Mülheim. Ein alter Bunker in Mülheim-Styrum ist verkauft. Die neue Eigentümerin will in einen teuren Umbau investieren. Was die Nachbarschaft erwartet.
Der uralte Weltkriegsbunker zwischen Hammer- und Eberhardstraße in Styrum ist mit Bauzaun abgesperrt, inklusive dem Verbindungsweg. Das ist den Anwohner störend aufgefallen, denn Bauaktivitäten sieht man nicht. Im Hintergrund bewegt sich jedoch einiges, die Weichen sind gestellt für ein außergewöhnliches Wohnprojekt in Mülheim.
Wie die Verwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) 2 berichtete, wurde bereits am 3. Februar 2022 ein Bauantrag für das Areal an der Hammerstraße 6B sowie Eberhardstraße 39 gestellt. Entschieden sei darüber noch nicht. Es seien noch einige Vorgaben nachzureichen, so sei etwa die Anzahl der Stellplätze noch abzustimmen.
Ehemaliger Bunker in Mülheim-Styrum wird umgebaut zur Wohnanlage
Auf Anfrage bestätigte Stadtsprecher Volker Wiebels, dass aus dem ehemaligen Bunker ein Wohngebäude werden soll, mit angebauten Balkonen und Errichtung eines zweiten Obergeschosses. Das Beteiligungsverfahren der Fachämter sei noch nicht abgeschlossen. Wer aktuell Eigentümer des früheren Bunkers ist, möchte die Stadt unter Verweis auf den Datenschutz nicht preisgeben.
Bauherrin ist nach Informationen dieser Redaktion Silvia Niehaus, eine in Essen lebende Immobilienunternehmerin. Nach Auskunft ihrer Mutter, Monika Niehaus, habe sie den Bunker privat erworben, um daraus ein modernes Wohngebäude zu machen. Sie ergänzt: Der Umbau eigener Immobilien sei „Kerngeschäft“ der familieneigenen Firma, die ihren Sitz selber in einem ehemaligen Bunkergebäude in Duisburg-Rheinhausen hat.
Zehn moderne Wohnungen mit Balkon oder Terrasse sind geplant
Laut Monika Niehaus sollen in Mülheim-Styrum insgesamt zehn moderne Mietwohnungen entstehen, mit Größen zwischen 70 und ca. 140 Quadratmetern, energetisch auf dem neuesten Stand. Momentan warte man auf die Baugenehmigung, um das Projekt 2023 angehen zu können. Im kommenden Frühjahr sollen die Bauarbeiten beginnen, „nach sehr langer Bearbeitung durch das Bauamt“, so Nierhaus. Bis zur Fertigstellung rechne man mit etwa 18 Monaten.
Einen ersten, aufschlussreichen Einblick in das geplante Wohnprojekt bietet die Homepage des Architekturbüros Norbert Skultety mit Sitz in Nötsch/Österreich, dem die Gestaltung des Areals übertragen wurde. Dort finden sich Entwürfe zum Umbau des ehemaligen Bunkers: ein zweistöckiger Flachbau, helle Mauern, ringsum Grünflächen, teils begrünte Trennwände und Dächer. Die künftigen Bewohner im Erdgeschoss haben Terrassen vor der Tür, im ersten und zweiten Stock gibt es große Balkone.
Nach Angaben der Stadt Mülheim hat die neue Eigentümerin der Immobilie vor rund einem Jahr auch die beiden Wegflächen von der Stadt gekauft. Im Grundbuch wurde ein Wegerecht (Gehrecht) für die unmittelbaren Anlieger an der Hammerstraße 6 und 8 festgeschrieben - diese Bedingung hatte die BV 2 gefordert und im Mai 2021 beschlossen. Laut Stadt habe die Eigentümerin jedoch nicht vor, eine öffentliche Wegeverbindung zu schaffen. Es solle nur Zugänge zur geplanten Wohnanlage geben.
Wege sind gesperrt, weil sie dauernd vermüllt wurden
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Thema in der BV war noch nicht das eigentliche Bauvorhaben, sondern zunächst nur die Sperrung der Verbindungswege. Die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen hatten nachgefragt, aus welchen Gründen sie erfolgte und wie lange sie bleiben wird. Laut Auskunft der Stadt hat die Eigentümerin die Wege gesperrt, weil sie immer wieder zugemüllt wurden - „von kleineren Papierschnipseln bis hin zu größeren Gerätschaften“. Es sei auf Dauer nicht mehr tragbar gewesen, dort mehrmals wöchentlich aufzuräumen.
Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon (SPD) bedauerte zwar die Müllproblematik, bat aber zugleich die Verwaltung, die Bunkereigentümerin auf den Beschluss hinzuweisen, wonach die Wegeverbindung für Anlieger geöffnet werden müsse.
Im Jahr 2000 kam die Idee auf, aus dem Bunker einen Jugendtreff zu machen
Bereits vor etlichen Jahren war in Mülheim über eine neue Nutzung des alten Bunkers diskutiert worden, da befand sich das Weltkriegsrelikt noch im Eigentum der Stadt, die jedoch vor den erwartbar hohen Kosten zurückschreckte. Im Jahr 2000 startete dann die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der BV 2 an eine erneute Initiative: Die Verwaltung solle prüfen, wie teuer ein Umbau des Styrumer Hochbunkers zu einem Jugendtreff und Stadtteilbüro würde - nach Vorbild des Bürgerzentrums Alte Heid im Oberhausener Knappenviertel, das ebenfalls in einem Bunker entstand.
Der Mülheimer Vorstoß verlief jedoch im Sande, und im Jahr 2013 führte die Stadt Mülheim den Hochbunker zwischen Eberhard- und Hammerstraße zurück an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, ebenso wie die Bunker an der Salierstraße und an der Meißelstraße. Der Bund brachte den Styrumer Hochbunker im März 2017 im Rahmen einer Auktion auf den Markt, der Startpreis betrug 60.000 Euro. Die Versteigerung fand in Köln statt, der Hammer fiel bei 68.000 Euro. Wer den Bunker erworben hat, verriet das Auktionshaus damals aus Datenschutzgründen jedoch nicht.