Mülheim. Detlef Trümpler ist seit 40 Jahren Schornsteinfeger. Nicht nur am Jahresende hat er mit dem Thema Glück zu tun. Sein Beruf ist eine Glückssache.

Na, herzlichen Glückwunsch. Heute ist es wieder soweit. Der letzte Tag des Jahres. Das bedeutet nicht nur Bleigießen und Party mit abschließendem Feuerwerk. Silvester bildet Jahr für Jahr auch den Anlass für eine ganze andere Ausschweifung: eine Orgie der guten Wünsche, die schon einige Tage vorher einsetzt. Wo man steht und geht, wünschen einem die Menschen Glück für das neue Jahr. Keine Frage, natürlich steckt dahinter ein guter Wille. Aber das kann auf Dauer nerven. Denn wie viele dieser Wünsche sind wirklich echt? Diese Frage kann man sich irgendwann stellen. „Viel Glück“, das ist ein ziemlich großer Wunsch. Wird er nicht bedeutungslos, einfach so im Vorbeigehens gesprochen? Nur noch ein Ritual der Höflichkeit, ohne weitere Bedeutung?

Glück ganz konkret

Jetzt könnte man philosophisch werden, wenn es nicht Menschen wie ihn geben würde, die einen bei der Frage „Was ist Glück?“ ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen bringen: Der Schornsteinfeger hat zwar seinen Arbeitsplatz auf dem Dach, aber er schwebt keineswegs über den Dingen. Der Grund dafür, warum er zum Glücksbringer geworden ist, der ist ziemlich handfest: Er schützt das Leben. In früherer Zeit war die Brandgefahr in Städten hoch. Abhilfe schufen die Schornsteinfeger. Sie begutachteten in ihren Kehrbezirken die Feuerstätten. Wer einen Schornsteinfeger sah, konnte also sicher sein, dass bei ihm im Viertel alles in Ordnung ist. Das Aufgabengebiet des Berufs hat sich in den letzten Jahrhunderten ständig erweitert, die Freude der Menschen ist geblieben.

„Wenn ich den Leuten begegne, dann freuen sie sich“, sagt Detlef Trümpler. „Sogar wenn ich in Zivil bin. Denn die Leute kennen mich in meinem Viertel.“ Seit 40 Jahren ist er Schornsteinfeger, seit 21 Jahren hat er seinen eigenen Betrieb. Zu seinem Revier gehören vor allem Saarn, Selbeck und Mintard. Aber sein Wirkungsfeld ist größer geworden. Denn 2013 ist das sogenannte Kehrmonopol gelockert worden. Einige hoheitliche Aufgaben unterliegen zwar weiterhin nur dem Bezirksschornsteinfeger: Zum Beispiel die Abnahme neuer Schornsteine. Aber von diesen Ausnahmen abgesehen, besteht nun eine freie Schornsteinfegerwahl. Detlef Trümpler sieht darin kein Unglück.

Beliebter Beruf

Zudem sich auch das Aufgabengebiet seines Berufes stetig erweitert hat: Der Schornsteinfeger von heute ist nicht nur Experte für Sicherheitsfragen, sondern auch Ansprechpartner, wenn es etwa darum geht, Energie zu sparen und den Co2-Ausstoß zu reduzieren. Schornsteinfeger tun also etwas für den Umweltschutz. „Mein Beruf ist sehr vielfältig und interessant.“

Das spiegelt sich auch in den Ausbildungszahlen wider. Die Zahl der jungen Menschen, die sich für dieses Handwerk interessieren, hat stark zugenommen. Rund 50 Prozent mehr als noch 2011 haben sich aktuell für eine Lehre entschieden. Kein Wunder, wenn man Trümpler von seinem Beruf schwärmen hört. Es ist ganz offensichtlich schön, ein Glücksbringer zu sein: „Ich stoße nie auf schlechte Laune.“ Das ist für ihn auch ein Glück. Und zum Schluss wird es dann noch einmal dienstlich: „Ich will allen Lesern Glück bringen.“ Klar, ist ja auch sein Job.