Mülheim. Wie läuft das Weihnachtsgeschäft angesichts steigender Energiekosten und Inflation? Viele Mülheimer stehen zwischen kaufen und sparen.
Horrend steigende Energiekosten und Inflation können einem den Einkaufsbummel für die Weihnachtsgeschenke vermiesen. Denn die Wunschzettel sind zumeist trotzdem lang. Wie meistern die Mülheimerinnen und Mülheimer diese Diskrepanz? Wir haben nachgefragt.
Der Parkplatz vom Rhein-Ruhr-Zentrum ist am Samstag voll. Mülheimer gehen mit leeren Händen, aber langen Wunschzetteln in die Geschäfte rein – und kommen mit gefüllten Einkaufstaschen wieder heraus. Es ist Weihnachtszeit, überall werden fleißig Geschenke gekauft. Obwohl – wirklich überall? In einer Zeit, wo aufgrund von hohen Energiepreisen und starker Inflation die Geldbeutel etwas leerer sind, stellt sich die Frage: Wird dieses Jahr womöglich an Weihnachtsgeschenken gespart?
„Es ist nicht festzustellen, dass jeder zu Hause sitzen bleibt und sein Geld festhält.“
Marc Heistermann, Geschäftsführer vom Handelsverband Ruhr, sagt in Bezug auf steigende Kosten: „Es ist nicht festzustellen, dass jeder zu Hause sitzen bleibt und sein Geld festhält.“ Er beschreibt die Situation als „verhaltenen Optimismus“: Die Menschen freuen sich auf Weihnachten, möchten raus auf die Weihnachtsmärkte und auch wieder Geschenke kaufen.
Natürlich merke man trotzdem noch eine gewisse Kaufzurückhaltung. Aber diese sei kein Vergleich mehr zu den letzten Monaten, wo die Kaufbereitschaft noch viel zurückhaltender war, so Heistermann. Denn jetzt wissen die Menschen in etwa, was an Kosten auf sie zukommt. Hinzu kommen politische Botschaften wie der Energiepreisdeckel.
„Die anfängliche Angst vorm Unbekannten ist genommen, sodass jeder für sich kalkulieren kann. Das merken wir auch im Handel.“ Das Weihnachtsgeschäft befinde sich nicht im Tal der Trauer: „Inflation ist für keinen schön, alle müssen rechnen. Aber: Eine gewisse Hoffnung ist da.“
Mülheim zwischen vollen Einkaufstaschen und weniger Budget
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Das merkt man auch am Samstag im Rhein-Ruhr-Zentrum: Wie viele andere haben auch Iris und Günter Marx volle Einkaufstaschen dabei: „Ob wir an Weihnachtsgeschenken dieses Jahr sparen? Eindeutig nein“, sagt Iris Marx. Günter Marx ergänzt: „Weihnachten kann man sich endlich mal die Sachen schenken, bei denen man sonst zögern würde.“ Außerdem möchte man sich zum Fest etwas Gutes tun – da gehörten eben auch Geschenke dazu.
„Bei uns bleibt die Summe gleich – wegen der Inflation gibt es dann halt vielleicht ein Geschenk weniger“, so Iris Marx. Doch das ist nicht bei allen so: Julia Radazz und Malwina Marks sind ebenfalls mit vollen Tüten unterwegs. Aber: „Wir haben dieses Jahr schon etwas weniger Geld für Geschenke ausgegeben, wegen der hohen Energiepreise.“ Sie müssen 75 Prozent mehr Strom zahlen als sonst – da wird halt bei den Geschenken gespart: Etwa 100 Euro weniger haben sie dieses Jahr in den Weihnachtseinkauf gesteckt, berichten die beiden Frauen.
Hohe Energiepreise und Inflation hemmen noch die Kaufbereitschaft auch in Mülheim
Dass manche Menschen weniger Geld für Geschenke ausgeben, hat auch Frank Prümer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Innenstadt, bemerkt: „Insgesamt läuft das Weihnachtsgeschäft schleppender als sonst.“ Wobei ein Vergleich schwer sei: Denn in den letzten von Corona geprägten Jahren lief es noch mal deutlich schlechter.
Frank Prümer sieht es weniger optimistisch als Marc Heistermann: „Die Kunden halten ihr Geld immer noch mehr fest als sonst.“ Einen Grund dafür sieht er neben hohen Energiekosten und Inflation auch darin, dass dieses Jahr erstmalig wieder viel Geld in teure Urlaube gesteckt wurde – und daher weniger Geld in Geschenke. Doch auch Prümer räumt ein: Der Tiefpunkt der Kaufbereitschaft vom September sei überwunden – die Verunsicherung aber nach wie vor groß.
Mülheimer gehen beim Geschenkekauf unterschiedlich vor
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Es verhält sich unterschiedlich: Barbara Greifenhofer schenkt sich mit ihrem Mann gar nichts – aber nicht wegen der aktuellen Preise, sondern aus Tradition schon jahrelang. Matthias spart „nur bei den Erwachsenengeschenken, bei den Kindergeschenken aber nicht.“ Und Margit Tiemann handhabt den Kauf von Weihnachtsgeschenken genauso wie sonst auch – und spart lieber an anderen Stellen wie durch weniger Auto fahren und keinen Trockner mehr benutzen. Weihnachten ist eben etwas sehr Individuelles – und deshalb gibt jeder genau so viel für Geschenke aus, wie er möchte oder kann.