Mülheim. Eine junge Mülheimer Firma baut Bodenbetten für Kinder und Familien. Die beliebtesten Modelle sind bis zu 3,60 m breit. Gruppenkuscheln im Trend.

Das Mülheimer Familienunternehmen ist jung und auf Instagram eifrig unterwegs. „Hi, wir sind Robin und Sara. Wir sind die Inhaber und Gründer von ,Handgemacht & 1zigartig’. Wir sind spezialisiert auf Hausbetten, Bodenbetten und Familienbetten der besonderen Art“, heißt es in ihrem aktuellen Beitrag, einem Imagefilm aus der Werkstatt an der Hofackerstraße.

Man sieht Robin Seyler (31), wie er Bretter zurechtsägt und zusammenfügt. Auch Kaylee, die sechsjährige Tochter des Paares, dreht mit einem Inbusschlüssel Schrauben ins helle Holz. Ein wichtiges Signal. Die Betten, damit wirbt die Firma, seien aus möglichst wenigen Einzelteilen gefertigt, somit kinderleicht in wenigen Minuten aufzubauen. Verwendet werde ausschließlich naturbelassenes, unlackiertes Kiefernholz, „frei von schädlichen Lacken“.

Bodenbetten aus Mülheimer Werkstatt schon bis nach Österreich verkauft

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Die Betten von „Handgemacht & 1zigartig“ haben keine aufwendige Konstruktion, keine Sockel, keine Beine. Es sind Bodenbetten: schlichte Rahmen, ringsum mit einem etwa 13 cm hohen Rausfallschutz versehen. Lattenroste werden eingelegt. Die Matratze hält Abstand zum Fußboden für die Luftzirkulation. Mit diesem gradlinigen Stil treffen die Mülheimer offenbar einen Trend. In verschiedene Bundesländer haben sie schon Betten verkauft, erste Kunden melden sich aus Österreich, Luxemburg, der Schweiz.

Hausbetten in verschiedenen Größen sind ein Schwerpunkt der Firma „Handgemacht & 1zigartig“. Im jungen Mülheimer Familienbetrieb leistet Robin Seyler (31) die handwerkliche Arbeit, Ehefrau Sara (33) kümmert sich um das Marketing, beispielsweise auf Instagram.
Hausbetten in verschiedenen Größen sind ein Schwerpunkt der Firma „Handgemacht & 1zigartig“. Im jungen Mülheimer Familienbetrieb leistet Robin Seyler (31) die handwerkliche Arbeit, Ehefrau Sara (33) kümmert sich um das Marketing, beispielsweise auf Instagram. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Vor etwa fünf Jahren sei das Ganze losgegangen, berichten Robin und Sara Seyler. Ihre kleine Tochter bekam ein selbst geschreinertes Hausbett mit Leseecke und bodentiefem Eingang, damit sie – wichtig – alleine hinein- und herauskrabbeln konnte. Nicht allzu schmal durfte das Bett sein, damit sich die Eltern dazulegen können, wenn das Kind mal krank ist oder schlecht einschlafen kann. Freunde fanden das gut. Robin Seyler, von Hause aus Metallbauermeister, fertigte ihnen ähnliche Betten. Dann gingen die ersten Bodenbetten über Ebay-Kleinanzeigen weg. Produktionsstätte war noch die eigene Garage in Speldorf, wo die junge Familie ein Haus gekauft und kernsaniert hat.

Stelle als Werkstattleiter bei der Deutschen Oper am Rhein gekündigt

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Im Jahr 2020 gründete Robin Seyler offiziell seine Firma „Handgemacht & 1zigartig“, seit Mai 2021 befindet sich die Werkstatt im Gewerbegebiet an der Hofackerstraße, langsam wird sie zu klein. Zum Jahreswechsel hat der Handwerksmeister eine Entscheidung getroffen: „Ich mache mein Hobby zum Beruf.“ Er hat seine Stelle gekündigt als Werkstattleiter der Schlosserei bei der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf und Duisburg. Acht Jahre lang war er dort im Produktionszentrum tätig, in dem die Kulissen entstehen: „Ein sehr interessanter Job zwischen Kunst und Handwerk“, sagt er.

Doch die Faszination der ureigenen Sache war stärker: „Hierfür brenne ich.“ Robin Seyler hat inzwischen auch die Tischler-Vergleichsprüfung abgelegt. Sara Seyler, gelernte Einzelhandelskauffrau, zieht mit, erledigt die Buchhaltung, das Marketing, sorgt für Präsenz auf Instagram und anderen Online-Plattformen. „Das hier ist unser Baby“, sagen die beiden mit Blick auf Bretter, Maschinen und Matratzen. „Wir haben unsere gesamten Ersparnisse in diese Firma gesteckt.“

Günstigstes Bodenbett kostet 1050 Euro – Werbung mit Montessori-Konzept

Billig sind die Betten von „Handgemacht & 1zigartig“ nicht. 1050 Euro kostet das günstigste Bodenbett mit den Maßen 200 mal 100 cm – ohne Matratze und Lattenrost. Gestaltet als Haus- oder Tipibett mit einer Dachkonstruktion kommen 200 Euro hinzu. Verschiedene Größen stehen zur Wahl, auch Extras, etwa Beistelltische oder eine Leseecke. Aktuell teuerstes Modell ist ein Familienbett, eine regelrechte Schlaflandschaft von 360 cm Breite, die es für 2300 Euro gibt. Jedes Modell ist auch in Eichenholz erhältlich, zum Aufpreis von 40 Prozent.

Die Bodenbetten bestehen nur aus wenigen Teilen und lassen sich minutenschnell zusammenbauen, verspricht der Mülheimer Handwerksmeister Robin Seyler.
Die Bodenbetten bestehen nur aus wenigen Teilen und lassen sich minutenschnell zusammenbauen, verspricht der Mülheimer Handwerksmeister Robin Seyler. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Was Eltern unmittelbar ansprechen könnte, ist das pädagogische Konzept von Maria Montessori, mit dem die Firma „Handgemacht & 1zigartig“ ihre Produkte bewirbt. Schon für kleinste Kinder gilt dort das Motto: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Übertragen auf kindgerechte Betten, so die Mülheimer, soll dem Nachwuchs eine Umgebung geboten werden, in der er seine Fähigkeiten ungestört entwickeln und allmählich selbstständiger werden kann. Im klassischen Gitterbett sind hier schnell Grenzen erreicht.

„In vielen Familien schlafen Kinder bis sechs, sieben Jahren im Elternbett“

Als Kleinmöbel hat die Firma unter anderem einen offenen Kleiderschrank im Angebot oder einen „Montessori-Lernturm“: eine hölzerne Stiege mit Geländer, die beispielsweise an die Arbeitsplatte in der Küche gestellt werden kann, wenn die Kinder mithelfen möchten.

Aktuelle Trend-Möbel sind aber die ganz großen Kaliber: breite Bodenbetten, die mit Außenmaßen zwischen 2,83 und 3,73 Metern das Schlafzimmer wuchtig füllen. „Familienbetten laufen am besten“, stellen Robin und Sara Seyler fest. Vater, Mutter, Kleinkind, Baby dicht an dicht: „Es gibt viele Familien, deren Kinder bis zum Alter von sechs, sieben Jahren mit im Elternbett schlafen.“ Teilweise nächtigen ihre Kunden zu fünft nebeneinander. Familie Seyler besitzt selbst ein XXL-Bett, allerdings nur im Gartenhaus. In ihrem Kinderzimmer schlafe Kaylee alleine, betonen die jungen Eltern.