Mülheim-Dümpten. . Sozialdezernat und SWB klären bei einer Bürgerversammlung über die Unterbringung im Stadtteil Dümpten auf und versuchen dabei, die Bedenken zu nehmen.
Warum hier, warum an der Mellinghofer Straße? Die Frage stellen sich viele der anwesenden Bürger. Auch darauf hat Ulf Lennermann, Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWB und damit von 8500 Wohnungen in Mülheim, eine Antwort: Man habe danach geschaut, wo sind Wohnungen noch nicht allzu lange belegt, wo reißen wir keine allzu stark gefestigten Wohngemeinschaften auseinander, wo haben wir Wohnungen mit der erforderlichen Größe. Acht weitere Wohnungen will SWB der Stadt an der Mellinghofer Straße zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen, vier hat sie bereits.
Damit könnten in den betroffenen Mietshäusern rund 50 Flüchtlinge untergebracht werden – vorausgesetzt, die jetzigen Mieter lassen sich auf das Angebot ein und wechseln in eine andere SWB-Wohnung, die besser ausgestattet sein wird, vielleicht auch größer, in keinem Fall teurer.
Etwa 60 Bürger vor Ort
Die Bürgerversammlung diente der Aufklärung, der Vertrauensbildung. Sie verläuft in einem ruhigen Ton. Etwa 60 Bürger sind gekommen. Sie haben kritische Fragen, Bedenken, wohl auch Sorgen, aber einige bringen auch die Bereitschaft mit, sich zu engagieren, wenn eines Tages die Menschen aus fernen Ländern anreisen.
Wer sind die neuen Nachbarn im Viertel? Sozialdezernent Ulrich Ernst kann dies nicht beantworten: „Wir wissen es nicht, die Stadt wird erst kurzfristig vorher von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg unterrichtet.“
Mehrere Mieter wollen umziehen
Die SWB führt weiter Gespräche mit den Mietern an der Mellinghofer Straße 282 über einen Umzug in alternative Wohnungen aus ihrem Bestand.
Von den acht Mietparteien hätten bislang zwei einen neuen Mietvertrag unterschrieben, teilte ein SWB-Sprecher auf Anfrage dieser Zeitung mit.
Dazu seien bereits mehrere weitere Mietverträge unterschriftreif.
Anders als in der geplanten Flüchtlingsunterkunft am Frohnhauser Weg habe an der Mellinghofer Straße bislang keine der Mietparteien signalisiert, definitiv erst einmal dort wohnen bleiben zu wollen, so der SWB-Sprecher weiter.
Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Man sähe häufig Polizei in der Nähe von Einrichtungen, wo Flüchtlinge untergebracht seien, heißt es. Die Stadt habe sich mit diesem Thema „sehr intensiv“ befasst, sagt Ernst und betont: Die Lage sei dort, wo Flüchtlinge wohnten, bisher nicht spannungsgeladen. Dass die Polizei dort häufiger vorbei fahre, sei mit der Stadt abgestimmt, und diene auch dem Schutz der Flüchtlinge. Lennermann erklärt, dass SWB Integrationshelfer einsetze.
Ob daran gedacht sei, Flüchtlingen auch eine Beschäftigung zu geben, fragt ein Vertreter vom Bürgerverein. Die Stadt versucht es mit Hilfe von Partnern, weiß aber auch, dass dies sehr eingeschränkt nur möglich sei. Ein anderer findet die Verteilung der Flüchtlinge aufs Stadtgebiet für ungerecht, weil der Norden wesentlich stärker betroffen sei als der Süden. Die Stadt will bei der möglichen Errichtung von Containern auch den Süden in den Blick nehmen. Es gibt aber auch Lob für die Stadtverwaltung in Sachen Flüchtlinge: „Sie macht das gut hier.“
Im Bezirk 2 leben mehr als 50 Prozent aller Flüchtlinge
Die Zahl der Flüchtlinge, die die Stadt aufnehmen muss, steigt stetig. Das hörten die Mitglieder der Bezirksvertretung 2 aus dem Verwaltungsvorstand. Dabei bilden Menschen aus europäischen Ländern die Mehrheit (54 Prozent). Mit Abstand folgen Afrikaner und Asiaten. Gleichzeitig kümmerten sich viele ehrenamtliche Helfer um die neuen Bewohner.
„Wie sieht es mit der Verteilung der Flüchtlinge im Stadtgebiet aus?“, wollte Petra Seidemann-Matschulla, die CDU-Fraktionssprecherin, wissen. Die meisten leben im Gebiet der Bezirksvertretung 2 – in Styrum und Dümpten. Mit der Unterbringung in Heißen erreiche der Stadtbezirk 1 jetzt eine Quote von 30 Prozent. Weniger als 20 Prozent aller bis heute aufgenommenen Flüchtlinge haben eine Bleibe auf der linken Ruhrseite, im Bezirk 3, gefunden.
Gerechtere Verteilung gefordert
Petra Seidemann-Matschulla bat die Mitarbeiter der Verwaltung, demnächst „für eine gerechtere Verteilung dieser Menschen zu sorgen“. Styrum und Dümpten könnten nicht die Hauptlast der Flüchtlingsunterbringung tragen, weil der „Stadtbezirk 2 schon einen hohen Anteil an ausländischen Mitbürgern“ habe.
Die Verwaltung sucht bereits verstärkt Orte zur Unterbringung von Flüchtlingen auf der linken Ruhrseite. Sie sucht auch noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit arabischen Sprechkenntnissen zur Unterstützung der Flüchtlinge bei Arztbesuchen und Behördengängen.