Mülheim. Neustart im früheren SWB-Gebäude in Mülheim-Dümpten: Vielleicht schon zum Jahreswechsel ziehen Jugendliche ein, die einiges hinter sich haben.
Von außen noch kaum sichtbar, wird der ehemalige SWB-Wohnblock an der Mellinghofer Straße 282 auf eine neue Nutzung vorbereitet. Bald werden dort wieder Menschen wohnen, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Wie berichtet, hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft das Gebäude an die ISF Familienhilfe verkauft – einen freien Träger der Jugendhilfe, dessen Konzept man überzeugend fand, wie SWB-Chef Andreas Timmerkamp im Juli erklärte.
Geplant war, das dreistöckige Eckhaus baulich herzurichten, spätestens im September fertigzustellen und an die neuen Eigentümer zu übergeben. Dies ist offenbar auch gelungen. „Es hat keine Verzögerungen gegeben“, so SWB-Sprecherin Christina Heine. Das Objekt sei planmäßig fertiggestellt und übergeben worden.
Neuer Hauseigentümer in Mülheim-Dümpten will nichts zur neuen Nutzung sagen
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Was genau die neuen Eigentümer mit dem geräumigen Haus vorhaben, blieb zunächst vage und sorgte teils für wilde Spekulationen. Einige Nachbarn waren ohnehin schon genervt vom langen Leerstand und der ungepflegten Optik des Gebäudes. Bis zum Sommer 2020 waren hier geflüchtete Menschen untergebracht, die SWB hatte der Stadt Mülheim dafür Wohnungen zur Verfügung gestellt und einigen Mietparteien von der Mellinghofer Straße 282 Alternativen geboten.
Als im vergangenen Juli der Verkauf publik wurde, hieß es, eine sozialpädagogisch betreute Wohnform für junge Menschen solle hier entstehen. Das Mülheimer Jugendamt war bereits informiert und eingebunden. Der Geschäftsführer der ISF Familienhilfe, Rachid Garnaoui, lehnte nun auf Anfrage dieser Redaktion jedoch nähere Informationen über das geplante Projekt ab.
Geflüchtete Jugendliche werden an der Mellinghofer Straße untergebracht
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Beim Mülheimer Jugendamt ist indessen zu erfahren, dass an der Mellinghofer Straße 282 langfristig eine betreute Wohnform für Jugendliche und junge Erwachsene entstehen soll. Das Projekt benötige eine Betriebserlaubnis durch das Landesjugendamt Rheinland und befinde sich hierzu noch in der Prüfphase. Kurzfristig sollen im Haus unbegleitete, minderjährige Ausländer untergebracht werden, in Kooperation mit dem Kommunalen Sozialen Dienst (KSD) der Stadt Mülheim.
Die ISF Familienhilfe hat entsprechende Erfahrung: Bereits 2015 bis 2017 hat der Träger, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, Wohngemeinschaften für geflüchtete Jugendliche sozialpädagogisch betreut. Offenbar zur Zufriedenheit der Stadt Mülheim, die von einer „Brückenlösung“ spricht. Da immer mehr Plätze benötigt würden, dürften kommunale Jugendämter – mit Partnern – solche Angebote aufbauen, damit junge Leute ein Dach über dem Kopf haben. Die unbegleiteten ausländischen Jugendlichen kämen überwiegend aus Kriegs- und Armutsgebieten, stellt die Stadt Mülheim ergänzend klar, „und haben oft eine lange und beschwerliche Flucht unter großen Entbehrungen und oft lebensbedrohlichen Umständen hinter sich“.
Maximal 20 Plätze sollen nach und nach belegt werden
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Die Jugendlichen ziehen in einen verschachtelten Block, an dem sich äußerlich noch kaum etwas getan hat – immerhin klebt ein Zettel mit dem Logo und Kontaktdaten der ISF Familienhilfe am Haupteingang. Die Innenräume werden offenbar gerade eingerichtet, durch die Fenster erkennt man Umzugskartons, Zimmerpflanzen und auch schon mit Bett, Tisch und Couch möblierte Räume.
Nach Auskunft der Stadt hat das Haus eine Kapazität von maximal 20 Plätzen, die man nach und nach belegen werde. „Das Projekt soll an keiner Stelle überfordert werden.“ Wann genau die ersten Jugendlichen einziehen, sei noch offen. Aktuell müssten noch Brandschutzfragen geklärt und entsprechende Baumaßnahmen vorgenommen werden. Dies könne noch einige Wochen dauern. „Wir hoffen jedoch, dass wir zum Jahreswechsel die ersten jungen Menschen unterbringen können“, so Stadtsprecher Volker Wiebels.