Mülheim. Neben der Villa Magis werden in Mülheim auch bescheidenere Häuser zwangsversteigert. Doch Schnäppchen wird es bei den Terminen kaum geben.
Am 1. Juni wird es im Mülheimer Amtsgericht spannend: Mit der Villa Magis kommt ein Millionenobjekt unter den Hammer, das zwar schon bessere Zeiten gesehen hat, doch zweifellos der Star unter den anstehenden Zwangsversteigerungen sein dürfte. Außer der Luxusvilla werden in den nächsten Monaten aber auch deutlich bescheidenere Immobilien angeboten. Sieben Termine sind schon absehbar.
Zwangsversteigerungen hatten lange den Ruf, dass man dort günstig zuschlagen kann, doch der Realität entspricht das längst nicht mehr. Vielmehr beobachten Experten, dass die bei Amtsgerichtsterminen erzielten Preisen oft deutlich über dem Verkehrswert liegen. Nicht nur in Düsseldorf oder Köln, sondern ebenso im Ruhrgebiet.
Bei Zwangsversteigerungen in Mülheim wird es oft teuer
Das gilt auch für Mülheim. Ist die Hoffnung begründet, hier Schnäppchen machen zu können? „Ganz klar: nein“, erklärt Richterin Antje Hahn, stellvertretende Pressesprecherin des Amtsgerichts Mülheim. „Die Erlöse orientieren sich am Markt und liegen in der Regel deutlich über dem Verkehrswert.“ Teilweise werde das Doppelte oder gar Dreifache erzielt.
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Außerdem ist allgemein erkennbar, dass die Zahl der Zwangsversteigerungen seit Jahren massiv zurückgeht. Als Gründe werden unter anderem die niedrigen Zinsen genannt, die es leichter machen, Kredite abzuzahlen, Häuser zu halten. Und wenn es finanziell eng wird, bevorzugen viele den Verkauf auf dem freien Markt. Mülheim macht auch in dieser Hinsicht keine Ausnahme. „Die Gesamtzahl der Zwangsversteigerungen ist seit 2016 rückläufig“, sagt Amtsrichterin Antje Hahn. Einen Höchststand habe es im Jahr 2015 gegeben, mit insgesamt 122 Eingängen. Im Vorjahr, 2021, gingen nur noch 34 Fälle ein, in diesem Jahr verzeichnete das Gericht bislang 22 Eingänge.
Häufige Gründe sind Trennungen oder Todesfälle
Der Hauptgrund für Zwangsversteigerungen am Mülheimer Amtsgericht sind Darlehen, die nicht mehr bedient werden können, so dass die Bank aus der Grundschuld vollstreckt. Etwa ein Viertel sind Teilungsversteigerungen – in der Regel nach Trennung oder Ehescheidung oder nach einem Todesfall, wenn sich die Erbengemeinschaft nicht einigen kann.
Vor diesem Hintergrund stehen beim Amtsgericht Mülheim bis Ende August sieben Zwangsversteigerungen an. Sie sind online auf dem Justizportal veröffentlicht, wo man jeweils auch Objektbeschreibungen und Wertgutachten findet. Das aktuelle Angebot reicht von der bescheidenen Zwei-Zimmer-Wohnung bis zur Luxusvilla mit fünf Garagen, die Immobilien erreichen Verkehrswerte zwischen gut 75.000 und fast anderthalb Millionen Euro.
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Wertvollstes Objekt in der Liste ist die Villa Magis auf der Mendener Höhe, die am 1. Juni um 9.30 Uhr unter den Hammer kommen soll und zahlreiche Interessenten anlocken könnte. Auf 1,45 Millionen Euro wird der Verkehrswert der denkmalgeschützten Unternehmervilla beziffert, die sich durch exzellenten Ruhrblick und weitläufiges Grün auszeichnet, aber auch durch massiven Renovierungsbedarf. Mit zusätzlich rund 500.000 Euro Investitionskosten müssen Erwerber rechnen. Der Versuch, die Villa Magis für fast drei Millionen Euro auf dem freien Markt loszuwerden, schlug fehl.
Doch Luxusimmobilien sind die Ausnahme in der Mülheimer Zwangsversteigerungsliste. So wird dort am 11. Mai um 9 Uhr eine Eigentumswohnung an der Parsevalstraße 34a in Menden angeboten, die drei Zimmer umfasst, etwa 95 qm Wohnfläche hat und einen Verkehrswert von 206.000 Euro.
Am 18. Mai um 9 Uhr kann man auf ein Dreifamilienhaus an der Neustadtstraße 102 in Mülheim-Styrum bieten. Die Wohnfläche ist mit insgesamt rund 236 qm angegeben, der Verkehrswert mit 275.000 Euro.
Denkmalgeschützte Bruchsteinscheune in Ickten ist zu haben
Ebenfalls am 18. Mai um 11 Uhr wird im Mülheimer Amtsgericht eine Eigentumswohnung mit zwei Stellplätzen am Bollenberg 74 in Ickten versteigert, Verkehrswert: 220.000 Euro. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich um eine denkmalgeschützte Bruchsteinscheune, etwa 1886 gebaut, die „erheblichen Fertigstellungsaufwand“ erfordert, ehe sie etwa 274 qm Wohnfläche verspricht.
Am 20. Juli um 9 Uhr richtet sich der Blick erneut nach Styrum, an die Limburgstraße 8, wo eine knapp 78 qm große Eigentumswohnung ersteigert werden kann. Der Verkehrswert beträgt laut Gutachten 75.400 Euro.
Eine kleine Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung an der Hingbergstraße 210 wartet am 17. August um 11 Uhr auf Interessenten. Der Verkehrswert wird mit 99.000 Euro angegeben, dafür gibt es gut 51 qm im zweiten Obergeschoss.
Wichtige Infos für Interessenten
Wer bei einer Versteigerung am Amtsgericht mitbieten möchte, muss zehn Prozent des Verkehrswertes als Sicherheit hinterlegen - in Form eines Schecks, einer Bürgschaft oder durch Überweisung auf ein Justizkonto.
Dem Verkehrswertgutachten sollte man nicht blind vertrauen, denn es könnte schon Jahre vor dem Versteigerungstermin entstanden sein oder ohne Begutachtung der Immobilie von innen. Es empfiehlt sich, das Haus selber anzuschauen und im Grundbuch zu recherchieren.
Falls das höchste Gebot am Ende der Versteigerung unter der Hälfte des Verkehrswertes liegt, gibt es keinen Zuschlag. Wenn das Höchstgebot unter 70 Prozent bleibt, kann der Gläubiger den Verkauf ablehnen. Dann wird eine zweite Versteigerung angesetzt - ohne Minimalgebot.
Ein Merkblatt für Bietinteressenten mit wichtigen Informationen zu Zwangsversteigerungen gibt es auf der Website des Mülheimer Amtsgerichtes.
Ein Reihenhaus in Mülheim-Dümpten, Auf dem Bruch 34, geht am 24. August um 11 Uhr in die Zwangsversteigerung, Verkehrswert: 460.000 Euro. Es umfasst rund 133 qm Wohnfläche mit ausgebautem Dachgeschoss plus Garage.
Das Publikum dürfte bei den Terminen sehr gemischt sein: Nach Erfahrung des Mülheimer Amtsgerichtes halten sich Immobilienhändler und interessierte Privatleute in etwa die Waage.