Mülheim. Mülheimer Schornsteinfeger schlagen Alarm: Mehr Menschen werden kreativ, um Heizkosten zu sparen. Die Ideen sind verrückt, aber auch gefährlich.

Die vielfältigen momentanen Krisen wirken sich auf zahlreiche Lebensbereiche aus und schüren die Verunsicherung bei Bürgerinnen und Bürgern. Ein zentraler Bereich ist die Steigerung der Heizkosten durch die drastisch steigenden Energiepreise. Ganz gleich, ob Öl, Gas oder Strom Wärme in die heimischen vier Wände bringen – es wird teurer.

Ralf Fischer ist Schornsteinfeger-Meister und Vorsitzender der Kreisgruppe Oberhausen-Mülheim der Schonsteinfeger-Innung. In seinem Berufsalltag gewinnt er tiefe Einblicke in das derzeitige, nicht selten seltsame und manchmal sogar lebensgefährliche Verhalten rund ums Heizen.

Mülheimer wollen verstärkt Kaminöfen haben

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Der Fachmann sieht den Hauptgrund für die momentanen Entwicklungen beim Krieg in der Ukraine. Die Menschen seien wegen der Energie-Krise und den immensen Steigerungen der Kosten sehr verunsichert. „Hinzu kommt die Angst machende Politik, ob Öl und Gas reichen“, so Fischer. „Früher musste man, wenn man ein Haus gebaut hat, einen Not-Schornstein mitbauen – unabhängig davon, wie geheizt wird. Jetzt wollen die Kunden vermehrt Kaminöfen haben.“ Deren Popularität sei in der letzten Zeit noch stärker gestiegen.

„Im Moment ist jede Energie teurer geworden“, erläutert Fischer. So hätten sich die Preise für Strom und Gas mindestens verdoppelt. „Holz-Pellets sind sogar um das Vierfache gestiegen. Stückholz hat vor eineinhalb Jahren 100 Euro pro Raummeter gekostet. Jetzt sind´s 300 – wenn sie überhaupt noch was bekommen!“ Er selbst brauche für seinen Kaminofen ca. 1,5 Raummeter pro Jahr, habe aber direkt mehr gekauft. „Das machen die anderen auch – und dann steigt der Preis“, beschreibt Fischer die aktuelle Lage.

Kaminfan betreibt Ofen ohne Abzug und wundert sich über den Rauch

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„Das Holz kam oft aus Nord- und Ost-Europa.“ Durch den Krieg und die Störung der Lieferketten stiegen nun sowohl die Preise für das Holz als auch die Transportkosten. „Daraus resultierend sind Kaminöfen nicht günstiger“, resümiert der Fachmann. Wer einen solchen Ofen zum Sparen beim Heizen kaufe, wähle den falschen Ansatz. Als Heiz-Reserve hingegen sei die Anschaffung durchaus sinnvoll.

Die derzeitige Situation bringt so manche Frierende auf äußerst seltsame Gedanken. So erfuhr Fischer von einem Mann, der sich selbst einen Kamin in sein Haus baute – der allerdings zum Teil aus brennbarem Material bestand. Glücklicherweise fiel das Ganze auf, bevor jemand zu Schaden kam. Ähnlich wunderlich ging ein Mann vor, der sich einen Kaminofen kaufte, ihn in sein Wohnzimmer stellte und entzündete – und sich dann über die Rauch-Entwicklung im Raum wunderte. Dabei gab es gar keinen Abzug. Der Ofen stand einfach so im Raum. Auch in diesem Fall kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Ralf Fischer hat einen ganz klaren Rat für Menschen, die mit der Idee spielen, einen Kaminofen anzuschaffen. „Man sollte immer einen Fachmann zu Rate ziehen!“

Wer jetzt einen Kaminofen bestellt, muss lange warten

Niemand sollte damit rechnen, dass es mit einem Kaminofen derzeit schnell geht. „Momentan gibt es Lieferzeiten von rund einem Jahr“, so Fischer. Rohre, die man früher bei einem Einkauf einfach so mitnehmen konnte, hätten nun eine Lieferzeit von mindestens sechs Wochen und zudem seien auch in diesem Bereich die Preise gestiegen.

Mit Blick auf alle derzeitigen Probleme hat Ralf Fischer grundsätzliche Tipps rund ums Heizen. „Die richtige Einstellung und Wartung der Heizung ist sehr wichtig.“ Zudem solle die Heizung an das Gebäude angepasst sein. Über mangelnde Arbeit könne sich seine Branche derzeit nicht beklagen. „Wir haben genug zu tun.“