzielt.
Die meisten anderen versteigerten Objekte waren weitaus bescheidener, darunter Eigentumswohnungen in mittlerer bis einfacher Lage oder Mehrfamilienhäuser mit erheblichem Renovierungsbedarf (den allerdings hat die Villa Magis auch). Die Versteigerungsbilanz des Amtsgerichts deutet darauf hin, dass diese Variante des Immobilienhandels kaum noch eine Rolle spielt und das Interesse daran nachlässt. Gerade in jüngster Zeit sind aber die erzielten Preise drastisch gesunken, damit steigt die Chance, Objekte günstig zu bekommen.
Amtsgericht Mülheim: 2022 nur noch 19 Zwangsversteigerungstermine
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Generell ist die Zahl der Zwangsversteigerungen in Mülheim seit Jahren rückläufig. Im abgelaufenen Jahr 2022 waren rund 60 Verfahren anhängig, es kam aber nur zu 19 Versteigerungsterminen, und lediglich in zwölf dieser Verfahren wurden Zuschläge erteilt. Zum Vergleich: 2015 standen noch 122 Zwangsversteigerungen auf der Liste.
In den vergangenen Jahren war das Preisniveau, wie auf dem gesamten Immobilienmarkt, auch bei Zwangsversteigerungen sehr hoch. Am Mülheimer Amtsgericht wurden regelmäßig Erlöse erzielt, die deutlich über dem Verkehrswert lagen, teils doppelt oder dreifach so hoch. Dieser Trend ist offenbar gebrochen. „Bis Mitte 2022 wurden Zuschläge von 114 bis 167 Prozent des Verkehrswertes erteilt“, teilt Richterin Antje Hahn, Sprecherin des Mülheimer Amtsgerichtes, nun auf Anfrage mit. „In der zweiten Jahreshälfte überwogen die Zuschläge im Bereich von ca. 75 Prozent des Verkehrswertes.“ In einem Verfahren seien allerdings auch noch 121 Prozent erzielt worden.
Rund zwei Drittel der Fälle sind Zwangsvollstreckungen
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Kommende Versteigerungstermine werden regelmäßig auf der Homepage des Mülheimer Amtsgerichtes angekündigt. Dort ist auch ersichtlich, aus welchem Grund die Versteigerung erfolgt. Die meisten Verfahren – rund zwei Drittel aller Termine – sind Versteigerungen im Wege der Zwangsvollstreckung, wenn etwa Darlehen nicht mehr bedient werden konnten. Etwa ein Drittel der Fälle sind Teilungsversteigerungen, mit denen Grundstücksgemeinschaften aufgehoben werden, häufig nach einer Scheidung oder einem Todesfall.
In den nächsten Monaten, bis Mitte April, stehen am Amtsgericht Mülheim Zwangsversteigerungen für acht Objekte an. Es beginnt am Mittwoch, 8. Februar, um 9 Uhr mit einem Mini-Appartement (rund 28 Quadratmeter) an der Zeppelinstraße 80 in Holthausen, dessen Verkehrswert auf 35.300 Euro beziffert wurde. Teuerstes Objekt im genannten Zeitraum wird ein Zweifamilienhaus plus Garage an der Alvenslebenstraße 31 in Styrum sein, mit einem Verkehrswert von 335.000 beziehungsweise 58.300 Euro. Das 1910 errichtete Gebäude mit Anbau aus den späten fünfziger Jahren (Wohnfläche insgesamt gut 340 Quadratmeter) ist offenbar renovierungsbedürftig. Die Zwangsversteigerung ist angesetzt für den 19. April, 9 Uhr.
Online-Versteigerungen gibt es am Amtsgericht nicht
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Erneut aufgerufen wird am 8. Februar um 11 Uhr eine „Eigentumswohnung mit zwei Stellplätzen“ am Bollenberg 74 in Ickten, Verkehrswert: 220.000 Euro, Wohnfläche nach Ausbau rund 274 Quadratmeter. Dahinter verbirgt sich eine denkmalgeschützte Bruchsteinscheune, etwa 1886 gebaut, in die eine Menge Arbeit gesteckt werden müsste, ehe sie bezogen werden kann. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte es einen Zwangsversteigerungstermin für das Bruchsteinhaus gegeben, der aber nicht erfolgreich verlief.
Die Möglichkeit, an Zwangsversteigerungen telefonisch oder online teilzunehmen, wie es etwa bei Kunstauktionen längst üblich ist, besteht am Amtsgericht nicht. Nach wie vor müssen alle Interessentinnen und Interessenten persönlich erscheinen. Als es um die Villa Magis ging, drängten sich rund 50 Personen im großen Saal, einige standen auf dem Flur. Auch künftig werden die Versteigerungstermine vor Ort im Gericht stattfinden.