Duisburg. Die Deutsche Oper am Rhein ist als eines der führenden Opernhäuser des Landes auch ein Sprungbrett für Karrieren. Wir sprechen mit Intendanten.
Von 2003 bis 2005 war Walter Sutcliffe als Regieassistent an der Deutschen Oper am Rhein engagiert. Seit 2021 leitet der gebürtige Engländer die Opernsparte an den Bühnen Halle. Wir fragen in unserer Sommerserie nach ihrem Weg zum Intendanten.
Wie kamen Sie an die Deutsche Oper am Rhein?
Walter Sutcliffe: Ich hatte bei den Bayreuther Festspielen eine Hospitanz bei Keith Warner gemacht, der dort den „Lohengrin“ inszenierte. Bei dieser Gelegenheit lernte ich Timothy Coleman, den damaligen Rheinopern-Dramaturgen, kennen. Der hat den Kontakt zum Haus hergestellt, und trotz meines damals furchtbaren Deutsch wurde ich 2003 von Generalintendant Tobias Richter engagiert.
Was waren Ihre wichtigsten Aufgaben?
Als Regieassistent habe ich gleich Tobias Richters Inszenierung von „Capriccio“ betreut, in dem Alexandra von der Weth die Gräfin sang. Mit Christof Loy konnte ich bei „Cavalleria rusticana/Pagliaci“ und „Die Zauberflöte“ arbeiten. Eine große Aufgabe war die Wiederaufnahme der „Götterdämmerung“-Inszenierung von Kurt Horres im Jahr 2003. Meinen Abschied von der Rheinoper nahm ich dann 2005, als wir mit dem gesamten „Ring des Nibelungen“ für drei Wochen am Prager Nationaltheater gastierten.
Was sind Ihre stärksten Erinnerungen an die Rheinoper?
Die Qualität des Sängerensembles war unfassbar gut. Mir fallen da sofort große Wagner-Sänger wie Linda Watson, Jeanne Piland, Renee Morloc, Wolfgang Schmidt, Helmut Pampuch, John Wegner und Hans-Peter König ein. Andere große Opernhäuser müssen sich für Wagners „Ring“ viele Gäste einkaufen, die Rheinoper hatte diese Weltklasse-Interpreten im eigenen Ensemble.
Was haben Sie in Düsseldorf und Duisburg für Ihre Arbeit als Intendant gelernt?
Ich habe vor allem gelernt, wie ein großes Theater mit einem großen Ensemble funktioniert. Vieles, was für eine leitende Funktion an einem Theater wichtig ist, habe ich aber in meinem Beruf als Regisseur gelernt.
Wie ist Ihnen der Wechsel vom Assistenten zum Regisseur gelungen?
Da habe ich einfach Glück gehabt. Man muss geduldig sein, an sich glauben und im richtigen Moment die richtigen Angebote bekommen. Tobias Richter hat mir beispielsweise erlaubt, an anderen Theatern als Regisseur zu gastieren. Ich habe viel Zeit in diesen Beruf investiert und an vielen Theatern gearbeitet. Irgendwann habe ich so viele Angebote bekommen, dass ich mich ganz auf meine Inszenierungen konzentrieren konnte.
Was ist Ihnen als Intendant in Halle wichtig?
Ich möchte mich in den ersten zwei Jahren ganz auf Halle konzentrieren. Der Intendantenberuf ist ein Vollzeitjob. Außerdem versuche ich, ein interessantes Opernprogramm für die Stadt anzubieten. Wir sind zwar kein ganz großes Haus, versuchen bei dem, was wir machen, auch mit einer sehr hohen Qualität in der 1. Liga zu spielen. Wichtig ist mir, eine gute Balance zwischen unbekannten Stücken und Opernhits anzubieten. Wir haben in der letzten Saison „Rigoletto“ und „Tristan und Isolde“ gezeigt, aber auch selten gespielte Stücke wie „Ein Traumspiel“ von Aribert Reimann. Für diese Oper habe ich Keith Warner als Regisseur engagiert, bei dem ich als Hospitant angefangen habe.
>>> Die Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel
- Halle an der Saale ist die Geburtsstadt Georg Friedrich Händels, in jedem Frühjahr gibt es die Händelfestspiele, die bis in das Jahr 1922 zurückreichen. Zu den Festspielen 2022 inszenierte Walter Sutcliffe Händels „Orlando“.
- Das Opernhaus Halle wurde 1886 eröffnet. Zu DDR-Zeiten hieß es „Theater des Friedens“. Einer von Walter Sutcliffes Vorgängern ist der Countertenor und Regisseur Axel Köhler, der das Haus von 2009 bis 2016 leitete und 2018 in Duisburg „Die Fledermaus“ inszenierte.